Kreis Groß-Gerau: Inklusion als Dauerzustand ist Ziel

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Antonia Vogt, Prof. Laura Wallner, Miriam Eicke (alle Evangelische Hochschule Darmstadt) und Fachbereichsleiterin Christine Plenzig (von links) richteten die „Denkwerkstatt QinkL“ im Landratsamt aus. (Foto: Kreisverwaltung)

Jugendhilfe des Kreises Groß-Gerau arbeitet in Pilotprojekt zur Qualifizierung mit

Im Landratsamt Groß-Gerau trafen sich kürzlich Expert*innen aus den Bereichen Inklusion und Jugendhilfe, um sich gemeinsam in einer „Denkwerkstatt QinkL“ den Facetten des inklusiven Weiterbildungsbedarfs der öffentlichen Jugendhilfe zu stellen. Dazu begrüßte Christine Plenzig, Leitung des Fachbereichs Jugend und Familie der Kreisverwaltung.

QinkL steht für „Qualifizierung Inklusive Lösung“. Das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz setzt mit der Reform des SGB VIII, der gesetzlichen Grundlage der Jugendhilfe, bundesweit bis 2028 die sogenannte „große Lösung“ um. Diese bedeutet: Eingliederungs- und Jugendhilfe wachsen zusammen, die Jugendhilfe ist zuständig für alle Kinder und Jugendlichen, unabhängig vom Vorliegen einer Beeinträchtigung oder Benachteiligung.

Der Kreis Groß-Gerau stellt sich frühzeitig dieser verantwortungsvollen Aufgabe und hat ein mit Landesmitteln gefördertes Kooperationsprojekt mit der Evangelischen Hochschule Darmstadt (EHD) initiiert. Zum Konzept gehört die Verzahnung von Wissenschaft und Praxis. Zunächst werden Mitarbeitende der öffentlichen Jugendhilfe für die inklusive Lösung qualifiziert. Für deren Schulung muss ein Curriculum erarbeitet werden; dieser Lehrplan soll später übertragbar sein auf andere Einrichtungen, so dass bundesweit Fachkräfte vom hier Erarbeiteten profitieren können.

In der Denkwerkstatt Anfang Juli, einem Beteiligungsprojekt für Akteur*innen aus Schulen, Beratungsstellen oder Kommunen, ging es darum, gemeinsam Ressourcen und Herausforderungen zu beschreiben, Bedarfe zu erheben. Zu den rund 30 Teilnehmenden gehörten neben Elternvertretungen u.a. Kindergartenvertreter*innen, Behindertenbeauftragte der Kommunen, Vertreter*innen des Staatlichen Schulamts, der Stiftung Nieder-Ramstädter Diakonie, des Diakonischen Werks Groß-Gerau/Rüsselsheim, des Basis e.V. Mainspitze, des SPV Gemeindepsychiatrische Angebote, der freien Jugendhilfe (wie TS und FlexHi), der Kreisjugendförderung, der Jugendberufshilfe sowie Schulsozialarbeiter*innen. Angeleitet wurden sie von Professorin Laura Wallner von der EHD und ihrem Team.

Die Teilnehmer*innen befassten sich im Workshop mit folgenden Fragen: Was ist Ihre Vision für die Umsetzung der Inklusiven Lösung? Was müsste passieren, um eine gute Umsetzung realisieren zu können? Wo sehen Sie Schwierigkeiten bei der Nutzbarkeit der Angebote für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung?. Dazu trugen sie ihre Ideen, Erfahrungen, Wünsche und Vorstellungen zusammen. Diese werden nun von der EHD ausgewertet und finden Eingang in die Qualifizierung der Fachkräfte.

Unter den besonders geschätzten Ideen und Wünschen fanden sich zum Beispiel: Hinweise zu digitalisierten und vereinfachten Zugängen zu Leistungen und Informationen, fachlich versierte Lots*innen und gut funktionierende Netzwerke mit kurzen Wegen sowie die Weiterentwicklung von schulischen Lösungen. Einig waren sich die Teilnehmenden, dass die Forderung nach Inklusion abgelöst werden muss von einem „Zustand der Inklusion“. Strukturen müssten weiterentwickelt werden, um diese Vision zu erreichen. Darüber hinaus fehlten noch Orte echter Begegnung. Gleichzeitig müssten geschützte Räume erhalten bleiben oder erst noch geschaffen werden. „Es braucht Mut, um loszugehen und die ersten Erfahrungen zu machen“, sagte ein Teilnehmer am Schluss.

(Text: PM Kreis Groß-Gerau)