Schulwegsicherheit: Gute Noten für Hessen

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Gut gemeinte "Elterntaxis" vor dem Schulgebäude können zur Gefahr für die Kinder werden. (Foto: ADAC e.V.)

Nach sechs Wochen Sommerferien startet in Hessen ab nächster Woche wieder die Schule. Auch viele Erstklässler machen sich dann das erste Mal auf den Weg zum Unterricht. Für die Mehrheit der Eltern in Hessen besteht dabei kein Grund zur Sorge. 60 Prozent schätzen den Schulweg ihrer Kinder als sicher ein, wie eine aktuelle Umfrage des ADAC zur Schulwegsicherheit zeigt.

Sorge vor anderen Verkehrsteilnehmern

Trotz einer überwiegend positiven Bewertung der Schulwegsicherheit in Hessen gibt es Situationen im Straßenverkehr, die Eltern als Risiko für ihre Kinder sehen. Am meisten Sorgen machen sich Eltern in Hessen über die Gefahr, die von anderen Verkehrsteilnehmern ausgeht (47%). Unachtsamkeit, Geschwindigkeitsüberschreitung und Rücksichtslosigkeit werden dabei von den meisten Befragten als Gründe für Angst und Sorge angegeben. Bundesweit wird diese Einschätzung von 44 Prozent der Befragten geteilt. Etwas mehr als ein Viertel der befragten Eltern in Hessen haben zudem Angst, dass ihr Kind von Fremden angesprochen, belästigt oder überfallen wird. 18 Prozent machen sich Sorgen, dass ihr Kind zu spät zur Schule kommt.

Die Schüler selbst klagen in Hessen laut Aussage der Eltern jeweils mehr als im bundesweiten Durchschnitt über rücksichtsloses Verhalten andere Verkehrsteilnehmer (37% vs. Ø 35%) sowie hohes Verkehrsaufkommen (22% vs. Ø 19%). Knapp ein Viertel der Kinder hat auf dem Schulweg Angst vor anderen Mitschülern.

Das Problem mit Elterntaxis

Etwas mehr als die Hälfte der hessischen Schüler geht zu Fuß in die Schule. Jeder zweite wird auf seinem Schulweg zumindest ab und zu durch Erwachsene begleitet. Kurze Wege (52%) und Verkehrssicherheit (44%) sind bei der Wahl des Schulwegs in Hessen ausschlaggebend. Der ADAC empfiehlt Eltern, unbedingt eine Strecke mit möglichst wenig Gefahrenstellen auszusuchen, auch dann, wenn die Kinder dadurch einen kleinen Umweg nehmen müssen. Um die Sicherheit auf dem Schulweg zu verbessern, können 27 Prozent der befragten Eltern in Hessen auf das Angebot eines Schulwegplaners zurückgreifen. Deutschlandweit gaben nur für 18 Prozent der Eltern an, einen aktuellen Schulwegplaner zur Verfügung zu haben.

Hessische Schülerinnen und Schüler werden im bundesweiten Vergleich eher selten mit dem Auto zur Schule gebracht (14% vs. Ø 17%). Wird das Wetter im Herbst und Winter schlechter steigt jedoch der Anteil der Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen oder wieder abholen (21%). Viele Kinder in Hessen nutzen für einen Teil ihres Weges den Schulbus (29%) oder den Öffentliche Personennahverkehr (40%), um zur Schule zukommen. „Der ÖPNV in Hessen ist gerade in den Ballungsräumen gut ausgebaut. Ab der fünften Klasse nutzen Schülerinnen und Schüler Busse und Bahnen besonderes häufig, um zum Unterricht zu kommen“, so Wolfgang Herda, Verkehrsexperte des ADAC Hessen-Thüringen. Lage und Gestaltung der Haltestelle sowie die Entfernung zur eigenen Haustür werden in Hessen jedoch etwas schlechter bewertet als im Bundesdurchschnitt.
Deshalb mehr auf das Auto umzusteigen, kommt für die Mehrheit der hessischen Eltern jedoch nicht in Frage. 66 Prozent gaben an, dass vor dem Schulgebäude bereits zu viele Autos stehen, mit denen die Kinder zur Schule gebracht oder abgeholt werden. Über 60 Prozent stimmen zudem zu, dass durch „Elterntaxis“ gefährliche Verkehrssituationen entstehen und Kinder daher möglichst nicht mit dem Auto zur Schule gebracht werden sollten (59%). „Durch Elterntaxis entstehen vor den Schulen häufig chaotische Situationen. Verkehrsverstöße sind eher die Regel als die Ausnahme. Das Unfallrisiko ist hoch“, so Wolfgang Herda. „Eine sichere Alternative bieten Elternhaltestellen. Hier können die Eltern ihre Kinder mit dem Auto im näheren Umfeld der Schule sicher absetzen. Von dort legen die Kinder den verbleibenden Schulweg zu Fuß zurück.“ Allerdings fehlen vielerorts solche Haltebereiche nahe den Schulen. Der ADAC unterstützt auf Anfrage die Schulen bei der Einrichtung von Elternhaltestellen.

Lösungen für einen sicheren Schulweg

Neue Projekte, die den Schulweg sicherer oder attraktiver machen, beurteilen Eltern in Hessen durchweg positiver als der Durchschnitt. So zum Beispiel sogenannte Notinseln, das sind Geschäfte, die durch Aufkleber signalisieren, dass Kinder dort Hilfe finden, wenn sie sich bedroht fühlen. Auch die Sperrung von „Schulstraßen“ zu Schulbeginn und Schulende stößt in Hessen auf Zustimmung (58%).

Um den Schulweg darüber hinaus sicherer zu machen, sehen sich viele Eltern selbst in der Pflicht. 85 Prozent bewerten das eigene richtige Verhalten im Straßenverkehr als besonders wichtig für die Sicherheit ihrer Kinder. Durch gemeinsames Üben werden Verkehrskompetenzen schon früh gestärkt. Der ADAC e.V. (www.adac.de/verkehrserziehung) und die ADAC Stiftung (www.verkehrshelden.com) bieten Eltern, Kindern und Pädagogen dabei hilfreiche Unterstützung.

Methodik

Der ADAC hat für die Umfrage im Zeitraum vom 20. April bis zum 8. Mai 2023 bundesweit 3.395 Eltern (201 in Hessen) von schulpflichtigen Kindern im Alter von fünf bis 15 Jahren über ein Online-Panel befragt. Die Stichprobe wurde bundesweit repräsentativ nach Alter und Geschlecht ausgesteuert. Gefragt wurde unter anderem, welches Verkehrsmittel die Kinder für den Weg zur Schule nutzen, wie häufig die Eltern den Nachwuchs mit dem Auto zum Unterricht bringen und wie gefährlich der Schulweg eingeschätzt wird.

Einen Überblick über alle Umfrageergebnisse gibt es unter: Umfrage “Sicherer Schulweg”: Eltern fürchten Verkehrsrowdys (adac.de).

(Text: PM ADAC Hessen-Thüringen e.V.)