Kleiner Diebstahl löst Kettenreaktion in Eppertshausen aus

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Im Haus Westermann, wo die Gemeinde Eppertshausen derzeit die naturnahe Gruppe der Kita „Sonnenschein“ betreibt, wurden ein Tablet-PC und ein Smartphone geklaut. Dies löste eine administrative Kettenreaktion unter Beteiligung mehrerer Datenschutz-Beauftragter aus. (Foto: jedö)

Weil bei einem Einbruch im Haus Westermann ein Tablet-PC und ein Smartphone geklaut werden, werden mehrere Datenschutz-Beauftragte aktiv

Auf den ersten Blick war es keine große Nachricht: Mitte Juli brachen Unbekannte ins Haus Westermann nahe dem Eppertshäuser Sportzentrum ein. In dem einst vor allem für Privat- und Vereinsfeiern genutzten Objekt samt Außengelände hat die Gemeinde seit einiger Zeit eine naturnahe Gruppe der (von der Kommune betriebenen) Kita „Sonnenschein“ untergebracht. Dass sich trotz geringen Sachschadens nicht nur die Polizei mit dem Fall befasste, sondern auch das Rathaus eine eigene Mitteilung dazu herausgab, deutete indes auf einen besonderen Umstand hin. Das Stichwort lautet Datenschutz.

Durch den Einbruch entstand ein Sachschaden von 5.000 bis 10.000 Euro. Vor allem aber wurden zwei elektronische Geräte aus einem Schrank gestohlen: ein Tablet-PC und ein Smartphone. „Das gehört inzwischen zum normalen Arbeitsmaterial der Kita“, sagt Eppertshausens Bürgermeister Carsten Helfmann (CDU). Auch der Wert dieser Objekte ist überschaubar. Doch veranlassten genau sie die Gemeinde nach interner und externer Prüfung und Bearbeitung des Vorfalls zu ihrer Mitteilung, die sie auch an die Medien schickte.

Denn in einer Cloud hat die Kita Sonnenschein die Namen und Telefonnummern jener Eltern gespeichert, deren Kinder in die naturnahe Gruppe im Haus Westermann gehen. Auf den Geräten gibt es einen Zugang zum ausgelagerten Datenspeicher, der theoretisch hätte geknackt werden können. Damit hätten sich die Diebe der Geräte Daten von rund 20 Eppertshäuser Familien beschaffen können, darunter Handynummern. Lokal gespeichert – etwa in einer Excel-Liste oder Ähnlichem – waren die Daten nicht.

Grundsätzlich benötige die Kita solche Angaben, sagt Helfmann, „die Erzieherinnen brauchen die Telefonnummern, um die Eltern beispielsweise dann erreichen zu können, wenn ein Kind mal was hat“. Deshalb hat die Gemeindeeinrichtung Namen und Nummern der Angehörigen zusammengetragen, wie geschildert digital in einer Cloud gespeichert.

Nachdem der Einbruch im Objekt am Waldrand nördlich von Eppertshausen entdeckt und auch der Verlust von Tablet-PC und Smartphone registriert worden seien, habe man neben der Anzeige bei der Polizei direkt die Eltern aller 20 Kinder informiert, berichtet Helfmann. „Ich nehme an, dass es den Dieben nur um die Geräte selbst und nicht um die Daten ging“, fügt er an. Diese Vermutung stütze auch der derzeitige Ermittlungsstand, nach dem die Polizei der Gemeinde mitgeteilt habe, dass sie im Zuge ihrer Nachforschungen über einen Sicherheitsindikator der Geräte aus der Ferne geprüft habe, ob die Diebe diese schon angeschaltet hätten. „Dies ist bisher nicht passiert“, hat der Bürgermeister erfahren. Damit können die Diebe auch noch nicht versucht haben, an die Daten in der Cloud zu kommen.
Inzwischen sind diese so gesichert, dass den Kriminellen dies ohnehin nicht mehr gelingen kann. Hinter den Kulissen hatte das Geschehen am Haus Westermann allerdings eine ganze administrative Kettenreaktion ausgelöst. In Marius Murmann befasste sich zunächst ein Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, der auch als interner Datenschutz-Beauftragter fungiert, mit dem Vorfall. Murmann meldete ihn dem externen Datenschutz-Beauftragten beim Landkreis Darmstadt-Dieburg, der sich wiederum mit dem Land Hessen in Verbindung setzte. Von dort kam die Anordnung, dass die Gemeinde den Einbruch wegen der potenziellen Folge des Diebstahls der Daten der Eltern öffentlich kommunizieren soll. Was das Rathaus dann auch tat.

Während im vorliegenden Fall keine Handynummern von Eppertshäusern in ungewünschte Hände geraten sein dürften, stellt sich unabhängig davon die Frage, was beispielsweise mit noch sensibleren Daten wie Kontonummern oder Gewerbesteuer-Angaben wäre, würden Geräte etwa aus dem Rathaus entwendet. Carsten Helfmann kann beruhigen: „Das liegt alles auf den Servern der Ekom21“ – also extern bei einem professionellen Partner für sichere IT-Dienstleistungen, der als Körperschaft des öffentlichen Rechts für viele Kommunen und Kreise in Hessen tätig ist.

(Text: jedö)