Rausch aus der Sahne-Kartusche: Lachgas wieder im Trend

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(Symbolfoto: Tim Mossholder auf Unsplash)

Leere Metallkapseln von Sahnespendern in Grünanlagen, auf Straßen und Plätzen weisen auf einen neuen Trend hin: Lachgas ist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen wieder populär.

„Bei Lachgas erleben wir immer wieder, dass der Konsum bei jungen Leute in Mode kommt und dann wieder abebbt“, sagt Artur Schroers, Leiter des Drogenreferats Frankfurt und verweist im Rückblick auf Ergebnisse der jährlichen Drogentrendstudie Monitoring System Drogentrends (MoSyD), die das Drogenreferat seit 2002 fördert. 1500 Frankfurter Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 18 Jahren werden dabei nach ihren Konsum- und Freizeitverhalten befragt.

2018 gaben elf Prozent der 15- bis 18-Jährigen an, einmal im Leben Lachgas probiert zu haben. Ein absoluter Höhepunkt. In den Jahren danach waren die Zahlen rückläufig. „Nach unseren Beobachtungen sind die Konsumzahlen insbesondere unter jungen Erwachsenen in der Partyszene aktuell wieder gestiegen. Wir sind gespannt auf die neuen Zahlen der MoSyD-Studie“, sagt Schroers.

Beim aktuellen Hype um Lachgas spielt möglicherweise die Internetplattform Tiktok eine Rolle. Im Moment posten viele Jugendliche Kurz-Videos von ihren Lachgas-Challenges, die dadurch eine schnelle und große Verbreitung finden. Ein Punkt, den Artur Schroers deshalb bei Präventionsangeboten zur Mediennutzung zu bedenken gibt: „Jugendliche nutzen Soziale Medien generell als wichtige Informationsquelle. Bei Infos über Drogen werden sie sogar als wichtigste Quelle genannt.“

Schnelle Wirkung – kurzer Rausch

Das Lachgas (Distickstoffmonoxid) wird entweder aus den Sahne-Kartuschen inhaliert oder aus damit gefüllten Luftballons. Das führt zu einem kurzen Rausch von 30 Sekunden bis wenigen Minuten. Konsumierende berichten von verstärkten Sinneseindrücken, Euphorie und einem Kribbeln am ganzen Körper.

Da es nur kurz wirkt und ohne Probleme in Supermärkten oder an Kiosken zu kaufen ist, werden die Konsumrisiken oft unterschätzt, warnt Schroers. „Folgen sind meist Schwindelanfälle, Übelkeit und Lähmungserscheinungen. Bei exzessiven Konsum kann das Gas aber auch zu dauerhaften Schäden am zentralen Nervensystem und an inneren Organen führen.“ Riskant ist es außerdem, das Gas direkt aus der Kartusche zu konsumieren. Das kann zu schweren Erfrierungen führen.

Aufklärung und Harm Reduction

Lachgas oder Distickstoffmonoxid ist in Deutschland legal erhältlich. Es gibt keine Beschränkungen des Konsums oder des Vertriebs. In anderen europäischen Ländern gelten teilweise Zugangsbeschränkungen für Minderjährige, in Frankreich und Belgien ist die Abgabe an Minderjährige seit Juni 2021 beziehungsweise Februar 2022 verboten. „In Frankfurt setzen wir deshalb konsequent auf Aufklärung“, sagt Artur Schroers. „Die jungen Leute sollen gut über Risiken und Harm Reduction Bescheid wissen.“ Das Drogenreferat finanziert verschiedene Träger im Bereich Suchtprävention. Bei den Angeboten an Schulen oder in der Partyszene wird auch über Lachgas aufgeklärt.

Rückfragen beantwortet das Drogenreferat unter Telefon 069/212-30124.