Mit dem „Wisentwald“ hat Münster eine neue Attraktion

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Der Naturerlebnispfad am Urberacher Weg und die Aussichtsplattform auf dem Muna-Gelände nahe dem Münsterer Ortsteil Breitefeld sind am Dienstag eröffnet worden. Auch die Wisente waren zu sehen. (Foto: jedö)

Der Ostkreis Darmstadt-Dieburg hat eine neue Attraktion: Am gestrigen Dienstag haben die Deutsche Bahn (DB), der in der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) eingegliederte Bundesforst und die Gemeinde Münster ein Ensemble auf und am Muna-Gelände eingeweiht, das in dieser Form bundesweit einzigartig ist. Am Urberacher Weg nahe dem Münsterer Ortsteil Breitefeld ist – jederzeit öffentlich zugänglich – der „Naturerlebnispfad Wisentwald“ entstanden. Er führt bis zum Tor des abgesperrten Areals der ehemals von den Nazis und später von den Amerikanern genutzten Munitionsanstalt, wo zu bestimmten Öffnungszeiten weitere Stationen des Umweltbildungsprojekts besucht werden können. Prunkstück ist eine Aussichtsplattform, die den Weitblick übers 260 Hektar große Biotop ermöglicht. Mit etwas Glück entdeckt man dort auch die in den vergangenen Jahren angesiedelten Wisente und Wildpferde.

Am gestrigen Dienstag war das der Fall. Relativ nah kommen konnten die Besucher bei der Einweihung am frühen Nachmittag besonders der Wisentherde. Von den Rindern gibt es in der Muna derzeit 14 Exemplare. Fünf sind dort zur Welt gekommen: Bulle Shakal sorgte 2021 für zweifachen und 2022 für dreifachen Nachwuchs. Der ist bei der Wildpferde-Herde nicht zu erwarten: Bei den elf Przewalskis handelt es sich durchweg um Hengste. Auch einige Pferde waren zum Auftakt – etwas weiter weg, aber auch noch innerhalb des großen Eingewöhnungsgatters – zu sehen.

Von der am Dienstag eröffneten Aussichtsplattform kann man über einen Teil des 260 Hektar großen Muna-Biotops schauen – und mit etwas Glück auch die Wildpferde (klein hinten in der Bildmitte zu erkennen) entdecken. (Foto: jedö)

Von den Parkmöglichkeiten aus, die man von der B45 kommend nach einer Linkskurve am Eingang von Breitefeld erreicht, steht bis zur Plattform erstmal ein 1,5 Kilometer langer Fußweg an. Langweilig wird der aber nicht: Auf dem Naturerlebnispfad Wisentwald erhalten Besucher auf rund 20 Infotafeln Einblicke in die biologische Vielfalt sowie Informationen zum Ökosystem Wald. Mehrere Mitmachstationen entlang des Wegs laden zudem Aktivitäten wie Weitsprung, Balancieren und Rätsellösen ein. Die Informationen sind so aufbereitet, dass sie das Interesse von Erwachsenen wie Kindern wecken können. Auch Einblicke in die Historie des einstigen Militärgeländes, das wegen teilweise noch nicht entmunitionierter Bereiche komplett eingezäunt ist (der Pfad am Urberacher Weg liegt direkt auf der öffentlichen Seite des Zauns), werden ermöglicht. Dies soll ein von der Gemeinde verantwortetes und voraussichtlich im Frühjahr 2024 eröffnendes Museum noch vertiefen.

Ehe die Besucher nach dem Pfad zur Plattform gelangen – was in diesem Jahr noch vom 19. bis 22. sowie vom 26. bis 29. Oktober (9 bis 16 Uhr, kostenlos, keine Anmeldung nötig) möglich ist -, passieren sie mehrere ehemalige Bunkeranlagen. Die hat der Graffitikünstler Case in den vergangenen Monaten eindrucksvoll mit Bildern von Wisenten und Wildpferden besprüht. In einem der Ex-Bunker hat er sie dreidimensional inszeniert, was sich besonders gut von einem markierten Betrachtungspunkt aus erschließt.

Auf der Plattform selbst bleibt es auch dann spannend, sollten Besucher weder mit bloßem Auge noch durch die installierten Fernrohre die in freier Wildbahn seltenen Wisente und Wildpferde entdecken. Eine große Tafel klärt über einzelne Biotope der ökologisch wertvollen, weil vom Menschen seit Jahrzehnten zwangsweise unberührten Fläche auf, die der Panorama-Blick freigibt. Außerdem können Gäste nach dem kurzen, barrierefreien Aufstieg auf einem Barfußpfad laufen, Tiersilhouetten entdecken und ein „Naturmemory“ spielen. Das hinter den Kulissen entstandene ökologische Ausgleichsprojekt der Deutschen Bahn für die geplante Schnellstrecke von Frankfurt nach Mannheim hinterließ am Dienstag einen durchdachten und hochwertigen ersten Eindruck.

(Text/Fotos: jedö)