ADAC Monitor „Mobil in der Stadt“ zeigt Handlungsbedarf
Im Rahmen des ADAC Monitors „Mobil in der Stadt“ hat der ADAC nach 2017 erneut die Zufriedenheit verschiedener Verkehrsteilnehmer mit den gegebenen Mobilitätsstrukturen untersucht. Das Ergebnis: Obwohl die Zufriedenheit mit dem Mobilitätsangebot überwiegt, zeigt sich im Vergleich zu 2017 ein deutlicher Rückgang über alle Städte und Verkehrsarten hinweg. In Frankfurt sinkt die Gesamtzufriedenheit um 11 Index-Punkte von 19 auf 8.
Für den ADAC Monitor wurden in 15 deutschen Großstädten Einwohner sowie Einpendler und Besucher befragt, die mindestens zweimal pro Woche in der Stadt unterwegs sind. Am Beispiel Frankfurt zeigt sich: Stadtbewohner beurteilen die vorhandenen Mobilitätsstrukturen anders als Einpendler. So sind Einwohner in Frankfurt deutlich zufriedener als Pendler und Besucher, die von den umliegenden Städten und Gemeinden in die Stadt kommen.
„Frankfurt ist Arbeitsplatzzentrum und Pendlerstadt“, erklärt Wolfgang Herda, Verkehrsexperte des ADAC Hessen-Thüringen. „Ein Großteil der Arbeitnehmer muss dazu von außerhalb der Stadt anreisen. Allein 400.000 Berufspendler fahren jeden Tag nach Frankfurt, die allermeisten davon mit dem Pkw.“
Unzufrieden mit der Parksituation
Genau diese Gruppe scheint mit Blick auf die Auswertung besonderes unzufrieden mit dem Mobilitätsangebot in Frankfurt zu sein. Während die befragten Einwohner die Nutzung von Pkw in der Stadt als eher positiv bewerten, sind Pendler bei der Fahrt mit dem Auto überwiegend unzufrieden. Besonders negativ werden dabei wichtige Zufriedenheitskriterien wie Erreichbarkeit, Parkgebühren in der Innenstadt, Baustellenmanagement und das Parkraumangebot bewertet.
Die Mobilitätsbedingungen für Radfahrer in Frankfurt werden überwiegend als zufriedenstellend beurteilt. Im bundesweiten Vergleich liegt Frankfurt im Zufriedenheitsindex auf Platz vier von fünfzehn. Bei Pendlern fielen die Zufriedenheitswerte im Vergleich zu 2017 stark ab. Anders als Stadtbewohner, sehen radelnde Pendler vor allem in der Durchgängigkeit des Radwegenetzes sowie der Verkehrssicherheit Verbesserungsbedarf.
Gefragt nach der Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) liegt Frankfurt bundesweit im hinteren Mittelfeld auf Platz 9. Insbesondere bei Pendlern ist die Zufriedenheit deutlich gesunken. Vor allem die Zuverlässigkeit des ÖPNV-Angebots wird von einem knappen Drittel der Befragten negativ bewertet ebenso das Preis-/Leistungsverhältnis sowie der Service „Information bei Störungen“. Taktung sowie Direktheit der Verbindungen werden hingegen überwiegend positiv gesehen.
Die höchsten Zufriedenheitswerte unter allen Fortbewegungsarten erzielt der Fußverkehr. Die Befragten sind besonders mit der Direktheit der Wege sowie dem Angebot an gesicherten Querungsmöglichkeiten zufrieden. Auffällig über alle Mobilitätsformen hinweg: die negative Beurteilung von E-Scooter-Nutzern.
Gründe für Unzufriedenheit
Die Ursachen für die steigende Unzufriedenheit mit dem Mobilitätsangebot sind unterschiedlicher Natur. „Neben verkehrlichen Gründen, wie einer nach Corona deutlich angestiegenen Verkehrsbelastung der kommunalen Verkehrssysteme sowie fehlender Akzeptanz vieler Menschen von aktuellen Straßenbauprojekten, können auch gesellschaftliche Aspekte in die Bewertung miteingeflossen sein“, erklärt Verkehrsexperte Wolfgang Herda. So waren während der Pandemiejahre 2020 bis 2022 viele Straßen und Verkehrsmittel deutlich leerer. Die derzeitige Rückkehr zur früheren Mobilität wird von vielen Menschen als Verschlechterung wahrgenommen.
Zusätzlich kommen gestiegene Erwartungen an Verkehrssicherheit, Umwelt- und Gesundheitsschutz hinzu, die viele Städte dazu zwingen alternative Mobilitätskonzepte umzusetzen. Der Ausbau des Fußgänger- und Radwegenetzes erfolgt meist durch Verlust von Parkplätzen und Autospuren und führt bei vielen Autofahrern zu Unzufriedenheit. Solche Umstellungen sind häufig langwierig und werden von kontroversen Debatten begleitet.
