Asklepios Tagesklinik: “Der Patient muss sich helfen lassen wollen”

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Oberarzt Dr. Markus Rave. (Foto: Asklepios)
Oberarzt Dr. Markus Rave leitet die Asklepios Tagesklinik und Psychiatrische Institutsambulanz in Seligenstadt-Froschhausen. Der erfahrene Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie bringt eine neue Therapiemethode mit und will mehr Menschen in der Institutsambulanz behandeln

Gleich zwei Tageskliniken in Langen und Seligenstadt-Froschhausen sind der Asklepios Psychiatrie Langen angegliedert, die Patienten vor allem aus dem Kreis Offenbach versorgt. Die Tagesklinik in Froschhausen mit derzeit 18 Plätzen und die dazugehörige Psychiatrische Institutsambulanz haben seit kurzem einen neuen Leiter: Oberarzt Dr. Markus Rave ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er habe ein „Super-Team“ vorgefunden, hob der Mediziner hervor. Neben Rave und einer weiteren Ärztin gehören dazu noch zwei Psychologen, Pflegekräfte, eine Ergotherapeutin und eine Sozialberaterin. Rave hob das große Engagement der Mitarbeiter hervor.

Nach dem Medizinstudium an der Goethe-Universität Frankfurt und der Promotion unternahm Rave einen 15 Jahre währenden Ausflug in die Welt der Medien, unter anderem als Medizinjournalist für den Südwestrundfunk und das ZDF. 2011 kehrte er zur Medizin zurück und war als Arzt an der Asklepios Psychiatrie in Langen tätig. Es folgten Stationen in Hanau, Frankfurt und noch einmal Hanau, ehe er als Oberarzt an die Psychosomatik der Spessart-Klinik in Bad Orb wechselte. In den vergangenen dreieinhalb Jahren wirkte Rave als niedergelassener ärztlicher Psychotherapeut in Offenbach. Seine Expertise weiß auch die Justiz zu schätzen: Seit 2013 erstellt er psychiatrische Gutachten für die Amtsgerichte Offenbach und Frankfurt. In der Psychiatrie werde man als Arzt „besser, wenn man älter ist und Lebenserfahrung hat“, machte Rave deutlich. Vieles was ihm im Beruf begegne, könne er auch aufgrund seiner Lebenserfahrung besser einordnen. Zudem werde man von den Patienten auch „anders wahrgenommen“.

Bereits in der Schule beschäftigte sich Rave mit Psychoanalyse und Psychopathologie; „das war schon immer eine Neigung.“ So lag es nahe, sich später für diese medizinische Fachrichtung zu entscheiden. In der Psychiatrie müsse man sich Zeit für einen Patienten nehmen, machte Rave deutlich. Ein erfahrener Arzt könne Krankheitsbilder recht sicher diagnostizieren. Einem psychisch kranken Patienten zu helfen, setze voraus, dass der Patient sich helfen lassen wolle: „Sie können nur etwas erreichen, wenn es der Patient zulässt.“ Als Arzt müsse man aushalten können, „dass Sie manche Menschen, obwohl es ihnen sehr schlecht geht, nicht behandeln können“, sagte Rave. Zur Zeit ist er zwei Tage pro Woche in der Tagesklinik in Froschhausen präsent. Von Oktober an wird er dort an vier Tagen in der Woche anzutreffen sein. Seine Gutachtertätigkeit will er eingeschränkt fortführen.

Tageskliniken wie die in Seligenstadt-Froschhausen übernehmen eine wichtige Aufgabe: Viele Patienten, die sich wegen einer akuten psychischen Erkrankung in einer psychiatrischen Klinik stationär behandeln ließen, fielen anschließend in ein „therapeutisches Loch“, hob Rave hervor. Es gebe nämlich zu wenige Psychotherapeuten.  Vor allem Psychotherapeuten, die einen ärztlich psychiatrischen Hintergrund hätten, seien eher die Ausnahme. Die Tagesklinik in Seligenstadt-Froschhausen ist dann eine wichtige Anlaufstelle für Patienten vor allem aus Seligenstadt und Umgebung. Allerdings gibt es auch bei ihr – ebenso wie bei den niedergelassenen Psychiatern – eine Warteliste: Ein halbes Jahr müsse sich ein Patient derzeit gedulden. Man nehme etwa Patienten auf, die von der Asklepios Psychiatrie Langen zugewiesen werden, weil sie nach der Akutbehandlung dringend eine Weiterbehandlung benötigen, um sie weiter zu stabilisieren, sagte Rave. Diese Patienten leiden beispielsweise an affektiven Störungen wie schweren Depressionen, bipolaren und Persönlichkeitsstörungen oder weisen psychotische Störungen auf. Als Begleiterkrankungen sind häufig Sucht- oder Zwangserkrankungen festzustellen. Demenzerkrankungen und Minderbegabungen werden an der Tagesklinik in Seligenstadt-Froschhausen nicht behandelt. Das Haus ist offen; alle Patienten kommen freiwillig. Tagsüber halten sie sich in der Tagesklinik auf, erhalten Therapieeinheiten, darunter Psycho- und Ergotherapie, und nehmen an Gruppenveranstaltungen teil. Gespräche mit den Mitpatienten sind ebenfalls wichtig. Abends kehren die Patienten in ihre eigenen Wohnungen zurück. Je nach Krankheitsbild suchen die Patienten die Tagesklinik über einen Zeitraum von vier bis 16 Wochen täglich auf.

In der Psychiatrischen Institutsambulanz liegt der Schwerpunkt auf der Versorgung von Patienten mit psychiatrischen Krankheitsbildern und entsprechender Indikation, wie etwa schizophrenen Psychosen. Die Kriterien für eine Behandlung seien dort “anders als in der Tagesklinik“, ließ Rave erkennen. Den Betrieb der Psychiatrischen Institutsambulanz will Rave mit seinem Team von Oktober an erweitern: Man merke, dass es zu wenige niedergelassene Psychiater gebe und die Menschen daher nicht ausreichend versorgt würden. Die Institutsambulanz sei „noch nicht am Ende ihrer Kapazität angelangt“. Vorgesehen ist, die vorhandenen Möglichkeiten besser zu nutzen und die internen Strukturen zu optimieren. Auf diese Weise soll es möglich werden, künftig mehr Patienten zu behandeln.

Das Therapiespektrum der Tagesklinik wird sich ebenfalls verändern: Er bringe eine relativ neue Therapiemethode, die sogenannte Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) mit, hob Rave hervor. Dabei handelt es sich eine Methode der sogenannten „Dritten Welle“ der Verhaltenstherapie, mit der man „relativ viel bei schwer psychisch kranken Menschen bewirken“ könne. Die Tätigkeit als Leiter der Tagesklinik und Psychiatrischen Institutsambulanz in Seligenstadt-Froschhausen habe ihn gereizt, denn er könne dort seine Kompetenzen zusammenführen, sagte Rave. „Es ergeben sich ganz viele Schnittmengen.“ Wenn er frei hat, geht Rave seinen Hobbys nach: Er spielt Gitarre; außerdem gibt er sich als „leidenschaftlicher Camper“ zu erkennen und segelt gerne. Gerade hat er den dafür erforderlichen Motorbootführerschein gemacht.

(Text: PM LPR)