Darmstadt: Echtzeit-Verkehrsmanagements zur Schaffung einer nachhaltigen und emissionsarmen Mobilität

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Dieburger Straße in Darmstadt. (Foto: Wissenschaftsstadt Darmstadt )

Im Rahmen einer Pressekonferenz hat Mobilitätsdezernent Michael Kolmer das Projekt „DAnalytics“ und dessen Ergebnisse vorgestellt.

„DAnalytics zählt in Deutschland zu den innovativsten Projekten im Bereich des umwelt- und ereignisorientierten Verkehrsmanagements. Indem das jüngst abgeschlossene Projekt darauf abzielt, die verkehrsbedingten Schadstoffemissionen, insbesondere Stickstoffoxide, zu verringern, bildet es die Grundlage für eine nachhaltige und emissionsarme Mobilität in der Wissenschaftsstadt Darmstadt“, führte Kolmer aus.

„Mit DAnalytics ergänzen wir unser Gesamtkonzept zur digitalen Verkehrssteuerung, das allen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern zugutekommt, weil wir hier den ÖPNV, den individuellen Kraftfahrzeug- und Radverkehr sowie die Fußgängerinnen und Fußgänger gleichermaßen in den Blick nehmen. Denn nur mittels eines multimodalen Vorgehens kann es gelingen, Schadstoffe zu vermeiden, Fahrtzeiten zu reduzieren und so den Klimaschutz voranzubringen“, so Kolmer weiter.

Johannes Wieczorek, Leiter der Unterabteilung Klimaschutz in der Mobilität, Umweltschutz im Bundesministerium für Digitales und Verkehr: „Wir brauchen erfolgreich umgesetzte, auf andere Städte und Kommunen übertragbare Projekte, die nachweisbar Umwelt, Klima und nachhaltige Mobilität verbessern. Darmstadt hat hier seine Hausaufgaben gemacht und bringt mit der vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen des Programms Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme geförderten Maßnahme DAnalytics, das digitale Verkehrsmanagement in Echtzeit in Deutschland deutlich voran.“

Aufbau eines datengetriebenen und umweltsensitiven Echtzeit-Verkehrsmanagements auf Basis von aktuellen Zahlen und Daten

Den Kern des Projekts bildet der Aufbau eines datengetriebenen und umweltsensitiven Echtzeit-Verkehrsmanagements auf Basis von aktuellen Zahlen und Daten sowie die Weiterentwicklung dieses Verkehrsleitrechners im Sinne eines Digitalen Verkehrsmanagements durch die Verknüpfung mit neuer Sensorik und neuen IT-Infrastrukturen. Dabei wird die emissionsorientierte Verbesserung des Modal-Splits, mit dem die prozentualen Anteile der unterschiedlichen Verkehrsmittel (zu Fuß, Fahrrad, ÖPNV, Kfz) am gesamten Verkehrsaufkommen ausgedrückt werden, an den einzelnen Knotenpunkten und bis 2028 auf 22 definierten Koordinierungsstrecken sowie eine Verringerung der verkehrsmittelbedingten Gesamtemissionen betrachtet. Darüber hinaus wird ein ganzheitliches Verständnis für den Verkehr in Darmstadt als Basis für die langfristige Verkehrsplanung, für ein Mobilitätsmanagement, die Logistiksteuerung und das Parkraummanagement angestrebt.

Neu aufgebaut wurde eine Big-Data-Analytics-Komponente als analytisches System für die automatisierte Entscheidungsunterstützung in Echtzeit zur operativen Umsetzung von Verkehrssteuerungsmaßnahmen mit Fokus auf Luftreinhaltung, Lärmvermeidung und Klimaschutz. Über die analytische Plattform werden bestehende Datenquellen und Einzellösungen miteinander verbunden, so dass eine hohe Transparenz über die Verkehrssituation erreicht wird. Dadurch wird eine Verarbeitung von Echtzeitdaten für eine übergreifende Mobilitätslenkung möglich und kann eine Entscheidungsunterstützung für die Umsetzung von Maßnahmen zur Verkehrssteuerung erfolgen.