Werden die Zufriedenheitswerte von Einwohnern und Pendlern bzw. Besuchern in Frankfurt verglichen, fallen weitere Faktoren ins Gewicht. Es gibt teilweise große Unterschiede des Mobilitätsangebotes innerhalb der Städte im Vergleich zum Umland. So ist das Radwegenetz in Frankfurt deutlich besser ausgebaut als auf den Zufahrtswegen vieler Pendler. Aktuelle Projekte zur Schaffung von mehr Verkehrssicherheit werden oft nur punktuell im Stadtgebiet umgesetzt. Fahrradpendler aus anderen Bezirken profitieren kaum von solchen Anpassungen.
Gleiches zeigt sich auch bei der Nutzung des ÖPNV-Angebots. Verspätungen und Ausfälle von Bussen und Bahnen fallen für Stadtbewohner aufgrund vieler Alternativen im ÖPNV innerhalb Frankfurts weniger ins Gewicht. Bei Pendlern und Besuchern führt die steigende Unzuverlässigkeit vieler ÖPNV-Angebote sowie eine Verschlechterung des Service-Angebots hinsichtlich aktueller Informationen hingegen zu einem deutlichen Rückgang der Zufriedenheit seit 2017. Diese Servicemängel spiegeln sich auch in der sehr schlechten Bewertung des Preis-Leistungs-Verhältnisses durch Pendler und Besucher wider.
Die in der Umfrage deutlich sichtbaren Unterschiede der Zufriedenheitswerte bei der Pkw-Nutzung von Einwohnern und Pendlern in Frankfurt lassen sich ebenfalls durch strukturell bedingte Faktoren erklären. Hohes Verkehrsaufkommen im polyzentrischen Rhein-Main-Gebiet, zunehmende Staus und Baustellen auf den Zuführungsstrecken addieren sich für Pendler aus dem Umland. Alternative Mobilitätskonzepte gehen zudem häufig mit einem Wegfall von Fahrspuren und Parkplätzen sowie einer Ausweitung von Anwohnerparkbereichen im Stadtgebiet einher. Bei vielen Pendlern lässt dieses Vorgehen die Unzufriedenheit ansteigen.
Umfrage zeigt Handlungsbedarf
Gerade im ländlichen Raum muss die Anbindung und Taktung im Öffentlichen Personennahverkehr deutlich verbessert werden. Um die Klimaschutzziele zu erreichen und einen nennenswerten Beitrag zur Verkehrswende zu leisten, ist es essenziell, dass der Nahverkehr zuverlässiger und schneller wird sowie seine Kapazitäten erhöht. „Wichtige Zukunftsprojekte wie die Schienenringverbindung um Frankfurt müssen zügig fertiggestellt werden“, so Wolfgang Herda.
Dem Radverkehr kommt vor allem im beruflichen Pendlerverkehr eine immer größere Bedeutung zu – nicht zuletzt durch die Nutzung des Pedelecs. Pendlerinnen und Pendler brauchen in Zukunft deutlich mehr Radschnellwege entlang von Bundes- und Landstraßen. Wichtig ist zudem der flächendeckend verkehrssichere Ausbau von Fuß- und Radverkehrsanlagen.
Vor dem Hintergrund der steigenden Anzahl von Pkw-Einpendlern muss zudem ein zuverlässiges Parkraummanagement im Stadtgebiet geschaffen werden, das sowohl Anwohner als auch Stadtbesucher ausreichend berücksichtigt. Um Verzögerungen und Staubereiche in der Stadt sowie auf den Zubringerstrecken zu verringern, bedarf es zudem einer Anpassung des Baustellenmanagements.
Methodik
Für den ADAC Monitor „Mobil in der Stadt“ wurden in 15 deutschen Großstädten zwischen dem 7. und 25. September 2023 über 9.000 Personen zu ihrer Zufriedenheit mit den gängigen Mobilitätsformen (Pkw, ÖPNV, Fahrrad, Fußgänger) befragt. Dabei wurden Zufriedenheits-Indizes zu allen vier Fortbewegungsarten erstellt und diese anschließend zu einem Gesamt-Index zusammengeführt. Die Einzelergebnisse zur Bewertung der untersuchten Städte sowie weiter Informationen zur Methodik stellt der ADAC unter www.adac.de/stadt-monitor zur Verfügung.
(Text: PM ADAC Hessen-Thüringen e.V.)
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… erschließt sich ihre Welt, indem sie viel Zeit in der Natur verbringt. Bei langen Fahrradtouren und schöne Wanderungen tankt sie Kraft. Lokale Themen sind ihre Welt. Sowohl in den Printprodukten als auch online informiert sie am liebsten über Polizeiberichte, Tiergeschichten und Umweltthemen. Absolute Lieblingsbeschäftigung in der Adventszeit: Plätzchen backen.
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