Großübung der Rodgauer Johanniter

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MANV Übung, Szenario: Verpuffung beim Grillen, mehrere Personen werden verletzt. (Foto: Regina Tillmanns)

Ehrenamtliche Katastrophenschützer haben den Ernstfall trainiert

Ein Mann liegt mit einem Ast im Bein am Flusshang, 5 Meter weiter liegt eine bewusstlose junge Frau, im Umkreis von 20 Metern mindestens 10 weitere Personen mit Brandverletzungen, Schürfwunden oder Knochenbrüchen. Ganz plötzlich gibt es viele Verletzte auf einmal und nicht ausreichend Ressourcen, um direkt alle zu versorgen! Ein sogenannter MANV (Massenanfall von Verletzten) ist zum Glück eine Ausnahmesituation.

Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, übten die Johanniter aus Rodgau am 23. September gemeinsam mit weiteren Einheiten, ein solches Szenario gezielt abzuarbeiten.
Rettungsdienstleiter Anton Menzel berichtet: „Ziel der Übung war es einerseits, den Auszubildenden aus dem Rettungsdienst die Möglichkeit zu bieten, die Bewältigung einer Großschadenslage unter kontrollierten Bedingungen zu üben, sowie andererseits die Zusammenarbeit zwischen professionellem Rettungsdienst und ehrenamtlichem Katastrophenschutz zu verstärken.“ Insgesamt 65 Personen waren ehrenamtlich an der Übung beteiligt, die auf dem Gelände rund um die Psychiatrische Tagesklinik im Seligenstädter Stadtteil Froschhausen stattfand.

Ablauf der Großübung

11 Uhr: Der erste Rettungswagen (RTW), besetzt mit drei Notfallsanitäter-Auszubildenden aus Rodgau, wird zu einem Grillunfall alarmiert. Bereits beim Eintreffen erfolgt eine erste Rückmeldung an die Leitstelle: Es sind mindestens 10 verletzte Personen vor Ort. Aufgrund dieser Lagemeldung werden weitere RTW, der zweite Sanitätszug des Kreises Offenbach sowie der Organisatorische Leiter Rettungsdienst (OLRD) und der Leitende Notarzt (LNA) nachalarmiert. Der ersteintreffende RTW führt eine erste Sichtung der Verletzten durch und kategorisiert diese aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen in Behandlungsprioritäten.

Aufgabe des Sanitätszuges ist es, bei der Bergung der Patienten zu unterstützen und einen Behandlungsplatz vor Ort einzurichten, in dem die Patienten erstversorgt werden, bis sie in eine Klinik transportiert werden können. Stabile Seitenlage, Blutungen stillen, Vitalwerte überwachen, Sauerstoff, Infusionen und Medikamente verabreichen: All das führen die Sanitätshelfer, Rettungs- und Notfallsanitäter bereits vor Ort durch, um die Patienten zu stabilisieren. Derweil verschafft sich der OLRD einen Überblick über die Patienten und ordnet sie anhand ihrer Verletzungen passenden Zielkliniken zu. Auch der Transport der Verletzten in die Zielkliniken wird bis zum Ende durchgespielt, um währenddessen an der Einsatzstelle – wie im realen Leben auch – weniger Personal zur Verfügung zu haben. Als Transportziel dient bei dieser Übung die Wache der Johanniter in Nieder-Roden. Dort treffen sich im Anschluss alle Teilnehmenden zum Mittagessen und zu einer kurzen Nachbesprechung. Im Verlauf der Übung wurden alle 14 Patienten vor Ort durch die Einsatzkräfte gefunden, versorgt und transportiert. Übungsleiter Michael Hemrich zeigt sich mit dem Ausgang der Übung zufrieden: „Alle Patienten wurden fachgemäß versorgt und sogar schneller als im Zeitplan gedacht in Kliniken der Maximalversorgung transportiert.“

Wie viel Arbeit hinter einer solchen Übung steckt, ist für Außenstehende oft nicht ersichtlich. Federführend in der Planung waren zwei Zugführer des Johanniter-Ortsverbandes, die in den vergangenen 3 Monaten jeweils über 100 Stunden investiert haben, um im Vorfeld das Szenario zu planen, sich mit allen beteiligten Stellen abzustimmen und Genehmigungen einzuholen sowie alle teilnehmenden Einsatzkräfte, Mimen und Helfende zu instruieren. Die Darstellung der Verletzten erfolgte durch Mimen der Johanniter aus Dieburg, der DLRG Rodgau, der Freiwilligen Feuerwehr Mainhausen sowie der Johanniter-Jugend aus Rodgau optisch sowie akustisch beeindruckend.

Der zweite Sanitätszug im Kreis Offenbach wird durch die Johanniter des Ortsverbandes Rodgau-Rödermark gemeinsam mit den Maltesern aus Obertshausen gestellt. Weitere Übungsteilnehmer waren die Notfallsanitäter-Azubis der Johanniter im Main-Kinzig-Kreis sowie ein RTW der Malteser aus Ober-Ramstadt. Die Übungsleitstelle wurde durch die Freiwillige Feuerwehr Rodgau gestellt, welche mit ihrem ELW 1 alle Einsatzmittel koordiniert hat.

Der Ortsverein Rodgau-Rödermark

Der Ortsverein Rodgau-Rödermark der Johanniter ist Teil des Hessischen Katastrophenschutzes und rückt mehrfach im Jahr im Rahmen größerer Einsätze aus, beispielsweise zur Evakuierung der Bevölkerung bei Bombenfunden oder der Versorgung der Feuerwehren bei größeren Einsätzen. Außerdem besetzen die ehrenamtlichen Rettungs- und Notfallsanitäter regelmäßig den Verstärkungs-RTW nach, wenn der reguläre Rettungsdienst durch ein zu hohes Einsatzaufkommen überlastet ist. Neben den Einsätzen werden regelmäßig Sanitätsdienste auf Konzerten, Festen oder sportlichen Veranstaltungen wahrgenommen. Auch das Gesellige kommt mit dem jährlichen Sommerfest und der Weihnachtsfeier nicht zu kurz.

Um für den Einsatz vorbereitet zu sein, trifft sich der OV Rodgau-Rödermark dienstags abends um 19 Uhr zum Dienstabend in der Borsigstraße 56 in Rodgau Nieder-Roden. Neue Helfer*innen und auch Quereinsteiger sind herzlich willkommen und werden aus- und fortgebildet.

Kontakt: Caroline Lotz (ov.rodgau-roedermark@johanniter.de)
Instagram: @juh_ov_rodgau_roedermark, Facebook: Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. OV Rodgau Rödermark

(Text: PM Johanniter Rodgau-Rödermark / Fotos: Regina Tillmanns)