Suche nach privatem Investor gescheitert: kein Interesse trotz Wohnungsbau-Offerte
Seit Sommer 2018 ist das Münsterer Hallenbad wegen etlicher technischer und baulicher Mängel geschlossen. Seine Nutzer und alle, die es mal werden wollten, müssen sich nun wohl damit abfinden, dass sie in der Gersprenz-Gemeinde auch künftig nicht mehr schwimmen können: Nach der gescheiterten Suche nach einem privaten Investor in den vergangenen Wochen ist der Traum vom neuen Bad nahezu sicher ausgeträumt. Die vermeintlichen anderen Lösungsalternativen sind bei näherem Hinsehen unrealistisch.
Im Frühjahr hatte Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos) den „nächsten Planungsschritt“ zum Münsterer Hallenbad angekündigt und damit noch mal Hoffnung geweckt, dass die klamme Kommune den gordischen Knoten durchschlagen könnte. Auf der einen Seite steht eine Multimillionen-Ausgabe entweder für die Sanierung des alten Bads oder einen Neubau, auf der anderen Seite die angespannte Haushaltslage, die auf absehbare Zeit keine großen Investitionen in freiwillige Leistungen wie eine solche Freizeitstätte erlaubt und in der die politische Mehrheit sowie Schledt selbst auch eine ausufernde Verschuldung vermeiden wollen.
Nun ist klar, welchen Ansatz der Verwaltungschef zuletzt verfolgte. „Ziel war, jemanden zu finden, der das Hallenbad-Grundstück erwirbt“, sagt Schledt. „Dieser Investor hätte dort Wohnbebauung machen dürfen, uns zugleich aber auch ein Schwimmbecken bauen sollen.“ Schledt sagt bewusst „Schwimmbecken“ statt „Hallenbad“, denn eine Dimension wie jene im bisherigen Bad mit Schwimmerbecken, separatem Nichtschwimmerbecken und einer Sauna hielt er ohnehin für übertrieben.
„Mir geht es immer um das Machbare“, betont Schledt. Mit Blick auf ein neues Bad habe er deshalb „drei Zielgruppen identifiziert, für die ein Becken in Münster besonders wichtig wäre“. Dazu zählt der Bürgermeister „erstens Kinder, die schwimmen lernen wollen; zweitens Leute, die schwimmen wollen und nicht so mobil sind, dass sie zum Beispiel in die Hallenbäder nach Dieburg und Groß-Zimmern fahren können; und drittens Anbieter und Nutzer von therapeutischen Anwendungen im Wasser“.
Sie alle hätten nach den jüngsten Vorstellungen zumindest im Rahmen einer „kleinen“ Lösung eine neue Wassersport-Heimat auf dem jetzigen Grundstück des 1971 eröffneten und seit fünf Jahren außer Betrieb genommenen Hallenbads finden sollen. „Es war mein Traum, Schwimmen und Wohnen in Münster an einem Ort zu vereinen“, so Schledt. Das Areal mitsamt der Parkplätze ist mehr als 5 000 Quadratmeter groß, hätte neben einem kleinen Bad genug Raum für mehrere Wohnhäuser geboten, über deren Vermarktung ein Bauträger das öffentliche Schwimmbecken nach der Vorstellung der Gemeinde hätte mitfinanzieren können. Gebraucht wird das alte Bad derzeit (außer zum Parken) nur als Standort einer Heizung, die das benachbarte „Haus der Kinder“ und die Kennedy-Grundschule mitversorgt, sowie als Interimsstandort der Kita „Sonnenblume“. Diese zweigruppige Kita ist in einem Teil der Hallenbad-Immobilie untergebracht, wo sie aber nicht dauerhaft bleiben soll.
Genau diese Offerte einer Entwicklung zum Wohngebiet mit kleinem Bad machte die Gemeinde Münster ab Anfang Mai vier Wochen lang in der Hessischen Ausschreibungs-Datenbank, auf der Kommunen solche Vorhaben veröffentlichen und Projektentwickler darauf aufmerksam werden können. Anfang Juni endete dort die Bekanntmachungsphase für das Grundstück an der Ecke von Darmstädter und Stettiner Straße – mit einem ernüchternden Ergebnis: „Es hat sich kein einziger Interessent gemeldet“, berichtet Schledt. Mehr noch: „Ich habe auch zwei regionale Investoren angerufen, von denen ich mir vorstellen konnte, dass sie es verwirklichen können.“ Nach Informationen unserer Zeitung war auch die F+R Projektbau GmbH aus Roßdorf darunter, die im Auftrag des Wassersportvereins das neue Dieburger Hallenbad gebaut hat. Beide hätten aber ebenfalls abgewinkt.
Und nun? „Eine Sanierung des alten Hallenbads noch mal zu prüfen, entbehrt jeder Kompetenz“, baut Joachim Schledt einem etwaigen Anlauf (der gerade aus Reihen der Münsterer SPD kommen könnte) vor. Ein Bad in kommunaler Eigenregie zu bauen, bleibe selbst bei üppigen Zuschüssen von Land und Bund illusorisch. Trotzdem sei er „noch nicht so weit, das Thema Hallenbad zu begraben“, fügt der Bürgermeister an. Einen neuen Plan hat er jetzt aber nicht mehr, es regiert nur noch das Prinzip Hoffnung: „Meine Großmutter hat immer gesagt: Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.“ Eine Verwaltungsvorlage pro Abriss des alten Bads (der den Haushalt im hohen sechsstelligen Bereich belasten dürfte) ist erstmal nicht geplant.
(Text: jedö)
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