Nur wenige Monate vom Antrag im Kommunalparlament bis zur Fertigstellung und Nutzbarkeit durch die Öffentlichkeit, dazu kostenneutral für die Gemeinde: Projekte in Münster können auch schnell und günstig gehen. Ein kleines, aber feines Beispiel dafür ist der neue Barfußpfad im Bürgerpark. Der ist nun fertig, kann von Groß und Klein beschritten werden und hat das Rathaus keinen Penny gekostet.
Wikipedia definiert einen Barfußpfad als „Gehstrecke, auf der durch Barfußlaufen besondere Sinneseindrücke und die damit verbundene Entspannung erlebt werden können“. Das Online-Lexikon ergänzt korrekt, dass es von ganz kurzen bis kilometerlangen Pfaden ganz unterschiedliche Varianten gibt. Der Barfußpfad im rheinland-pfälzischen Bad Sobernheim etwa ist 3,5 Kilometer lang. Das wenige Meter kurze Exemplar in Münster hat dem in diesen Herbsttagen dennoch zwei Sachen voraus: Während der Pfad in Bad Sobernheim für dieses Jahr schon geschlossen ist, kann jener im Bürgerpark weiter genutzt werden – und ist dazu gratis.
Initiatorin der neuen Attraktion in der Freizeitanlage nahe dem Mäusberg war Monika Grimm. Die Münstererin ist sowohl ehrenamtliche Behindertenbeauftragte ihres Heimatorts als auch CDU-Gemeindevertreterin. Im Mai hatte sie ihre Idee vor den Fraktionen vorgetragen und einen Pfad in spe vor allem mit zwei sinnvollen Funktionen begründet: zum einen als Möglichkeit der Körpererfahrung für Kinder, zum anderen als gesundheitsfördernde Maßnahme für jedermann. Beispielsweise Menschen mit Knick-, Senk und Spreizfüßen oder Knieproblemen kann regelmäßige Bewegung mit nackten Füßen auf einem solchen Pfad gut tun.
Auch älteren Menschen, die bereits etwas wackelig auf den Beinen sind, kann der Pfad bei kontinuierlichem Training zu mehr Stabilität verhelfen. Grimm hebt hervor, dass der Münsterer Barfußpfad deshalb extra recht breit angelegt sei, damit ihn neben dem Nutzer bei Bedarf auch eine Begleitperson begehen kann. Unter den Zehen zu fühlen gibt es dabei neun verschiedene Böden in ebenso vielen Segmenten. Sie sind etwa aus Asphalt, Holz, Reinkies, Marmorkies und verschiedenen Arten von Pflaster, die bei Sonneneinstrahlung auch unterschiedliche Temperaturen bekommen.
Den Beschluss zu Grimms Antrag hatten die Gemeindevertreter im Frühjahr nach längerer Debatte erst gefasst, als schriftlich festgehalten war, dass die klamme Gemeinde für den Barfußpfad keine eigenen Mittel vorsehen muss. Die CDU ließ sich damals darauf an, weil sie zu dieser Zeit schon den entscheidenden Unterstützer in der Hinterhand hatte. Der saß mit Boris Rudolph, der ebenfalls Teil der CDU-Fraktion ist, in den eigenen Reihen – und führt mit seinem Vater Peter Rudolph das gleichnamige Straßen- und Tiefbau-Unternehmen aus Altheim. Das hat 35 Mitarbeiter und legte den Barfußpfad in wenigen Tagen in Eigenregie an, stellte dafür aber keine Rechnung. „Normalerweise hätte die Baumaßnahme bestimmt 4 000 Euro gekostet“, rechnete Boris Rudolph beim Ortstermin vor.
Zwei Aspekte waren der CDU bei ihrem neusten „Baby“ für Münster noch wichtig. Erstens ist der Barfußpfad ist so errichtet worden, dass er für die Gemeinde pflegeleicht ist. Zweitens sind die Christdemokraten zufrieden, dass er im Bürgerpark und damit an zentraler Stelle Münsters anstatt im Freizeitzentrum, das andere Gemeindevetreter ebenfalls als Standort ist Spiel gebracht hatte, realisiert wurde.
Nach einer Verbesserung im gastronomischen Angebot („Mumbelhütt“), der Ertüchtigung der Minigolf-Anlage und der Einrichtung eines Mehrgenerationen-Fitnessparks, einer Boulebahn und Ladesäulen für E-Bikes hat der einst eher trostlose Park damit die nächste Aufwertung erfahren.
(Text: jedö)
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