Es könnte eine Routinemeldung sein: Am Montag schickte der Darmstädter Verein Partnerschaft Deutschland-Ukraine/Moldova PDUM den 23. Transport auf den Weg nach Uschgorod in der Westukraine. Wieder war es ein 40-Tonner des Kooperationspartners Rhein-Main Frachtenkontor, voll beladen mit Lebensmitteln, Bettsachen, Heimtextilien, Küchenutensilien, Kleidung, Schuhen, Kuscheltieren, Hygieneprodukten, Pflegebedarf und anderen in der Ukraine benötigten oder willkommenen Hilfsgütern.
Das hat sich ja nun eingespielt, mag man denken. Und doch ist es jedes Mal ein bewegender Moment, wenn PDUM-Mitglieder und viele helfende Hände in mehrstündigem Teamwork den Laster mit den gefüllten Umzugskisten, Säcken und Koffern bestücken. Mit Decken werden die Lücken gefüllt, Fahrräder kommen ganz nach oben, zuletzt die stabilisierenden Stangen, und – give me five – die Arbeit ist getan, es kann losgehen.
In die Freude darüber mischt sich Wehmut, manch einer wird ein stilles Gebet zum Himmel schicken: Möge dieser unselige Krieg doch endlich ein Ende nehmen. Nur der Ladevorgang wurde mit der Zeit zur Routine, die Gedanken sind bei den Menschen in der kriegsgebeutelten Ukraine, die in den umkämpften Gebieten tagtäglich Angst, Leid und Gewalt ausgesetzt sind. Die Angehörige und gute Freunde im Kampf oder bei militärischen Angriffen verloren haben, die die russische Aggression langsam mürbe macht, und die dennoch immer wieder die Kraft finden zu kämpfen. Für ihr Land, ihre Freiheit, für ihre Kinder und Enkelkinder.
Uschgorod vergleichsweise ruhig
In Darmstadts Partnerstadt Uschgorod ist es vergleichsweise ruhig. Zwar heulen auch hier die Sirenen, doch gab es bisher keine Einschläge und keine Zerstörung. Geschützt durch den Karpatenbogen, hautnah an der Grenze zur Slowakei, blieb der Verwaltungsbezirk Transkarpatien, dessen Hauptstadt Uschgorod (160.000 Einwohner) ist, bislang von militärischen Attacken verschont. Der Krieg ist dennoch sehr präsent, wenn Trauerzüge mit militärischen Ehren und Polizeieskorte durch die Stadt ziehen. „Das geschieht nahezu täglich, manchmal ist es nur ein Sarg, manchmal sind es mehrere hintereinander“, hat der PDUM-Vorsitzende Dr. Ulrich Wissmann bei seinem kürzlichen Aufenthalt in Uschgorod beobachtet. Weinende Angehörige folgen den Särgen, in denen die Gefallenen zu ihrer letzten Ruhestätte geleitet werden. Frauen, die den Ehemann oder Freund verloren haben, Kinder, die nun vaterlos aufwachsen.
Ein weiteres Kriegsszenario bilden in Uschgorod zehntausende Binnenflüchtlinge, die in der Westukraine bereits kurz nach Ausbruch der Krieges Schutz suchten oder hierher evakuiert wurden. Und der Zustrom reißt nicht ab. „Wir haben nun auch Opfer der Überschwemmungen aufgenommen, die der Bruch des Kachowka-Stausees in der Südukraine über Nacht obdachlos gemacht hat“, berichtet Dr. Viktoriya Syno, die Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Uschgorod-Darmstadt PVUD in Uschgorod. Viele kamen nur mit dem Nötigsten in Transkarpatien an.
Verteilung straff organisiert
Viktoriya Syno hat im Uschgoroder Verteilzentrum „Eulennest“, das sie leitet, alle Hände voll zu tun. Mit ihrem Helferteam, dem viele Binnenflüchtlinge angehören, gibt sie die eintreffenden Hilfsgüter an die Schutzsuchenden und auch an bedürftige, zumeist alte Menschen aus. Die Verteilung ist straff organisiert. Alle Empfänger sind registriert, die Abgabe der wichtigsten Güter erfolgt an festen Tagen. Mütter mit Kindern haben Vorrang. Durch die sozialen Medien, dem in der Ukraine wichtigsten Kommunikationsweg, werden die Empfänger auf dem Laufenden gehalten. Wie es ohne die Hilfstransporte gehen sollte, kann sich Viktoriya Syno nicht vorstellen. „All diese Sachspenden sind so wichtig für uns.“
Solange der Bedarf in Uschgorod und in anderen Teilen der Ukraine, die von Uschgorod aus beliefert werden, besteht, sammelt der PDUM weiter. Der nächste Termin zur Abgabe von Sachspenden im PDUM-Depot in Griesheim, Am Bahnhof 27, ist Samstag, 22. Juli, von 9 bis 12 Uhr. Danach geht es im vierzehntägigen Rhythmus weiter am 5. und 19. August. Was benötigt wird, steht in der Bedarfsliste, die unter www.pdum.org eingesehen und heruntergeladen werden kann.
(Text: PM PDUM Partnerschaft Deutschland-Ukraine/Moldova e. V.)