Münster: Flüchtlingsunterkunft am „Tropical“ ist vom Tisch

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Das Containerdorf für Flüchtlinge auf dem Gelände neben dem „Tropical“ (links angeschnitten, das betreffende Grundstück liegt rechts daneben zwischen Maler Roßkopf und Radweg) ist vom Tisch - auch in kleiner Dimension. (Foto: jedö)

Keine Container auf Grundstück am Ortsausgang

Der Bau einer Containeranlage für Flüchtlinge am Münsterer Ortsausgang gen Altheim ist vom Tisch. Stand die Gemeinde einer Anlage auf dem unbebauten Grundstück neben der ehemaligen Diskothek „Tropical“ schon im Frühjahr kritisch gegenüber, so ist das Ansinnen nun zu den Akten gelegt. Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos) hatte zuletzt zumindest eine kleine Unterkunft für denkbar gehalten, vor allem die Münsterer CDU setzte sich hinter den Kulissen aber gegen jedwede Dimension ein. Zudem sehen die Christdemokraten bei der Aufnahmefähigkeit der Gersprenz-Gemeinde eine generelle Grenze erreicht.

Das rund 2.000 Quadratmeter große Areal nördlich des Tropical-Geländes (dessen Entwicklung wegen unterschiedlicher Vorstellungen von Besitzer und Rathaus bislang gescheitert und wo die alte Disko seit ein paar Wochen an zwei Firmen aus der Automobil-Branche vermietet ist) gehört einem privaten Eigentümer. Der war im Frühjahr über einen Architekten mit dem Vorhaben an die Gemeinde herangetreten, ein Containerdorf zur Unterbringung von Flüchtlingen zu errichten.

Schon damals reagierte die Verwaltung skeptisch. Die vorgelegten Pläne entsprachen nicht dem Bebauungsplan, der für das Gebiet eine gewerbliche Nutzung vorsieht. Auch bauliche Einschränkungen und Stellplatz-Fragen setzten bereits zu dieser Zeit ein Fragezeichen hinter die Pläne. Die Gemeinde erteilte zunächst also keine Genehmigung. Wobei das Beispiel aus der Dieburger Fabrikstraße, wo neben der Ditib-Moschee gerade eine Containeranlage für bis zu 200 Menschen entsteht und im September in Betrieb gehen soll, durchaus zeigt, dass in der angespannten Lage bei entsprechendem politischen Willen auch im gewerblichen Umfeld Wohnanlagen errichtet werden können – und letztlich alles besser scheint, als Sport- oder Bürgerhallen zu zweckentfremden (wie in der ersten Jahreshälfte etwa der Ärger rund um die Belegung der Dieburger Schlossgartenhalle zeigte).

Münsters Verwaltungschef Joachim Schledt zeigte sich zuletzt dann auch gesprächsbereit, auf dem Gelände an der Altheimer Straße zumindest eine kleine Unterkunft zu ermöglichen. „Der Betreiber wollte dort 180 Betten platzieren – ich hatte 30 für verträglich gehalten“, so Schledt. Dies habe er dem Vorhabenträger auch mitgeteilt, woraufhin er keine Rückmeldung mehr erhalten habe.

CDU sieht in Münster auch generelle Grenze erreicht

Parallel dazu hatte sich hinter den Kulissen allerdings auch die Münsterer CDU vehement dafür eingesetzt, an dieser exponierten Stelle kein Containerdorf zuzulassen, egal welcher Größenordnung. Was auch im Rathaus und beim Landkreis Darmstadt-Dieburg zur Kenntnis genommen wurde: „Wir haben die kommunale Selbstverwaltung, und die Kommunen haben die Planungshoheit“, akzeptiert Christel Sprößler (SPD), Sozialdezernentin des LaDaDi, Ablehnung einer Anlage neben dem Tropical.

Die Union macht derweil deutlich, dass es ihr auch grundsätzlich und abgesehen von diesem gescheiterten Projekt darum geht, keine weiteren Flüchtlinge in Münster und Altheim aufzunehmen. In einem Statement von Ortsverbands- und Fraktionsvorstand ist die CDU der Auffassung: „Mit den derzeit rund 300 Flüchtlingen, die wir in Münster aufgenommen haben, ist die Grenze erreicht. Wir haben uns nicht nur beim Gelände neben dem Tropical – das wir für Gewerbe nutzen wollen, wofür es auch gedacht ist -, für null ausgesprochen. Wir sehen das Fass in Münster auch insgesamt voll. Irgendwann müssen wir uns auf der untersten Ebene mal wehren und wollen mit unserer Position ein Zeichen nach oben senden.“

Derzeit wohnen Flüchtlinge in Münster vor allem in einer Unterkunft an der Goebelstraße, aber auch an der Darmstädter Straße, am Bahnhof oder in Privathaushalten. Auch den außerhalb gelegenen, hauptsächlich von Gewerbe geprägten Ortsteil Breitefeld hält die CDU für die Unterbringung zusätzlicher Menschen für ungeeignet.

(Text: jedö)