Integration: „Gutes Miteinander“ von Menschen aus 82 Nationen in Eppertshausen

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Seit ein paar Tagen ist in diesem Mehrfamilienhaus gegenüber der Kirche St. Sebastian die zweite größere Eppertshäuser Flüchtlingsunterkunft zu finden. Die Kommune hat einen recht hohen Ausländeranteil. Aus Sicht der Gemeinde funktioniert das Zusammenleben der 82 Nationalitäten gut. (Foto: jedö)

Unter den zehn Kommunen im Landkreis Darmstadt-Dieburg, die weniger als 10.000 Einwohner haben, fällt Eppertshausen statistisch in einer Hinsicht auf: Die Kommune mit dem Storch hat den mit Abstand höchsten Ausländeranteil. 1.084 der 6.340 Eppertshäuser – alle Zahlen stammen vom Hessischen Statistischen Landesamt, Stand Jahresbeginn 2023 – sind „Nichtdeutsche“, wie sie in den Daten bezeichnet werden. Ihr Anteil von mehr als 17 Prozent an der Bevölkerung wird im LaDaDi nur von fünf deutlich größeren Kommunen (Babenhausen, Groß-Zimmern, Weiterstadt, Pfungstadt und Griesheim) übertroffen. In anderen kleinen Ostkreis-Kommunen wie Otzberg, Fischbachtal und Modautal beträgt der Anteil ausländischer Mitbürger nur 9 Prozent. Wie funktioniert unter diesen Vorzeichen das Zusammenleben in der Gemeinde? Bürgermeister Carsten Helfmann (CDU) und Stephanie Groh, die für die Kommune je zur Hälfte als Asylsozialarbeiterin und Jugendpflegerin tätig ist, geben ihre Einschätzung.

Nähern kann man sich dem Thema sowohl mit Zahlen als auch persönlichen Eindrücken. Zunächst einige Daten: In Eppertshausen leben derzeit Menschen aus 82 Nationen. Neben den 5 256 Deutschen bilden 167 Türken, 101 Ukrainer, 82 Syrer, 66 Polen, 65 Kroaten, 63 Pakistaner, 62 Rumänen und 58 Italiener die größten Gruppen. Mit Ausnahme der Pakistaner und der Ukrainer sind es in allen Fällen mehrheitlich Männer. 51 syrischen Männern stehen beispielsweise nur 31 syrische Frauen gegenüber. Bei den Ukrainern ist das Bild ganz anders: 66 sind weiblich, 35 männlich. Unter ihnen sind anteilig auch mit Abstand die meisten Minderjährigen: 32 der 101 Ukrainer, die weit überwiegend erst seit Kriegsbeginn 2022 nach Eppertshausen gekommen sind, sind jünger als 16 Jahre.

Wie viele Asylsuchende unter den 1.084 Ausländern in Eppertshausen sind, lässt sich nur näherungsweise sagen, da die Verfahren dynamisch sind, aber auch Besonderheiten gelten. Denn die Ukrainer, die gemäß Massenzuflucht-Richtlinie der Europäischen Union in Deutschland sehr schnell übers Sozialgesetzbuch behandelt werden, sind formal keine Asylbewerber, faktisch aber natürlich schutzsuchende Flüchtlinge. Bei den Syrern ist gerade seit dem dortigen Bürgerkrieg 2015 ein Großteil aus diesem Grund nach Eppertshausen gekommen. Unter den Türken machen Flüchtlinge (zuletzt meist aus dem kurdischen Teil der Türkei) nur einen kleineren Teil aus, bei Italienern spielen sie keine Rolle.

Die größten Flüchtlingsgruppen leben in Eppertshausen derzeit in zwei Unterkünften in der Jahnstraße (seit 2015, belegt mit 40 bis 60 Personen) und seit kurzem in der Schulstraße. Dort sind erst in den vergangenen Tagen 25 Menschen eingezogen. Das Mehrfamilienhaus gegenüber der Kirche St. Sebastian ist für bis zu 34 Personen ausgelegt. Für sie ist Stephanie Groh eine wichtige Ansprechpartnerin. Die Gemeindemitarbeiterin gibt ihr Bestes, „manchmal frage ich mich aber, ob ich noch Sozialarbeit mache oder die Menschen in erster Linie verwalte“.

Im Arbeitsalltag bleibe „wenig Zeit, das ist ein generelles Politikum“. Immerhin: In Eppertshausen sei „das„alles noch machbar. Wir sind klein, aber fein! Das ist ein entscheidender Faktor, denn so kannst du besser auf die Leute zugehen.“ Jüngstes Beispiel: In der Schulstraße suchte Groh vor der Belegung des gemeindeeigenen Objekts das Gespräch mit den Nachbarn. „So kann man im Vorfeld viele Ängste nehmen.“ Die zentralen Themen, die die Stammbewohner umtrieben, seien „die fremden Religionen, die fremden Kulturen und der Müll“. Auch dank ihrer weiteren Funktion als Jugendpflegerin kommt Groh speziell an viele junge Ausländer in Eppertshausen heran. „Wir haben ein gutes Miteinander, auch im Jugendtreff“, findet sie.

Auch Rathaus-Chef Carsten Helfmann ist der Auffassung, dass die Integration in Eppertshausen trotz des recht hohen Ausländeranteils gut funktioniere. „Auffälligkeiten gibt es keine!“, sagt er. „Die Menschen leben friedlich zusammen. Dank der Zusammenarbeit mit den Vereinen und Kirchen sowie des ehrenamtlichen Flüchtlingskreises findet eine rege Integration statt.“ Dazu zählten „seit acht Jahren dauerhafte Deutschkurse von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern“.

Als richtig bewertet der Bürgermeister zudem die 2015 getroffene Entscheidung, dass die Gemeinde Eppertshausen die soziale Betreuung der Flüchtlinge – egal ob anerkannt oder noch im Verfahren – nicht vom Landkreis bewerkstelligen lasse, sondern selbst übernehme. „Aktuell sind es zwei Beschäftigte, die weit über 100 Frauen und Männer betreuen“, so Helfmann. „Wir sind der Auffassung, dass wir sehr nah bei den Menschen sind. Daher gibt es kurze Wege, wenn es um Wohnungssuche, Kontakt zu Ärzten, Arbeitsvermittlung, Schul- und Kitabesuch und vieles mehr geht.“

(Text: jedö)