Schützengesellschaft Urberach: Böllerkanone ist der Star beim Vereinsgeburtstag

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Jede Stunde gab die Böllerkanone, die sich der Verein zur Brauchtumspflege angeschafft hat, einen Schuss ab. (Foto: PS)

Auch akustisch waren die Feierlichkeiten zum 110. Vereinsgeburtstag durchaus eindrucksvoll. Jede Stunde gab die Böllerkanone, die die Schützengesellschaft Urberach im vergangenen Jahr angeschafft hatte, am Samstag beim Fest auf dem Bulau-Waldfestplatz einen Schuss ab.

Mittlerweile hat das brauchtümliche Böllerschießen dank der 12.500 Euro teuren Kanone einen festen Platz im Verein. Ihr Exemplar, das nach dem Vorbild einer Gebirgsjägerkanone gebaut wurde, die zwischen 1880 und 1890 üblich war, hatte die Schützengesellschaft bei einem Kanonenbauer in Rheinland-Pfalz gekauft. Kürzlich veranstaltete die Schützengesellschaft auch einen zweitägigen Böllerlehrgang mit elf Teilnehmern.

Eine Infotafel hatte einiges Wissenswerte zum brauchtümlichen Böllerschießen parat. Ein bekannter Böllerbrauch war früher das Wetterschießen, etwa in Richtung dunkler Wolken. Da gab es auch am Samstag ein paar Exemplare am Urberacher Himmel. Das Böllern galt auch als höchster Achtungserweis, um Herrscher und Könige zu begrüßen, wenn sie zu Besuch kamen. Die waren am Samstag zwar nicht auf der Bulau zu Gast, die Schützengesellschaft freute sich aber über zahlreiche Besucher und unter anderem über die Gratulationen von Bürgermeister Jörg Rotter und Werner Popp, den Vorsitzenden des Vereinsrings.

Tradition des Böllerns auch im Rhein-Main-Gebiet bekannter machen

Allein in Bayern gibt es derzeit rund 720 Böllergruppen, die Schützengesellschaft will mithelfen, diese Tradition auch im Rhein-Main-Gebiet bekannter zu machen. „Böllern ist ein gepflegtes Brauchtum und als solches als immaterielles Kulturgut von der Deutschen UNESCO-Kommission anerkannt. Es ist kein Abfeuern von Feuerwerk, sondern ein in Jahrhunderten gewachsenes Brauchtum“, betonten die Schützen auf ihrer Infotafel. Im Laufe des Tages gab es auch jeweils drei Salutschüsse zu Ehren von Walter Faust, dem kürzlich verstorbenen Ehrenbürgermeister, und zu Ehren von Gerhard Fleischer, einem kürzlich verstorbenen Mitglied der Schützengesellschaft.

„Wir sind der einzige Verein mit einer Kanone im Kreis Offenbach. Wir sind jetzt der Vorreiter in diesem Bereich und haben die Hoffnung, dass dies auf die anderen Vereine überschwappt “, hofft Matthias Göbel, der Vorsitzende der Schützengesellschaft, dass die Brauchtumspflege Nachahmer findet. Göbel freute sich nicht nur über ein gelungenes Fest zum Vereinsgeburtstag, sondern auch darüber, dass es mit den Mitgliederzahlen zuletzt wieder aufwärts ging. „Vor sechs, sieben Jahren waren wir mit Ach und Krach noch elf aktive Schützen. Aktuell sind wir knapp 60 Aktive“, so Göbel, der seit sechs Jahren im Vorstand ist und diesen gemeinsam mit Christopher Mayer bildet. Insgesamt hat der Verein derzeit rund 80 Mitglieder bei einem Altersschnitt von knapp über 40. Im Untergeschoss der Halle Urberach verfügt der Verein über mehrere Schießstände.

Der Verein hatte auch seine Schießbude wieder auf Vordermann gebracht, die beim Fest im Einsatz war und künftig auch wieder an der Kerb aufgebaut wird. Nebenan war auch die Airsoft-Abteilung mit einem Stand vertreten. Die Hüpfburg konnte wegen des Regens nicht aufgebaut werden. Ein Foodtruck, der unter anderem Wildburger aus heimischer Jagd verkaufte, stand auf der Bulau. Die Band „Vivi“ gab am Abend ein Konzert. Beim Fest wurde auch die kürzlich errungene Meisterschaft der Kleinkaliber-Mannschaft in der 1. Bezirksklasse gefeiert.

(Text: PS)