Die ersten Stolpersteine für Höchst i. Odw.

288
Symbolbild Stolpersteine (Foto: Hans auf Pixabay)

Erleichterung im Arbeitskreis „Stolpersteine für Höchst“: Nach vielen Sitzungen, Recherchen und Dokumentationen in den letzten Jahren ist es nun endlich soweit: Der Künstler Gunter Demnig wird am 30. August 2023 hier in der Gemeinde Höchst i. Odw. die ersten Stolpersteine zum Andenken an zwölf jüdische Männer, Frauen und Kinder verlegen, die im September 1942 auf Lastwagen gezwungen und zur sicheren Vernichtung abtransportiert wurden. Auch in den Ortsteilen Mümling-Grumbach und Hetschbach werden einige Stolpersteine zur bleibenden Erinnerung an jüdische Nachbarn und Mitbewohner verlegt.

Der Weg zu den ersten Stolpersteinen war länger als geplant. Bereits im Jahr 2019 gründete sich der Arbeitskreis zu diesem Projekt. Bürgermeister, Vertreter der Gemeinde, der Gewerkschaft, der Kirchengemeinden, Parteien, Vereine und – besonders hervorzuheben – Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte der Ernst-Göbel-Schule fanden sich zusammen, um an die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur in Form von Gedenksteinen zu erinnern. Leider bremste die Corona-Pandemie über zwei Jahre die umfangreichen Vorarbeiten.

Jüdisches Leben in Höchst i. Odw. in zwei Büchern umfassend dokumentiert

In Höchst i. Odw. lebten 1933 hunderte jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger integriert, unauffällig und als gute Nachbarn. Der Geschichtsverein der Gemeinde hatte bereits ab 1985 das jüdische Leben in Höchst i. Odw. erforscht und in zwei Büchern umfassend dokumentiert und gemeinsam mit der Gemeinde mit einem Gedenkstein am Montmélianer Platz an die Jüdinnen und Juden erinnert. Die Aufzeichnungen bildeten die Basis für die anschließende Recherchearbeit in den Archiven der Kommune, des Kreises, sowie in Darmstadt und Wiesbaden. Auch die im Internet zur Verfügung stehenden Portale wurden gesichtet, um die persönlichen Daten der oftmals in den Konzentrationslagern umgebrachten Menschen zu ermitteln und abzugleichen. Wesentliche Teile dieser Arbeitsschritte wurden von dem Historiker Lothar Lammer übernommen, der auch in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung den Datenabgleich mit dem Sonderstandesamt in Arolsen durchführte.

Für die Geschichtsleistungskurse der Ernst-Göbel-Schule war das Leben der Juden in Deutschland immer ein wichtiger Teil ihres Lehrstoffs und so waren von Anfang an die Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrerinnen und Lehrer mit großem Interesse dabei, die Vorbereitungen zu unterstützen. So wurden in der Ernst-Göbel-Schule aus den Büchern des Geschichtsvereins Namen und Adresse der jüdischen Mitbürger ermittelt und in einer Tabelle zur weiteren Bearbeitung zusammengetragen und aufbereitet. Auch bestand großes Interesse an den Zeitzeugengesprächen, die mit Höchster Bürgerinnen und Bürgern geführt wurden, um deren Erinnerungen an das Zusammenleben in der NS-Zeit zu erfahren. Die Gespräche stehen in Textform auf der Internet-Seite der Gemeinde Höchst i. Odw. zum Nachlesen bereit. Inzwischen wurde die Ernst-Göbel-Schule für ihre Arbeiten zum Thema mit dem Margot-Friedländer-Preis ausgezeichnet und weitere Aktivitäten, wie die Veröffentlichung der gesammelten Familiengeschichten in einem Internet-Portal, sind geplant.

Stolpersteinverlegung am 30. August

Wichtig war es auch, den Ablauf der Steinverlegung mit dem Künstler Gunter Demnig abzustimmen. Demnig hat inzwischen in über 1.200 Städten und Ortschaften diese Gedenktafeln aus Messing verlegen können und wird nun endlich am 30. August nach Höchst i. Odw. kommen. Begonnen wird um 9 Uhr mit einer Begrüßung und Einstimmung durch den Sprecher des Arbeitskreises, dem ev. Pfarrer Andreas Höfeld, dem Künstler Gunter Demnig und einem Vertreter des Bürgermeisters auf dem Montmélianer Platz vor dem Denkmal der ehemaligen jüdischen Synagoge. Die musikalische Begleitung übernehmen Schülerinnen und Schüler der Ernst-Göbel-Schule mit ihrem Musiklehrer Alexander Link. Anschließend werden die ersten zwölf Stolpersteine im Höchster Ortskern durch Herrn Demnig verlegt. Die Einbringung der Gedenktafeln in den Ortsteilen übernimmt danach der Bauhof der Gemeinde. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen.

Von Anfang an war vereinbart, die Stolpersteine für Höchst i. Odw. durch Spenden zu finanzieren. Für diese erste Runde kamen inzwischen die notwendigen Gelder zusammen. In den nächsten Monaten sind bereits weitere Stolpersteine in Planung. Wer dafür spenden möchte, kann dies jederzeit per Überweisung unter dem Verwendungszweck „Spende Stolpersteine“ auf eines der Konten der Gemeinde Höchst i. Odw. tun.

• Sparkasse Odenwaldkreis, BIC: HELADEF1ERB, IBAN: DE18 5085 1952 0090 0930 06

• Volksbank Odenwald, BIC: GENODE51MIC, IBAN: DE15 5086 3513 0003 0019 89

(Text: PM Gemeinde Höchst i. Odw.)