Francesco Coppola verschönert in Eppertshausen Strom-Verteilerkästen
Viele Verteilerkästen von Telekom, Entega und Deutscher Glasfaser, die an den Straßenecken Eppertshausens die elektrische Energie in die Stromkreise leiten, sind beschmiert. „Ich liebe Dich“-Gekritzel gehört noch zu den harmloseren Aufschriften, Sympathisanten unter anderem der Frankfurter Eintracht haben sich ebenfalls verewigt. Auch Francesco Coppola ist SGE-Fan, doch die entsprechende Abkürzung hat für ihn auf den Kästen nichts verloren. Der 35-Jährige, der aus Neapel stammt und seit 2014 in Eppertshausen wohnt, hat dem illegalen Bekritzeln und der grauen Tristesse auf bunte Art den Kampf angesagt: Mit leuchtenden Farben, die auf Jahre in den Straßen strahlen sollen, hat er die ersten Stromkästen im Ortsgebiet optisch aufgewertet. Weitere sollen folgen, verbunden mit einem sozialen Projekt.
Dafür sucht Coppola gemeinsam mit der Kinder- und Jugendförderung der Gemeinde Sponsoren, denn die Sprühmaterialien gehen ordentlich ins Geld. „Bei Bildern wie dem Aquamarin an der Ecke von Sandweg und Nieder-Röder Straße oder dem Buntspecht am Verteilerkasten zwischen Goethestraße und Berliner Straße bist du ruckzuck bei 15 Farben“, sagt der Künstler, der ursprünglich Kaufmann im Einzelhandel gelernt hat. Eine Dose koste 6,50 Euro, ein kleiner Kasten mit verschiedenen Farben einen Hunderter, größere Sets schlügen schon im mittleren dreistelligen Bereich zu Buche. „Allein für manchen Hintergrund brauche ich drei, vier Grüntöne“, sagt Coppola.
Da er an der Verschönerung der grauen Käste samt Beseitigung der teils unflätigen Aufschriften nichts verdienen, aber auch nicht drauflegen möchte, wirbt er gemeinsam mit Jugendpflegerin Stephanie Groh Spenden ein. Letztere ist durch ein Werk Coppolas für den Partnerschaftsverein Eppertshausen-Codigoro auf den Kreativen aufmerksam geworden. Groh verbindet die vor einiger Zeit initiierte Zusammenarbeit mit einem Angebot gerade für ältere Jugendliche, die zum Klientel des Jugendzentrums in der Bürgerhalle zählen und mitunter ein Interesse an Graffiti-Kunst mitbringen könnten.
So hat Coppola den Auftakt an den genannten Straßenecken mit einem 16-Jährigen realisiert, „den ich mit Ausnahme unseres Boxprojekts sonst wohl verloren hätte“, sagt Groh. Sie hat bereits zwei weitere junge Eppertshäuser im Kopf, die für die farbenfrohe Aktivität an Coppolas Seite in Frage kommen könnten. Auch dabei handelt es sich um ältere Teenager. Gerade für sie seien das Jugendzentrum und die Angebote der kommunalen Jugendarbeit einst eingerichtet worden, erinnert sie.
Die Sache mit Künstler Coppola könnte also zur Win-Win-Situation werden: Die Gemeinde kommt erstens über ein Mitmach-Angebot unter kenntnisreicher Leitung eines kreativen Eppertshäusers mit gewisser Coolness an Jugendliche aus teils schwierigem Umfeld heran; zweitens profitieren alle Einwohner durch ein schöneres Ortsbild. Nach langer Anbahnung und zunächst der Zustimmung von Deutscher Glasfaser und Entega hat inzwischen auch die Telekom grünes Licht gegeben, ihre (in Eppertshausen am häufigsten vertretenen) Verteilerkästen mit unterschiedlichen Motiven – vor allem aus der Natur – zu besprühen.
Spender, die Farben für einen Kasten bezahlen möchten, dürften beim Motiv mitreden und könnten sich per E-Mail bei der Kinder- und Jugendförderung (<jugendpflege@eppertshausen.de>) melden, fügen Stephanie Groh und Francesco Coppola an. Dank einer Spende der Hobby-Künstler Eppertshausen ist das Geld für den nächsten Kasten schon da: Auf dem Grau eines Exemplars im Sandweg wird demnächst eine Biene eine Blüte bestäuben.
(Text: jedö)