Trotz MS: 540 Kilometer mit dem Rad durch die skandinavische Landschaft

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Lara fuhr die Strecke Trondheim-Oslo mit insgesamt 540 Kilometern und 4100 Höhenmetern nonstop. (Foto: privat)

Lara fährt das längste Radrennen Norwegens

Seit 2015 MS, eine angeborene Hemiparese (einseitige Lähmung) und trotzdem hat Lara das längste Radrennen Norwegens bewältigt. Am letzten Wochenende absolvierte sie die Strecke Trondheim-Oslo mit insgesamt 540 Kilometern und 4100 Höhenmetern nonstop. Seitdem sie 2013/2014 ein Auslandsjahr in Norwegen verbracht hat, reist sie regelmäßig in das skandinavische Land.

Lara erfuhr 2017 während eines Urlaubs von der Radveranstaltung Styrkepöven, dem längsten und ältesten Radrennen in Norwegen. Unterstützung von außen ist nicht erlaubt, doch es gäbe einzelne Verpflegungspunkte, berichtet die Besi&Friends „Mut Macherin“. Als sie von dem Rennen hörte, hatte sie bereits zwei Jahre die Diagnose Multiple Sklerose (MS) und sie hielt es für unrealistisch, jemals dort an den Start zu gehen. Zu der Zeit hatte sie sehr mit ihrer Krankheit zu kämpfen, außerdem hatte sie ja noch Hemiparese und war deshalb linksseitig eingeschränkt. Obwohl sie seit dem neunten Lebensjahr Rennrad fährt, wollte sie ihr Fahrrad verkaufen. 2018 kam dann der Kontakt zu Besi&Friends. Die haben es sich mit ihrer „Besi & Friends“-Stiftung zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Autoimmun- und neurologischen Erkrankungen zu unterstützen und Betroffenen Lebensmut in ihrem Alltag schenken.

Der Mitbegründer der Stiftung, Andreas Beseler, gab Lara einen Tipp für den Kampf mit MS und der lautet: „Einfach Fahrrad fahren. Dabei spielt es keine Rolle, ob es 20 oder 70 Kilometer sind oder ob man dafür eine oder drei Stunden benötigt. Das Wichtigste ist, dass man immer Spaß hat. Du wirst merken, dass es dir helfen wird.“ In den letzten Jahren wurde das Fahrradfahren zu Laras Therapie und ihr lagen auch längere Strecken immer mehr. Ende 2022 entschloss sie sich schließlich, sich für das diesjährige Styrkepröven anzumelden. „Wenn nicht jetzt wann dann?“, dachte sie sich. Der beste Zeitpunkt würde niemals kommen und sie wusste nicht, ob sie es körperlich überhaupt schaffen würde. Doch sie wollte es zumindest versucht haben. Am 17. Juni um 5 Uhr morgens in Trondheim ging ihr großer Traum dann schließlich in Erfüllung. Ihre Ziele: Ankommen und Spaß haben. Zu ihrem Glück lernte Lara eine vierköpfige Gruppe Norweger kennen, die ihr anboten, gemeinsam zu fahren. Für Lara war es das Quäntchen Glück, dass sie gebraucht hatte.

Auch wenn sie nach zwei heftigen Regenschauern zwischendurch komplett durchnässt war, auf dem Dovrefjell mit starkem Gegenwind zu kämpfen hatte und durch einen Sturm kurz hinter Lillehammer fast von der Strecke gefegt wurde, konnten sich Lara und ihre norwegischen Gefährten immer wieder gegenseitig motivieren, unterstützen und von der Müdigkeit ablenken. Die fantastische Landschaft und auch die sportbegeisterten Norweger am Streckenrand machten jeden Tiefpunkt wett. Nach 20:33 Stunden konnte Lara schließlich voller Stolz die Ziellinie überqueren.

Einen großen Teil dieses Erfolges spricht sie auch den Menschen von Besi&Friends zu. Ihr wurde in den letzten Jahren in der Community immer wieder Mut gemacht an sich zu glauben, und ihr wurde gezeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen, offen mit der eigenen Geschichte umzugehen, sich nicht zu verstecken und es einfach zu versuchen. Eine beeindruckende Leistung einer beeindruckenden jungen Frau.

(Text: PM Besi&Friends / Fotos: privat)