„Ortskern im Wandel der Zeit“ hatte die Ortskerninitiative IGOR ihren Laternen-Rundgang überschrieben. Unter anderem bekamen die Teilnehmer einen Überblick zum aktuellen Stand der Umgestaltung des „Inneren Rings“.
„Um den Kirchenhügel herum gab es immer wieder viel an Baumaßnahmen und Veränderungen“, sagte IGOR-Sprecher Ernst Schäck beim Start an der Kirche. Da passte es gut, dass Marcel Kopp vom Verwaltungsrat der St. Nazarius-Gemeinde auch etwas zur am 15. Januar beginnenden Dachrenovierung am „Rodgaudom“ berichten konnte, die bis Ende 2024 abgeschlossen sein soll. Kopp betonte, dass die Kirche während des kompletten Zeitraumes zugänglich sein wird und Gottesdienste stattfinden können. Lediglich das Hauptportal, wo ein großer Lastenaufzug installiert wird, ist während der Arbeiten nicht passierbar.
Für die Dauer der Dachrenovierung werden auch einige Parkplätze rund um die Kirche nicht zur Verfügung stehen. „Bei so einem großen Bauprojekt, an dem 15 Firmen beteiligt sind und allein sieben Tonnen Kupfer vom Dach geholt werden müssen, bleibt es nicht aus, dass Parkplätze gesperrt werden müssen“, warb Kopp um Verständnis. Die alten Schiefern kommen runter, das Dach wird wieder eingedeckt mit Naturschiefer. Das Hauptschiff ist von April bis August an der Reihe, die Seitenschiffe folgen danach. Da die teuren Gerüste dann ohnehin schon stehen, nutzt man die Gelegenheit, um auch Kirchenfenster auszutauschen und Natursteinarbeiten durchzuführen. 1,75 Millionen soll die Dachrenovierung kosten. Die Hälfte übernimmt das Bistum, 30 Prozent Bund und Land, die restlichen 20 Prozent (rund 350.000 Euro) muss die Gemeinde selbst aufbringen.
Möglicherweise im Jahr 2025 könnten dann auch die Mauern und Zäune rund um den „Rodgaudom“ teilweise fallen. Der Kirchenhügel soll bekanntlich zu einer öffentlichen Fläche werden, die für jeden zugänglich ist und eine vielfältige Nutzung ermöglicht. Kirchgarten und ein Stück der Heitkämperstraße sollen mit Hilfe der Gelder aus dem Förderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ zu einem zentralen Raum werden, der auch Platz für Veranstaltungen bietet. „Es verschwinden hoffentlich auch viele dunkle Ecken“, so Marcel Kopp. „Jetzt denken manche Leute, es wird hier mit Steuergeldern das Kirchengelände saniert. Das ist nicht der Fall“, betonte Kopp. Vielmehr werde das Kirchengelände zum öffentlichen Raum. Ernst Schäck lobte: „Dass sich die Kirche hier öffnet und die Mauer wegfällt, ist eine einmalige Geste. Hier öffnet sich eine Kirche der Bürgerschaft und gibt ihren Privatraum frei für eine öffentliche Nutzung.“
Bei IGOR ist man laut Ernst Schäck erstaunt darüber, dass nun angesichts der prekären Haushaltslage der Stadt Gerüchte aufkommen, dass im Zuge der Sparmaßnahmen möglicherweise auch am „Umbauprogramm herumgeschraubt werden muss. Mancherorts hört man, wir seien daran schuld, dass die Stadt in Finanznöte gerät.“ Die Ortskerninitiative hatte mit ihren Vorschlägen und Ausarbeitungen einen gehörigen Anteil daran, dass die Stadt einen qualifizierten Antrag auf Fördermittel stellen konnte. „Die Dinge sind alle gut geplant und von Anfang an gut durchfinanziert. Die Lasten, die daraus entstehen, sind für eine Stadt auch akzeptabel“, meinte Ernst Schäck. Ganz zum Ende des Rundgangs ergriff Bürgermeister Jörg Rotter das Wort. Der Ortskernplan müsse natürlich weiter realisiert werden. „Nur die Frage ist, wann takten wir welche Maßnahme ein“, meinte Rotter angesichts einer Haushaltslücke von zehn Millionen Euro. Generell sei IGOR mit seinen Anregungen ein „super Scharnier in die Stadtverwaltung“.
Auf dem Laternen-Rundgang freuten sich die IGOR-Vertreter unter anderem darüber, dass an der Kreuzung zwischen Heitkämperstraße und der Pfarrgasse mit einem alten Mühlrad der Mainzer Mühle ein historisches Element in den Stadtumbau eingefügt werden konnte. Den Mühlstein hatten städtische Mitarbeiter einst beim Abbruch der Mühle „gerettet“ und jahrzehntelang auf dem städtischen Betriebshof gelagert. In der Pfarrgasse ging es unter anderem um die neue Pflasterung und Beleuchtung. Auf dem Marktplatz wies Ernst Schäck auch darauf hin, dass die Gemeinde mit ihrer engen Bebauung früher keine Plätze hatte. Der Marktplatz etwa sei im vergangenen Jahrhundert durch Abrissmaßnahmen entstanden. Auch in der Dockendorffstraße waren die Sanierungsarbeiten noch einmal Thema. Über die Glockengasse ging es zurück zur Kirche, wo im Forum der abschließende Glühwein und eine Bilderschau des Heimat- und Geschichtsvereins warteten.
(Text: PS)
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