Wasserhygiene: Gesundheitsamt Groß-Gerau klärt zum Thema Trinkwasser auf

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(Symbolfoto: Jos Speetjens auf Unsplash)

„Wasser für den menschlichen Gebrauch muss so beschaffen sein, dass durch seinen Genuss oder Gebrauch eine Schädigung der menschlichen Gesundheit, insbesondere durch Krankheitserreger, nicht zu besorgen ist.“ So steht es im Infektionsschutzgesetz, wie das Gesundheitsamt des Kreises Groß-Gerau mitteilt. Das Trinkwasser, das in Deutschland von den Wasserversorgern bereit­gestellt wird, hat eine sehr gute Qualität, ist preiswert und ökologisch. Das Trinkwasser aus der Leitung ist zum Trinken für alle Menschen ohne Einschränkung geeignet.

Aber damit dies immer gilt, müssen einige Dinge beachtet werden, klärt das Gesundheitsamt auf: Trinkwasser ist ein verderbliches Lebensmittel. Es ist nicht steril. Wenn das Wasser längere Zeit in den Leitungen steht, können sich Mikroorganismen (z.B. Bakterien) vermehren und es gibt Wechselwirkungen mit dem Leitungsmaterial und der Armatur. Daher muss das Wasser in den Leitungen regelmäßig ausgetauscht werden.

Gefahr durch Legionellen

Die bekanntesten möglicherweise krankmachenden Mikroorganismen in der Trinkwasserinstallation sind Legionellen und Pseudomonas aeruginosa. Legionellen vermehren sich bei Temperaturen zwischen 25°C und 55 °C, wobei bei 45°C das optimale Wachstum stattfindet. Bei 40°C verdoppeln sich die Legionellenzahlen innerhalb von vier Stunden. Oberhalb von 60°C ist mit keiner Vermehrung von Legionellen bzw. mit dem Absterben zu rechnen. Bei 70°C sterben sie innerhalb weniger Sekunden ab.

Beim Duschen oder wenn sich sonst Aerosole bilden, können Legionellen den Menschen krankmachen, indem sie Pontiac-Fieber oder eine Legionellose auslösen. Das Pontiac-Fieber ist mit einem leichten grippalen Infekt vergleichbar, während eine Legionellose eine schwere Form der Lungenentzündung ist, die in etwa zehn Prozent der Fälle tödlich verläuft.

Deshalb werden im technischen Regelwerk für Großanlagen der Warmwasser­aufbereitung in allen Teilen der Warmwasserverteilung mindestens 55°C (am Speicheraustritt mindestens 60°C) gefordert. Auch in anderen Trinkwassererwärmern sollen 55°C eingehalten werden.

Darum rät das Kreisgesundheitsamt: „Lassen Sie morgens rund zwei bis drei Minuten lang das Wasser aus dem Hahn ablaufen, bis es richtig kalt ist. Dieses Wasser können Sie als Blumenwasser verwenden. Dann erst trinken Sie das Wasser bzw. kochen damit Ihren Kaffee oder Tee. Nutzen Sie an allen Entnahmestellen täglich das kalte und warme Wasser. Das Wasser im gesamten System muss regelmäßig alle drei Tage ausgetauscht werden, auch an der Badewanne oder im Gäste-WC.“

Wasserleitungen auch bei Abwesenheit regelmäßig spülen

Wer länger als eine Woche abwesend ist, sollte im eigenen Interesse jemanden bitten, regelmäßig die Wasserleitungen zu spülen. Oder man schließt den Haupthahn und spült danach die gesamte Installation sehr gründlich durch (kalt und warm). Wurde eine Dusche längere Zeit nicht genutzt, sollte die Leitung zunächst gründlich mit kaltem und heißem Wasser für zwei bis drei Minuten gespült werden: „Legen Sie dazu die Brause in die Dusche, um die Aerosolbildung zu vermeiden.“

Wenn all dies nicht gemacht wird, verschlechtert sich automatisch die Wasserqualität in der Leitung. Die Trinkwasserinstallation wird dann nicht mehr bestimmungsgemäß genutzt „und Sie riskieren, dass Sie oder andere durch Ihr Verhalten krank werden“, so die Behörde.

Gesundheitsschutz steht über Energieeinsparung

Der Gesundheitsschutz steht über Energieeinsparung, betont das Gesundheitsamt. „Es ist daher nicht zulässig, aus Energiespargründen die Temperaturen im Warmwassersystem unter 60°C bzw. 55°C zu senken. Dies gefährdet Ihre Gesundheit und fördert das Wachstum von Legionellen und anderen Bakterien. Auch die zeitweise Absenkung und Wiederanhebung der Temperatur im Rahmen der sogenannten Legionellenschaltung ist nicht erlaubt.“

Wenn die Hausinstallation frei von Legionellen ist und durch die richtige Nutzung auch bleibt, sind keine teuren Folgemaßnahmen zu befürchten. Energie sparen lasse sich auf andere, ungefährliche Weise: „indem Sie kürzer duschen, zwischendurch den Wasserhahn zudrehen und das Geschirr nicht vorspülen. Auch der Verzicht auf einen Wäschetrockner spart Energie.“

Für weitere Informationen steht das Sachgebiet Wasserhygiene des Gesundheitsamts gern zur Verfügung. Kontakt: telefonisch unter 06152/989393 während der Öffnungszeiten des Landratsamts oder per E-Mail an Wasserhygiene@kreisgg.de.

Ausführliche Informationen finden sich auch im Internet beim Umweltbundesamt. Dort steht die Broschüre „Trink was – Trinkwasser aus dem Hahn“ zum Download bereit.

(Text: PM Kreis Groß-Gerau)