Ohne Atmen geht es nicht – Lungenkrankheiten nehmen zu

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Dr. med. Thorsten Stein. (Foto: BT)

Interview mit Dr. med. Thorsten Stein – Chefarzt der Klinik für Pneumologie (Lungen- und Bronchialheilkunde) an der Asklepios Klinik Langen

Seit über 20 Jahren lebt und arbeitet Dr. med. Thorsten Stein im Rhein-Main-Gebiet. Geboren ist Dr. Stein in Bielefeld. In seiner Familie ist das Thema „Lunge“ ein besonderer Kompetenzbereich, denn auch seine Frau ist Lungenfachärztin. Nach einer längeren Tätigkeit in Darmstadt ist er 2022 dem Ruf der Asklepios Klinik Langen gefolgt, um die Chance zu nutzen, eine neue Abteilung für Pneumologie aufzubauen.

Wie kam es zum Wechsel in die Asklepios Klinik nach Langen?
In Langen hat man sich schon früh mit den Krankheitsbildern der Lungen-Patienten beschäftigt. Lungenspiegelungen und andere Spezialuntersuchungen waren dort schon möglich. Hier hat mich gleich die gute Atmosphäre überzeugt und ich kann langfristig ein engagiertes Team für das Lungenzentrum aufbauen.

Gibt es einen Grund, warum man heute eine pneumologische Fachabteilung zur Behandlung von Lugen- und Bronchialleiden braucht?
In den letzten Jahren haben die Krankheitsbilder der Lunge und der Atemwege deutlich zugenommen. Und das liegt nicht nur am Thema Corona. Die Ursachen sind vielfältig und unter anderem auch umweltbedingt. Unsere moderne Lebensweise hat auch einen Einfluss auf unser Immunsystem, z.B. bei der Entstehung von Allergien. Einer der größten Faktoren ist nach wie vor das Rauchen. Hierbei haben insbesondere leider auch die Frauen anteilig zugenommen.

Welche Rolle spielt Corona noch?
Corona ist ein Virus, das sich als Pandemie in unserem Alltag fest verankert hat. Nach der Pandemie ist vor der Pandemie. Gerade nimmt die Ausbreitung wieder zu. Glücklicherweise sind die aktuellen Krankheitsverläufe meist nicht mehr so schwerwiegend. Dennoch empfehle ich durchaus, dass die definierten Risikogruppen die Impfangebote nützen.

Wo gibt es weitere Tätigkeitsfelder?
Das Lungenkarzinom im frühen Stadium operativ behandelbar. Heilung ist möglich, wenn der Krebs früh genug entdeckt wurde. Hier ist eine entsprechende Diagnostik gefragt, z.B. die Bronchoskopie (Lungenspiegelung), mit der man entsprechende Gewebsproben entnehmen kann . Sehr spannend ist, dass sich die Forschung hier mit neuen Medikamenten erfolgreich für diesen Krebsbereich beschäftigt. Außerdem entwickeln wir hier auch die Kooperation zwischen den Spezialisten im Rhein Main Gebiet weiter, z.B. in unserer interdisziplinären Thorax-Konferenz, die jede Woche regelmäßig stattfindet und in der wir aktuelle Fälle besprechen.

Wie kamen Sie auf die Idee, das Fachgebiet Lunge zu wählen?
Als ich mein Studium begann, dachte ich an eine Landarztpraxis. Ursprünglich hatte ich meine erste Stelle jedoch in der Kardiologie angetreten und bin anschließend durch einen Zufall in die Pneumologie gewechselt. Je länger ich mich jedoch mit dem Thema damit beschäftigte, umso größer wurde mein Interesse, das Wissen auszuweiten und anzuwenden.

Wie stehen Sie zum Thema „Rauchen“?
Mein Schwiegervater sagte schon immer: „Wenn der liebe Gott gewollt hätte, dass wir rauchen, dann hätten wir einen Schornstein bekommen!“ Damit ist doch alles gesagt. Und fragen Sie jetzt nicht, ob eZigaretten, Shisha und Ähnliches besser sind. Wer eine Stunde Shisha raucht, hat das Äquivalent von 60 Zigaretten inhaliert. Bekannte und neue unbekannte Schadstoffe gelangen so in die Lunge. Natürlich gibt es Untersuchungen, die eZigaretten für die Entwöhnung vom Rauchen positiv bewerten. Aber das sehe ich zwiespältig. Das kann funktionieren – muss aber nicht. Das von den Medien vermittelte „Gesünder“ ist unter dem Strich nicht „gesund“. Das Beste ist, sich der frischen Luft zu erfreuen.

Vielen Dank für das interessante Gespräch.

(Text: BT)