Gespräch über Kooperation bei Einstellungen und Fachkräftesicherung im Handwerk
„Handwerk hat goldenen Boden“ – dieses Sprichwort war früher oft das Argument bei der Entscheidung für eine Ausbildung oder einen Beruf im Handwerk. Stellen waren dementsprechend begehrt. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt. Immer mehr Schulabgänger zieht es zum Studium und in Richtung akademische Karriere. Die Anzahl offener Stellen im Handwerk ist dementsprechend hoch. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen leiden unter diesem Problem. Wie sich die Situation für die Bechtold GmbH & Co. Fenster KG darstellt und wie man bei der Stellenbesetzung zusammenarbeiten könnte, erfuhren Mitarbeitende des Kommunalen Job-Centers (KJC) und der InA gGmbH bei einem Betriebsbesuch in Mossautal.
Schon einmal, vor gut fünf Jahren, war eine Vertretung des KJC zu Gast in dem Unternehmen. Bereits damals zeichnete sich ein Rückgang an Bewerberinnen und Bewerbern auf ausgeschriebene Stellen ab. Aktuell arbeiten 35 Personen in der Verwaltung, Fertigung und Montage bei „Bechtold – Architektur in Glas“. Einige der Mitarbeitenden gehören schon über 25 Jahre zum Team. Viel Erfahrung also, die im Unternehmen zu finden ist. Erfahrung, die man gerne zeitnah an den Nachwuchs weitergeben möchte. Vor allem, weil, wie in vielen Firmen, einige langjährige Mitarbeitende in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen werden.
Gerne würde man deshalb weiterhin regelmäßig im Unternehmen ausbilden. Doch die Anzahl an Bewerbungen für eine Ausbildung im Handwerk ist überschaubar. „Handwerk muss in der Gesellschaft wieder eine andere Wertigkeit bekommen. Dazu ist dringend ein Imagewandel nötig“, so Geschäftsführer Axel Bechtold. Vom Potenzial des Handwerks ist er überzeugt. Auch sein Sohn Philipp Bechtold, der das Unternehmen in vierter Generation weiterführt, hofft auf ein Umdenken: „Viele Jugendliche haben keine Vorstellung, welche vielfältigen Möglichkeiten es im Handwerk gibt oder welche Perspektiven sich im Anschluss an eine Ausbildung bieten können.“
Um Interessierten Einblicke in die Arbeitsabläufe und Tätigkeitsschwerpunkte im Fensterbau zu verschaffen, sind bei der Bechtold GmbH & Co. Fenster KG jederzeit Praktika möglich. Dabei kann am besten in Erfahrung gebracht werden, ob die Aufgaben zum eigenen Jobprofil passen, wie die Stimmung im Unternehmen ist oder welche Hürden vor einer Einstellung eventuell überwunden werden müssen.
Unter anderem für Kunden des Kommunalen Job-Centers ist dies ein sinnvoller erster Schritt zurück in den Berufsalltag oder in Richtung Ausbildung, der von den Vermittlungscoachs im KJC befürwortet und unterstützt wird. Stellen sich bei einem Praktikum Probleme heraus, kann der Arbeitgeberservice des Kommunalen Job-Centers in Zusammenarbeit mit den Vermittlungscoachs helfen, Lösungen zu finden und zwischen Unternehmen und dem potenziellen Mitarbeitenden aus dem Kundenstamm des KJC vermitteln. Dafür oder wenn es darum geht, Unterstützung bei der Besetzung offener Stellen zu bekommen, haben Unternehmen im Arbeitgeberservice des KJC einen zentralen Ansprechpartner.
Auch die Bechtold GmbH & Co. Fenster KG griff schon auf dieses Angebot zurück. Kurz nach dem ersten Betriebsbesuch konnte ein Arbeitsuchender aus dem Kundenstamm des KJC erfolgreich mit dem Unternehmen zusammengebracht werden. Vielleicht klappt es ja auch diesmal. Möglicherweise sogar durch eine Vermittlung in Ausbildung, womit wieder ein kleiner Beitrag für die Zukunft des Handwerks geleistet werden würde.
Unternehmen, die Arbeitskräfte suchen oder sich dem Kommunalen Job-Center bei einer Betriebsbesichtigung präsentieren möchten, können sich bei Frank Wedekind vom Arbeitgeberservice unter Telefon 06062 70-1426 oder per E-Mail an arbeitgeberservice@odenwaldkreis.de melden.