Botanischer Garten Frankfurt: Das Naturparadies am oberen Ende der Siesmayerstraße

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Wolfgang Pomper, Stadträtin Rosemarie Heilig und Andreas König bei einem Rundgang durch den Botanischen. (Foto: Salome Roessler)

Seit zehn Jahren gehört der Botanische Garten zum Palmengarten der Stadt Frankfurt am Main

„Meine Stiftung soll allseits separat bleiben und niehmal vermengt mit Stadtsachen“, so hatte es der Stadtarzt und Botaniker Johann Christian Senckenberg festhalten lassen, als er seiner Heimatstadt Frankfurt am Main 1763 einen Stiftungsbrief überreichte. Ziel dieser Stiftung war es, die medizinische Grundversorgung der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern und unter anderem einen Hortus Medicus zu erschaffen. Aus diesem entwickelte sich der Botanische Garen, der 249 Jahre später dann doch noch Stadtsache wurde: Seit 1. Januar 2012 gehört der Botanische Garten zum Palmengarten und damit zur Stadt.

„Auch wenn Dr. Senckenberg zu seiner Zeit ganz anderer Meinung war, könnte er heutzutage gar nicht anders, als diese Verbindung glücklich zu nennen“, sagt Klimadezernentin Rosemarie Heilig. „Man muss sich nur anschauen, welch ein Naturparadies am oberen Ende der Siesmayerstraße entstanden ist und durch die Angliederung an die Stadt bewahrt werden konnte.“ Rund 4.000 Pflanzenarten Mitteleuropas und aus vergleichbaren Klimazonen Südeuropas, Nordamerikas, Ostasiens sowie aus den alpinen Regionen wachsen dort in annähernd natürlichen Pflanzengemeinschaften. Mehrere hundert Insektenarten haben dort ein zu Hause, ebenso die vom Aussterben bedrohte Zauneidechse, auch der seltene Eisvogel kommt immer mal wieder vorbei. „Für Frankfurt, seine Bürgerinnen und Bürger und vor allem auch für die Natur in der Stadt ist der Botanische Garten ein Glücksfall“, sagt Heilig.

Palmen- und Botanischer Garten ergänzen sich

Ein Glücksfall, dessen Zukunft zu Beginn des neuen Jahrtausends mehr als ungewiss war. Als nämlich die Goethe-Universität ihre biologischen Institute nach und nach auf den Riedberg verlegte, war lange Zeit unklar, wie mit dem Botanischen Garten, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und auch seinen Pflanzenschätzen weitergehen sollte. „Land, Stadt und Stiftung einigten sich schließlich auf eine Angliederung des Botanischen Gartens an den Palmengarten. Und so wechselte der Botanische Garten, nachdem er erst von der Obhut der Stiftung in die der Universität überging, zum zweiten Mal seinen Träger. Seither ergänzen sich Palmen- und Botanischer Garten und arbeiten dabei Hand in Hand“, erklärt Thomas Moos, der den Botanischen Garten seit 2021 leitet. Ebenso oft übrigens zog er um – einmal 1907 vom Eschenheimer Turm auf heutiges Palmengarten-Gelände, in den 1930er bis 1950er Jahren dann an seinen heutigen Standort zwischen Palmengarten und Grüneburgpark.

„Vor der Verbrüderung mit dem Palmengarten wurde notariell festgalten, dass der ‚Garten erhalten bleibt, wie er ist‘“, sagt Moos. Und so hat sich an der Gliederung des Gartens seit den 1950er Jahren nichts Wesentliches verändert. Und doch geht das Team des Gartens immer wieder neue Wege, setzt neue Schwerpunkte. Seit einigen Jahren widmet es sich verstärkt der Biodiversität. Moos erklärt: „Wir beherbergen inzwischen 500 Arten, die auf der Roten Liste stehen. Den Großteil davon kultivieren wir in unserer Sammlung, vielen begegnet man auch beim Spaziergang durch den Garten – man erkennt sie an den roten Schildern.“ So haben unter anderem die in Hessen als bedroht geltenden Arten Steifer Lauch, Wiesen-Schwertlilie, Sand-Zwerggras und Heide-Wicke ihren Platz im Botanischen Garten. Im vergangen Jahr kam außerdem eine Sammlung alter, regionaler Rebsorten aus dem Rebsortenarchiv Südpfalzweinberg hinzu, die nach und nach von den gängigen Sorten wie Riesling und Sylvaner verdrängt werden. In Gesellschaft der alten Sorten fühlt sich auch die gefährdete Weinbergstulpe ausgesprochen wohl.

Wohlfühloase für Tiere

Wohlfühlen sollen sich auch die Tiere, die im Botanischen Garten leben. Die Insekten fliegen auf die ihnen dargebotene Pflanzenvielfalt (Seltenes zieht Seltene an). Seit vergangenem Jahr gibt es speziell für sie ein Bestäuberbeet, das das Leitthema beider Gärten „Blüten- und Bestäuberökologie“ aufgreift. Und für die Eidechsen haben die Gärtnerinnen und Gärtner einen Eidechsenhügel als Unterschlupf errichtet. „Neben vielen anderen Dingen wie der Neugestaltung des Rosen- und Staudenbereichs, der Vergrößerung der Kübelpflanzflächen und 20 zusätzlichen Becken, die wir für unsere Sumpf- und Wasserpflanzensammlung aufgestellt haben, haben wir am sonnigen Kalkhang während der Winterpause eine Drainage und neue Felsbrocken verlegt und dabei die kleine Eidechsenburg gebaut“, sagt Moos. Mit etwas Glück kann man die flinken Tiere dann nach der Saisoneröffnung des Botanischen Gartens am Sonntag, 27. Februar, über die Felsen flitzen sehen.

„Zwischen all den botanischen Schätzen herrscht wildes Leben und gleichzeitig eine Ruhe und Gelassenheit, die man in einer geschäftigen Stadt wie Frankfurt nicht vermuten würde. Sobald man durch das kleine Tor des Botanischen Gartens tritt, befindet man sich in einer anderen Welt. Eine Welt, die wir als Stadt Frankfurt erhalten wollen“, erklärt Heilig.

Der Botanische Garten öffnet von März bis Ende Oktober montags bis samstags von 9 bis 18 Uhr und sonntags von 9 bis 13 Uhr. Eine Glocke kündigt die Schließung an. Der Eintritt ist frei.

(Text: PM Stadt Frankfurt)