Sammelleidenschaft in Münster: Salzstreuer mit dem Kopf von Donald Trump

230
Herr über 2.000 Salz- und ebenso viele Pfefferstreuer: der Münsterer Horst Löbig, hier mit einem Set aus den USA, das den Kopf von Donald Trump trägt. (Foto: jedö)

Der Münsterer Horst Löbig hat 2.000 verschiedene Exemplare gesammelt – und ebenso viele Pfefferstreuer

Die Frage, wem Horst Löbig schon mal die Suppe versalzen hat, beantwortet dieser Text am Ende. Die Sache ist, das sei schon mal verraten, wörtlich zu nehmen: Der 82-jährige Münsterer sammelt Salzstreuer. 2 000 unterschiedliche Exemplare – und ebenso viele Pfefferstreuer – besitzt Löbig und hat sie in seinem Haus in der Hintergasse säuberlich geordnet und ausgestellt. Motivisch jagt neben Klassikern der Gewürzgebinde ein Kuriosum das nächste. Dabei begann die Leidenschaft rein zufällig.

„Ende der 70er war ich auf einem Flohmarkt in Dieburg unterwegs“, blickt Löbig zurück. Da fielen ihm zwei kleine Schwäne auf, der Münsterer Wappenvogel – bei näherem Hinsehen als Salz- und Pfefferstreuer-Set. Vom Flohmarkt zurück, habe er sich damals gedacht: „Die stelle ich mir mal hin!“ Beim Rundgang durch seine Schau steuert er wenig später zwischen den Regalen zielsicher auf zwei Flamingos mit Streulöchern zu. „Das sind bis heute meine Lieblinge!“, sagt er. Alsbald sollten die Schwäne aber nicht nur diese tierische Gesellschaft bekommen haben, sondern durch die diversesten Stücke mannigfaltig andere.

Löbigs zweite Leidenschaft gilt dem Angeln, im Münsterer Angelsportverein ist er Mitglied und Pressewart. „Bei den Anglern habe ich von meinem Salzstreuer erzählt“, lächelt er. Als Folge hätten ihm Angelfreunde „immer mal wieder weitere Streuer mitgebracht“. Auch im Bekannten- und Verwandtenkreis sprach sich Löbigs neues Faible herum. Der Münsterer selbst hielt auf Flohmärkten und in Geschäften zunehmend gezielt Ausschau nach neuen Exemplaren und wurde dort auch reichlich fündig. Das World Wide Web entdeckte er als Fundgrube nie für sich, „Internet habe ich bis heute nicht“.

„Man soll es nicht glauben, was es da alles gibt“

Doch auch offline wuchs und wuchs die Sammlung. In Münsters Partnergemeinde in Abtenau – passend im SALZburger Land gelegen – entdeckte Löbig ebenso Zugänge für seine Privatausstellung wie auf Mallorca. Von dort fand auch eins der freizügigsten Exemplare seinen Weg in die Hintergasse: eine nackte Blondine mit zwei abnehmbaren Streuern dort, wo normalerweise andere Rundungen ihren Platz haben. Leicht skurril wirken auch die Streuer mit dem Kopf von Donald Trump, die ihm jemand aus den USA mitgebracht hat. „Man soll es nicht glauben, was es da alles gibt“, sagt Horst Löbig. Von Stücken, die er doppelt bekomme, trenne er sich allerdings meist wieder, „schon aus Platzgründen“.

Prinzipiell seien „die handgemachten Streuer für mich am wertvollsten“, doch große Beträge habe er selbst dafür nie auf den Tisch gelegt, so der Münsterer. Mit sichtlichem Vergnügen erinnert er sich an manches Gefeilsche auf dem Basar. Was seine Sammlung insgesamt wert ist oder ob ein bestimmtes Stück heute einen herausragenden Betrag erzielen könnte, wisse er indes nicht. Andere Sammler seien ihm nicht bekannt, obwohl es bestimmt noch ein paar mit demselben Hobby gebe. An einem Verkauf von Einzelstücken sei er auch nicht interessiert, „höchstens wenn jemand die gesamte Sammlung will“. Letztlich würde Löbig seine Schätzchen aber „nur schweren Herzens abgeben“ – eventuell vererbt er sie deshalb lieber seinem Sohn.

In der heimischen Küche würzt der Rentner übrigens mit klassischen Streuern, stets denselben. Bliebe noch die eingangs gestellte Frage nach dem Versalzen zu beantworten: In den 90ern arbeitete Horst Löbig als Pförtner am Campus Dieburg der Hochschule Darmstadt – und erlaubte sich in der Mensa manchmal einen Scherz mit den Studenten. „Wenn die ihre Suppe abgestellt hatten und sich noch was anderes holten, habe ich ihnen schnell ordentlich Salz reingestreut.“ Neben entgeisterten Gesichtern bei der Kostprobe resultierte immer auch ein lachendes daraus – das von Horst Löbig, sogar bis heute.

(Text: jedö)