Quantifizierbare Grundlage für politische Entscheidungen

Die über die Projektergebnisse möglichen Nachweise von Korrelationen und Wirkzusammenhängen (zum Beispiel Verkehr und Emissionen) sowie die Messung der Wirkungskraft von Maßnahmen (etwa Tempo 30) schaffen essenzielle und übertragbare Erkenntnisse für die in die Zukunft gerichtete Verkehrsplanung in Darmstadt. Darüber hinaus bietet es eine quantifizierbare Grundlage für politische Entscheidungen.

Folgende Projekte wurden im Rahmen von DAnalytics und im Rahmen des BMDV-Projekts der Kooperativen Leitstelle bzw. im Rahmen des „Reallabors Nieder-Ramstädter Straße“ im Auftrag des Mobilitätsamts zwischen 2019 und 2022 umgesetzt:

• Erstellung der Datenanalyseplattform (DAP);
• erweitertes Umweltsensornetz mit 44 Umweltsensoren und fünf
eigenen Wetterstationen sowie analytische Angleichung an die offizielle Messstation des Landes Hessen mit geeigneten Algorithmen;
• erweitertes Verkehrssensornetz (Reisezeitermittlung) im
Stadtgebiet Darmstadt;
• Ingenieursleistungen für eine umweltsensitive und echtzeitfähige
Ereignissteuerung an Lichtsignalanlagen im Stadtgebiet Darmstadt mit vier Losen zu:
o Verkehrstechnische Neuplanungsleistungen Lichtsignalen (LSA),
Koordinierung und Grüne Wellen;
o Modul Steuerungsverfahren, Entwicklung eines
Darmstadt-Standards;
o Planungsleistungen LSA zur verkehrsabhängigen Steuerung in
Netzarchitektur;
o Ereignissteuerungsverfahren mit Streckenbezug im Netz;
• Beschaffung und Implementierung eines Ampelphasenassistenten
(„Signal2X“);
• Mobile Anwendung für das Qualitätsmanagement von LSA
(„Qualidat+“);
• Qualitätsmanagementsystem für LSA in Darmstadt;
• ÖPNV-Beschleunigung durch LSA-Umbau auf der Nieder-Ramstädter
Straße;
• Entwicklungs- und Lieferleistungen für das Teilprojekt KRITIS
„Schutz kritischer Infrastruktur im Lichtsignalsteuerungssystem in Darmstadt“ als hardwaretechnische Lösung über Whitelists.

Das Projekt hatte eine Laufzeit von rund drei Jahren. Insgesamt wurden für das Projekt rund 7,2 Millionen Euro aufgewendet. Das Projekt ist mit einer Förderquote von 50 Prozent vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen der Richtlinie „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme (DkV)“ im „Sofortprogramm Saubere Luft 2017-2024“ gefördert worden.

Hintergrund

Auf Grund des Dieselskandals und der Überschreitung von NO2-Grenzwerten in 90 deutschen Städten und Gemeinden hat die Bundesregierung 2017 das „Sofortprogramm Saubere Luft“ aufgesetzt. Mit diesem wurden „Green City Masterpläne“ sowie in diesem definierte Projekte insbesondere auf Basis der DkV-Förderrichtlinie gefördert. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat zusammen mit einer Vielzahl von städtischen Beteiligten unter Federführung des Umweltamts einen umfassenden Green City Plan Darmstadt (GCP DA) mit mehr als 200 Einzelmaßnahmen entwickelt. Auf dieser Basis haben das Mobilitätsamt, die Digitalstadt Darmstadt und die HEAG mobilo ab 2018 eine Vielzahl von Förderprojekten erfolgreich beantragt. Diese werden sukzessive abgeschlossen und tragen zur Vervollständigung des multimodalen und nachhaltigen Zielbilds des GCP DA bei.

(Text: PM Wissenschaftsstadt Darmstadt)