Frankfurt: Lachgas als Party-Gag immer beliebter

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(Symbolfoto: Tim Mossholder auf Unsplash)

Gesundheitsdezernentin Voitl setzt auf Aufklärung und Verantwortung des Handels

„Der Konsum von Lachgas ist in Frankfurt aktuell so hoch wie noch nie“: Artur Schroers, Leiter des Drogenreferats, verweist auf erste Ergebnisse der jährlichen Drogentrendstudie (Monitoring System Drogentrends). Gefördert vom Drogenreferat, befragt das Centre for Drug Research der Goethe Universität seit 2002 dafür rund 1500 Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 18 Jahren.

Bei der Befragung für das Berichtsjahr 2022 gaben 17 Prozent der 15- bis 18-Jährigen an, dass sie schon einmal Lachgas genommen haben – so viel wie nie zuvor. Im Jahr davor sagten das noch 13 Prozent. Sechs Prozent der Befragten gaben 2022 an, Lachgas in den vergangenen 30 Tagen genommen zu haben. 2021 waren es fünf Prozent.

Rausch-Videos in sozialen Netzwerken

„Bei Lachgas erleben wir seit den 1990er Jahren immer wieder, dass der Konsum bei jungen Menschen zwischen 15 und 21 Jahren in Mode kommt und dann wieder abebbt“, sagt Schroers. Diesmal halte sich der Hype nicht nur lange, seit 2021 steigt die Verbreitung. Eine wichtige Rolle könnte dabei die Internetplattform Tiktok spielen: Jugendliche posten Kurz-Videos von ihren Lachgas-Challenges, die dadurch eine schnelle und weltweite Verbreitung finden. „Das erklärt, dass Lachgas auch in anderen europäischen Ländern ein absoluter Trend ist. Wir hören das sogar aus Australien“, sagt Schroers.

Beliebt ist Lachgas vor allem in der Partyszene, wo auch Alkohol konsumiert wird. Konsumierende berichten zum Teil von verstärkten Sinneseindrücken, Euphorie und einem Kribbeln am ganzen Körper. „Der Spaßfaktor steht eindeutig im Vordergrund, für die meisten ist es ein Gag beim gemeinsamen Feiern“, erläutert Schroers. Die meisten sähen darin auch ein harmloses Vergnügen. Zum einen, weil die Wirkung nur wenige Minuten anhält – manchmal ist sogar schon nach 30 Sekunden alles vorbei – zum anderen verursacht Lachgas keinen Kater.

Risiken werden unterschätzt

Und: Lachgas ist legal, für wenig Geld in jedem Supermarkt zu haben. In der Regel wird es aus simplen Sahne-Kartuschen in Luftballons gefüllt und daraus inhaliert. „Dabei werden die Risiken leider oft unterschätzt“, sagt Schroers. Negative Folgen sind meistens Schwindelanfälle, Übelkeit und Lähmungserscheinungen. Bei exzessiven Konsum über einen längeren Zeitraum kann das Gas auch zu Schäden am zentralen Nervensystem führen. Riskant ist außerdem, wenn das Gas direkt aus der Kartusche konsumiert wird, warnt der Leiter des Drogenreferats: „Das kann zu schweren Erfrierungen an den Lippen und im Mund- und Rachenbereich führen.“

Längst sind auch Produzenten und Handel, vor allem per Online-Shop, auf den Trend aufgesprungen. Im Internet werden verschiedene partytaugliche Spraysysteme inklusive Luftballons geboten, ebenso große Einwegkartuschen und Zwei-Kilotanks zum Nachfüllen oder zum Mieten.

„In den Online-Shops wird ganz offen mit Lachgas als Equipment für Partys, Feten oder für die Disco geworben“, sagt Schroers. „Der Markt ist bunt und offensiv. In Frankfurt sind Kartuschen inzwischen schon an Kiosken zu haben.“

Einige europäische Länder haben inzwischen mit Verboten oder Zugangsbeschränkungen für Minderjährige reagiert. In Frankreich und Belgien ist die Abgabe an Minderjährige seit Juni 2021 sowie Februar 2022 verboten. Auch in den Niederlanden ist der Besitz und Verkauf von Lachgas seit Januar dieses Jahres verboten. Lachgas darf nur noch für medizinische und technische Zwecke verwendet werden.

Aufklärung statt Verbote

Gesundheitsdezernentin Elke Voitl sieht Verbote kritisch, zumal es bei Lachgas ähnlich wie bei Schnüffelstoffen um die Zweckentfremdung eines legalen Stoffs gehe: „Uhu oder Pattex würde auch niemand verbieten, weil sie auch als Schnüffelstoffe zweckentfremdet werden.“ Im Übrigen, fährt Voitl fort, würden Verbote meist nicht weiterhelfen.

Ebenso wie Drogenreferatsleiter Schroers setzt die Dezernentin stattdessen „konsequent auf Aufklärung“. Mit aufsuchenden Angeboten und Infoständen in der Partyszene, wie mit dem Projekt „Safe Party People“ des Trägers BASIS – Beratung, Arbeit, Jugend & Kultur, würden junge Menschen direkt beim Feiern angesprochen.

„Die jungen Leute sollen gut über Risiken und Möglichkeiten zu Harm Reduction Bescheid wissen“, sagt Schroers. Das Drogenreferat finanziert dafür verschiedene Träger im Bereich Suchtprävention, unter anderen den Verein für Arbeits- und Erziehungshilfe, der bei vielfältigen Angeboten an Schulen auch über Lachgas aufklärt.

Gesundheitsdezernentin Voitl setzt auch auf die Unterstützung von Einzelhändlerinnen und Einzelhändler sowie Kioskbetreiberinnen und Kioskbetreiber: „Sie können aktiv mithelfen, indem sie Lachgas als Party-Gag mit Luftballons gar nicht erst ins Sortiment aufnehmen und nicht an Minderjährige verkaufen.“

(Text: PM Stadt Frankfurt)