Das Klischee eines Försters sieht landläufig ungefähr so aus: Ein etwas älterer Herr, der den ganzen Tag durchs Unterholz pirscht. Lange hat dieses Bild mehr oder weniger gestimmt, denn der Forstbetrieb war – und ist heute noch – eine Männerdomäne. Aber die Zeiten ändern sich auch hier. Seit gut einem Monat ist Franziska Teichert (26) neue Revierförsterin im Revier Dieburg und damit auch für den Gemeindewald Münster zuständig. Waldspaziergänger und Jogger werden ihr künftig also wohl öfter über den Weg laufen.
Teichert hat die Nachfolge von Michael Menzel angetreten, der als Förster von Roßdorf und Messel zuletzt auch Münster mit betreut hat und im August 2024 in den Ruhestand gehen wird. Insgesamt liegen nun über 1.800 Hektar Wald (das sind mehr als 2.500 Fußballfelder!) in Franziska Teicherts Verantwortungsbereich. Eine große Herausforderung, die sie aber selbstbewusst und motiviert annimmt. Die taffe, gebürtige Dieburgerin mit ihrer ansteckend guten Laune ist nämlich trotz ihres jungen Alters im Forstrevier schon so etwas wie eine „alte Häsin“ und kennt sich bestens aus: Bereits als Teenagerin absolvierte sie ein Praktikum beim damals noch zuständigen Förster Peter Sturm und war so begeistert, dass sie sich nach dem Abitur für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr entschied. Es schloss sich ein Studium der Forstwirtschaft im baden-württembergischen Rottenburg am Neckar mit Praxisjahr an. Auch in anderen Forstrevieren sammelte sie Erfahrungen.
Als die Stelle für Michael Menzels Nachfolge in ihrer alten Heimat ausgeschrieben wurde, zögerte Teichert nicht lang und bewarb sich – mit Erfolg. „Das freut mich außerordentlich, denn Franziska macht ihre Sache großartig und wir können uns sehr glücklich schätzen, sie als Försterin gewonnen zu haben“, lobt Menzel seine junge Kollegin. Bis zu seinem Renteneintritt steht der 65-Jährige ihr noch beratend und unterstützend zur Seite – „sofern sie das möchte und braucht“, fügt er lachend hinzu. „Denn ich weiß bereits jetzt, dass der Wald bei ihr in den besten Händen ist.“ Diesen Rückhalt hat sie auch von Forstamtsleiter Sebastian Vocilka. Noch ist Franziska Teichert als Frau eine Exotin in ihrer Position. „Aber mittlerweile sind im Studium und unter den Anwärtern rund ein Drittel weiblich“, erzählt sie.
Ein weiteres Klischee stimmt übrigens auch nicht mehr: Nämlich dass Förster angeblich den ganzen Tag im Wald unterwegs seien. „50 bis 60 Prozent der Tätigkeit bestehen aus klassischer Schreibtischarbeit“, berichtet Teichert. Försterinnen und Förster sind die Verwalter „ihres“ Waldes, müssen koordinieren und planen und dabei jede Menge Richtlinien berücksichtigen: Welche Bäume können gefällt und im Auftrag des Waldbesitzers verkauft werden? Dies natürlich stets unter Berücksichtigung des Prinzips der Nachhaltigkeit, heißt: Es wird nur so viel Holz entnommen, wie auch nachwachsen kann. Wo müssen Waldbereiche gezielt aufgeforstet werden, wo können sie sich „wild“ und ursprünglich entwickeln? Wo nimmt das Rehwild Überhand und gefährdet junge Bäumchen, wo droht vielleicht Gefahr für Spaziergänger durch morsche oder lose Äste?
Während früher der Holzverkauf stark im Fokus stand, wurden Natur- und Artenschutzaspekte in den letzten Jahren immer wichtiger. Denn die Folgen der Klimaveränderung zeigen sich im Wald bereits heute deutlich. Das ist wohl nirgendwo so gut sichtbar wie in Münster-Breitefeld in der Nähe der Muna: 2018 hinterließ Sturm „Fabienne“ eine Schneise der Verwüstung, 2019 und 2022 folgten nach Dürren verheerende Waldbrände. Jetzt erobert sich die Natur diese Bereiche Stück für Stück zurück. „Dieser Waldabschnitt liegt mir ganz besonders am Herzen und es wird sehr spannend, zu sehen, was sich dort in den nächsten 15 bis 20 Jahren entwickelt“, erzählt Teichert begeistert.
Eines braucht man als Förster oder Försterin also definitiv auch: Jede Menge Geduld. Es ist eben nicht nur einfach ein Beruf, sondern im wahrsten Sinne des Wortes eine Lebensaufgabe. „Die Gemeinde Münster freut sich auf die Zusammenarbeit mit Franziska Teichert und wünscht ihr in ihrem neuen Amt viel Erfolg“, betont Bürgermeister Joachim Schledt. „Michael Menzel danken wir herzlich für sein Engagement und wünschen auch ihm für seinen neuen Lebensabschnitt alles Gute, vor allem Gesundheit.“
(Text: PM Gemeinde Münster/Hessen)
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