Eppertshausen: Solarpark soll zwischen Thomashütte und Rallenteich entstehen

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Auf der „Merck-Wiese“ nahe Eppertshausen soll ein riesiger Solarpark entstehen. Das Foto zeigt den westlichsten Zipfel der Fläche mit einem Teil des Gutshofs Thomashütte im Hintergrund. (Foto: jedö)

Schon in zwei Jahren könnten alle Eppertshäuser Haushalte mit Solarstrom versorgt werden, der direkt vor ihrer Tür erzeugt wird: Die Gemeindevertreter haben am Mittwochabend einstimmig den Bau einer riesigen Photovoltaik-Anlage auf der „Merck-Wiese“ zwischen dem Gutshof Thomashütte und dem Rallenteich befürwortet. Zugleich ebneten sie dem Großprojekt mit einem wichtigen Beschluss den Weg. Auf neun Hektar könnte bis 2025 ein Solarpark entstehen, in den die Greenovative GmbH aus Nürnberg 7,5 Millionen Euro investieren will und dessen Leistung für die Stromversorgung sämtlicher 2 700 Haushalte in Eppertshausen reichen würde.

Der fränkische Investor, der ähnliche Projekte bereits realisiert hat, hält die 91 454 Quadratmeter unter anderem deswegen für eine Freiflächen-PV-Anlage geeignet, weil in der Nähe eine (von e-Netz Südhessen betriebene) Mittelspannungsleitung existiert. Zudem liegt die Fläche außerhalb von Schutzgebieten, besteht größtenteils aus einer Wiese und wird derzeit von einem Makler zum Verkauf angeboten. Früher gehörte das Areal der Familie Merck, was ihm im Volksmund bis heute seinen Namen gibt. Aktuell ist Greenovative noch kein Besitzer der Fläche.

Das Unternehmen dürfte seine Kaufbemühungen nun aber konkretisieren. In der Gemeindevertretung ging es jetzt darum, den Flächennutzungsplan hinsichtlich des Flurstücks dahingehend anzupassen, dass es dort künftig als „Fläche für regenerative Energieerzeugung durch eine Photovoltaik-Freiflächenanlage“ geführt wird. Dies schafft die Basis für die Durchführung eines Bauleitplanverfahrens. Einen entsprechenden Antrag hatte Greenovative Mitte Mai vorgelegt.

Der Investor hatte sein Vorhaben in der Woche zuvor im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss vorgestellt, der danach eine wohlwollende Behandlung des Anliegens empfohlen hatte. Dem folgten die Gemeindevertreter von CDU, SPD und FDP am Mittwoch ohne Ausreißer und mit Wortbeiträgen, aus denen überwiegend Begeisterung sprach.
„Wir begrüßen das Projekt sehr“, sagte etwa Ann-Katrin Brockmann, Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten, die den Solarpark ob ihrer absoluten Mehrheit auch solo hätten auf den Weg bringen können. Was aber nicht nötig war, weil sowohl Günter Schmitt für die Genossen als auch Thorsten Weber für die Liberalen die Vorzüge der Ansiedlung priesen. Schmitt lobte in ökologischer Hinsicht, dass die Paneele „auf Stelzen gebaut werden, so dass die Versiegelung des Bodens minimal ist und darunter zum Beispiel noch Schafherden gehalten werden können“. Weber nannte das Ansinnen von Greenovative „eine große Chance für Eppertshausen“.

Zehn Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr

Der Solarpark soll nicht nur rund zehn Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen, sondern der Gemeinde auch Gewerbesteuer in die Kasse spülen. Rathaus und Gemeindevertreter stellten heraus, dass die Kommune im laufenden Betrieb wenig Arbeit mit der Anlage haben werde: Sie will und wird nicht selbst Betreiber des Solarparks sein, weil ihr dafür Personal und Know-how fehlen. Dies soll Greenovative tun, das auch den Löwenanteil der Investitionen stemmen wird. Noch offen ist, inwieweit sich Eppertshäuser Bürger ebenfalls finanziell am Bau der Anlage beteiligen und in den ertragreichen Folgejahren an den Renditen partizipieren können. In der Gemeindevertretung stand ein 25-prozentiger Anteil der Investitionskosten (also rund zwei Millionen Euro) im Raum, den das Unternehmen bei privaten Kleininvestoren einsammeln könnte.

Derlei Fragen sollen in den kommenden 18 Monaten beantwortet werden. Diesen Zeitraum kalkulieren Investor und Gemeindevertreter aktuell für die weitere Planung und das zugehörige Verfahren. Die Bauzeit selbst würde im Anschluss nur ein halbes Jahr in Anspruch nehmen, von dem nur wenige Wochen aufs Aufstellen der Paneele entfielen. Deren „irre Zahl“ (CDU-Gemeindevertreter Hans-Dieter Lehnen) führte am Mittwoch noch einmal die Dimension des Geplanten vor Augen: Die Rede ist derzeit von 15 500 Stück. Ob es wirklich so viele oder doch einige weniger werden und wie viele Bäume gerade im südöstlichen Bereich der Merck-Wiese gefällt werden müssen, ist wie manch weiterer Punkt noch zu klären.

Dass der gigantische Solarpark im anstehenden Bauleitplanverfahren scheitern könnte, davon ging in der Gemeindevertretung jedoch niemand aus. Vielmehr dachten manche Abgeordnete schon daran, welche Chancen er Eppertshausen böte, wenn er voraussichtlich ab 2025 Strom produziert. „Dieser Solarpark würde uns auch alle Möglichkeiten in Sachen Fernwärme eröffnen“, prognostizierte Hans-Dieter Lehnen. „Wenn wir die richtigen Türen öffnen, ist dies ein großer Schritt Richtung klimaneutraler Gemeinde Eppertshausen!“

(Text: jedö)