Grabungen in Zellhausen: Interessante Einblicke ins mittelalterliche Leben

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Zahlreiche Freiwillige haben im Herbst 2023 wieder auf dem Zellhügel in Mainhausen die Grabung der Unteren Denkmalschutzbehörde unterstützt. (Foto: Kreis Offenbach)

Die diesjährige archäologische Grabung im Bereich der karolingisch-ottonischen Siedlung auf dem „Zellhügel“ brachte auf den ersten Blick keine spektakulären Funde, aber interessante Einblicke in das mittelalterliche Leben. Knapp zwei Wochen lang untersuchten Ehrenamtliche und Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Mainhausen e.V. unter der Leitung der Archäologinnen des Kreises Offenbach eine etwa 150 Quadratmeter große Fläche auf einem Acker westlich von Mainhausen-Zellhausen. Im Jahr 2011 wurde an diesem Ort ein Keller aus karolingischer Zeit entdeckt, der aufgrund der Funde auf einen Herrenhof, den Sitz eines Adligen, schließen ließ. Dazu gehörte auch ein kleines Gräberfeld. Spätestens mit dem Bau einer Befestigungsanlage im frühen zehnten Jahrhundert wurde das Gebäude abgetragen. Nachdem in den Folgejahren weitere Flächen unmittelbar am Keller ausgegraben wurden, bei denen unter anderem auch die Bestattungen zutage kamen, galt nun das Interesse der letzten noch nicht untersuchten Fläche auf der Rückseite des Kellers.

An dieser Stelle führte bis zur Flurbereinigung ein alter Weg in den Zellerbruch, der in Ackerland umgewandelt wurde. Dennoch haben sich unter der Pflugschicht feine parallele Spuren erhalten, die auf die Verdichtung des Bodens durch das Befahren mit Wagen und Karren hinweisen. Unterhalb dieser Spuren lagen regellos verteilt Steine, vermutlich die bereits im Mittelalter abgebrochenen Reste der Kellerwand. Hinweise auf ein abgebranntes Fachwerkhaus gab eine Grube, in die große Mengen von Hüttenlehm entsorgt worden waren. Der Lehm, der beim Hausbau auf ein Geflecht aus Ästen verstrichen worden war, verziegelte in der Hitze des brennenden Hauses, Abdrücke von Zweigen und Balken blieben als Negativ erhalten.

Bei der Grabung in Zellhausen wurden zahlreiche Eicheln gefunden. (Foto: Kreis Offenbach)

In einer zweiten Grube fanden sich zahlreiche verkohlte Eicheln. Sie können ein Hinweis auf die Haltung von Schweinen im Bereich der mittelalterlichen Siedlung sein. Schweine wurden üblicherweise im Herbst zur Eichelmast in den Wald getrieben, zusätzlich wurden auch Vorräte angelegt. Der verkohlte Zustand der Eicheln könnte darauf hindeuten, dass sie zur Nahrung der Bewohnerinnen und Bewohner beitrugen. Eicheln gelten aufgrund des großen Anteils an Gerb- und Bitterstoffen als ungenießbar, doch durch Kochen und Rösten können diese Stoffe abgebaut werden. Eicheln und Eichelmehl gelten als Notkost in Hungerzeiten, wurden aber im Mittelalter offenbar häufiger verwendet. Die Nutzung der Eicheln als Kaffeeersatz ist dagegen erst ab dem späten 18. Jahrhundert belegt. Aufgrund der Scherbenfunde in den beiden Gruben können sie in das neunte bis 13. Jahrhundert datiert werden, der Hauptnutzungsphase der Siedlung. Bei den Grabungen wurden auch immer wieder große Mengen an Tierknochen gefunden, die auf Grund von Schnittspuren als Schlachtabfälle anzusehen sind. Neben Schweinen wurden Rinder, Pferde und bejagbares Wild verzehrt.

Weitere Informationen zu den vorangegangenen Ausgrabungen sind unter www.kreis-offenbach.de/Skelett-vom-Zellhügel abzurufen.

(Text: PM Kreis Offenbach)