Eppertshäuser Hobbyautor Günter Fanghänel ist bei Wikipedia verewigt worden

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Hat in der DDR die Einführung des Taschenrechners begleitet, gerade seinen siebten Krimi veröffentlicht und mit seinen 88 Jahren einen eigenen Wikipedia-Beitrag bekommen: der Eppertshäuser Günter Fanghänel. (Foto: jedö)

Einen Satz sagt Günter Fanghänel jedes Mal, wenn er sich mit dem Autor dieser Zeilen zum Interview über sein neues Buch trifft: „Das ist wohl mein letzter Krimi!“ Auch diesmal fehlt die Aussage nicht, gleichwohl der 88-jährige Eppertshäuser verschmitzt nachschiebt: „Man soll ja niemals nie sagen!“

Gerade hat Fanghänel seinen siebten Krimi veröffentlicht, zum siebten Mal mit Hauptkommissar Lutz Waski in der Schlüsselrolle. Zum vierten Mal spielt die Handlung dabei im Wohnort des Hobbyschreibers und verdient die Bezeichnung „Eppertshausen-Krimi“. Für Fanghänel selbst ist derzeit etwas anderes fast ebenso spannend: Seit kurzem ist über ihn ein Beitrag im Online-Lexikon Wikipedia zu finden.

„Haben Sie das verbrochen?“, lacht der Eppertshäuser eingangs des Gesprächs mit dem Journalisten, doch der ist „unschuldig“ und kennt den Urheber ebenfalls nicht. Fanghänel selbst entdeckte den noch recht frischen Artikel, der deutlich nach der Veröffentlichung seines sechsten Krimis „Die Toten bei der Thomashütte“ vom September 2021 erschienen sein muss, als er seinen eigenen Namen „mal in den Computer eingegeben“ habe. „Da erschien dann ein Link zu Wikipedia, und ich habe mich gewundert“, schmunzelt er.

Bis heute habe er „keine Ahnung, wer das war“, doch ein bisschen geschmeichelt scheint Fanghänel schon. Schließlich besitzt er damit, was beispielsweise weder der langjährige Eppertshäuser Bürgermeister Carsten Helfmann noch der aus Eppertshausen stammende Thomas Seitel, Akrobat und Partner von Superstar Helene Fischer, haben. Im Großen und Ganzen seien die Angaben, die ihn in der Einleitung des Wikipedia-Artikels als „deutschen Mathematikdidaktiker, Sachbuchautor und Kriminalroman-Schriftsteller“ bezeichnen, richtig. Ausnahme: „Meine Dissertation war drei Jahre früher, als dort angegeben ist.“

Der Eppertshäuser, der aus Zeulenroda in Thüringen stammt, promovierter und habilitierter Mathematikdidaktiker ist und in der DDR Anfang der 70er unter anderem die Einführung des Taschenrechners wissenschaftlich begleitete, vermutet seine auf die alten Tage gestiegene öffentliche Wahrnehmung im Zusammenhang mit den Waski-Krimis. Obwohl die Eppertshausen-Bücher keine großen Verkaufszahlen erzielten, wie er zugibt. „Da sind pro Titel vielleicht mal 100 Exemplare weggegangen“, schildert er das Los der meisten Hobbyautoren, die wie er ohne begleitendes Marketing über Books an Demand (ISBN für „Die Tote in der Sauna“: 9783757870003) oder andere Dienstleister veröffentlichen. Die Vorteile dieser Konstellation schätze er freilich – etwa den überschaubaren finanziellen Aufwand, um auf diesem Weg vor allem an die „Internationale Standardbuchnummer“ zu kommen, und keine Mindestzahl an Büchern abnehmen zu müssen. Die Chancen auf nennenswerte Einnahmen tendieren gleichzeitig gen Null: Von den 9,80 Euro, die sein neuer Krimi als Taschenbuch kostet, erhält der Autor gerade mal einen Euro.

Wegen des Gelds schreibt Günter Fanghänel freilich nicht. Vielmehr lässt er seiner Fantasie gern freien Lauf und produziert etwas Handfestes, Bleibendes. Aus „Die Tote in der Sauna“ soll natürlich nicht zu viel verraten werden, nur so viel: In einer – fiktiven – Eppertshäuser Sauna-Oase kommt eine junge Frau ums Leben, woraufhin Hauptkommissar Lutz Waski die Ermittlungen übernimmt. Wie stets kläre er den Fall letztlich auf, erfahre der Leser alle Hinter- und Beweggründe, verspricht der Eppertshäuser. Denn: „Ich finde es unbefriedigend, wenn am Ende Dinge offen bleiben.“

(Text: jedö)