Schledts Traum: Neues Hallenbad für Münster zusammen mit Investor

314
Ein leeres Schwimmbecken im Hallenbad.
Das Schwimmerbecken im alten Münsterer Hallenbad, nachdem das Wasser abgelassen wurde. Ein neues Bad könnte mit einem Becken und höhenverstellbarem Boden auskommen. Foto: jedö

Im Februar beschloss die Münsterer Gemeindevertretung mehrheitlich, die Sanierung des alten Hallenbads nicht mehr zu verfolgen, das Bad abzureißen und die Möglichkeiten eines Neubaus auszuloten (wir berichteten). Seither haben die Fraktionen die schwierige Aufgabe erstmal in die Hände des Rathauses gelegt, wo Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos) das Thema zur Chefsache gemacht hat. „Zwei, drei Dutzend Gespräche“ habe er in den vergangenen Monaten geführt, sagt der Frontmann der Verwaltung. Doch in welche Richtung deuten sie?

Zunächst einmal habe man „eine Analyse gemacht“, berichtet Schledt. „Wir wollten erstmal unsere Zielgruppen für ein neues Bad definieren.“ Ergebnis: „Da sind erstens Kinder, die schwimmen lernen. Zweitens geht es um bewegungsfreudige Senioren, drittens um Vereine wie die Gersprenztaucher und den VfL und viertens um therapeutische Angebote.“ Daraus ergebe sich „der Bedarf an einem multifunktionalen Becken, das höhenverstellbar ist“. Derlei hatte das alte Hallenbad, das hingegen klassisch und voneinander getrennt ein Schwimmer- und ein Nichtschwimmerbecken besaß, nicht.

„Interkommunale Lösung sehe ich nicht“

Es gebe also „einen Markt“ für ein neues Hallenbad in Münster, ist sich Schledt sicher, auch wenn im alten Bad nur rund ein Drittel der jährlich 90.000 Badegäste aus dem eigenen Ort kam. Doch wer soll ein solches Multimillionen-Projekt realisieren, da die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde beschränkt sind und sich bisher (und wohl auch künftig) weder in Nachbarkommunen noch im klammen Landkreis die Finger recken, wenn Münster eine konkrete monetäre Beteiligung sondiert? Zumal Schledt „vom Land die klare Aussage erhalten“ habe, dass von dort keine außergewöhnliche Unterstützung (höchstens ein begrenzter Zuschuss im Rahmen des bestehenden SWIM-Programms) zu erwarten sei. Nicht zu vergessen ebenfalls überschaubare Bundesmittel, die ihrerseits nur einen Bruchteil der Kosten für ein einigermaßen vernünftiges Hallenbad decken würden.

Nach „vielen Hintergrundgesprächen, in denen wir geguckt haben, wer Interesse hätte“, kommt Schledt zu dem Schluss: „Eine interkommunale Lösung sehe ich nicht. Mein Traum ist es stattdessen, dass da jemand Privates ist, der Geld investiert und es uns als Kommune ermöglicht, das Bad zu nutzen.“ Schledt hält derzeit also eine Variante für am realistischsten, bei der ein Projektentwickler an der Stelle des alten Bads einen neuen Komplex errichten und in diesem Zusammenhang ein wirtschaftlich sinnvolles Geschäftsmodell präsentieren würde.

Münsters Bürgermeister am ehesten auf die Privatwirtschaft

Er habe durchaus schon Gespräche geführt, in denen Unternehmer offen für eine derartige Idee seien, deutet Schledt – momentan noch vage – an. „Ich stelle fest, dass es da bei bestimmten Aspekten eine Rolle spielt, ob es ein privates oder öffentliches Bad werden soll.“ Die Gemeinde sei vor allem daran interessiert, vor Ort eine Möglichkeit für die eingangs aufgezählten Verwendungszwecke zu bieten – ob als Besitzer oder nur eingemieteter Nutzer eines neuen Bads sei zweitrangig, anders als der Aspekt der kontinuierlichen finanziellen Belastung durch den Betrieb. Da mit einem reinen Hallenbad kaum Profit zu machen ist – Spaßbäder mit hohem Eintritt ausgenommen -, müsste das Hallenbad-Grundstück einem Investoren wahrscheinlich noch weitere Erlösquellen bieten. Schledt hält nach wie vor die schon mal aufgekommene, bislang aber selten verwirklichte Verbindung eines Bads mit umgebenden oder gar darüber errichteten Wohnungen für ein solch ertragreiches Szenario.

Zunächst aber muss das alte Bad abgerissen werden. Auch wenn diesbezüglich so lange kein Zeitdruck herrscht, wie Neubau-Pläne noch in den Kinderschuhen stecken, fragt sich mancher schon, wie lange man auf diesen Schritt warten will – schließlich werden auch Abrissfirmen nicht billiger. Es sei aktuell noch offen, ob man die Kosten für einen Abriss – laut Schledt grob auf 600.000 bis 800.000 Euro zu schätzen – in den Gemeindehaushalt 2023 einstellen werde, antwortet er darauf.

Sollte in Münster ein neues Bad Realität werden, wird es bis dahin selbst im besten Fall noch einige Jahre dauern. Wer sein Kind dieses Jahr einschult, darf nicht mehr damit rechnen, dass es noch im Grundschulalter mal im neuen Bad schwimmen wird. Relativ deutlich kristallisiere sich schon heraus, dass ein eventuelles neues Bad am Standort des alten Bads – und nicht andernorts in der Gemeinde – entstehen würde. Ganz klar außerdem ist zumindest für den Bürgermeister: „Ich schließe aus, dass das neue Hallenbad auf dem Frankenbach-Gelände gebaut wird.“

Mehr zum Thema lesen Sie hier.

(Text: jedö)