„Wenn jeder das beiträgt, was er kann, wäre der Welt schon viel geholfen“ – Die Taschen-Tausch-Station sucht noch engagierte Nutzer und neue Paten
FRANKFURT | Das vollbeladene Fahrrad schwingt hin und her. Auf dem Rad, Verena Röse, Taschenpatin für eine der vielen Taschen-Tausch-Stationen in Frankfurt. Beladen ist der Lenker des Fahrrads auf beiden Seiten, das Körbchen vorne sowie der Korb auf dem Gepäckträger – alles voll mit alten Papiertüten. Was sie da macht? Röse hat all die Papiertüten bei jemanden abgeholt, der sie nach der einmaligen Verwendung nicht mehr nutzen konnte, die Papiertüten aber auch nicht wegwerfen wollte.
Das Thema Nachhaltigkeit nimmt in Röses Leben einen wichtigen Teil ein. Dinge nicht gleich nach einmaligem Benutzen wegzuwerfen, ist nur einer von vielen Punkten, den sie für sich verwirklicht. „Es werden viel zu viele Tüten genutzt. Auch Papiertüten sind nicht viel nachhaltiger als Plastik, wenn sie nicht mehrfach benutzt werden, daher habe ich mich dafür entschieden, bei der Taschen-Tausch-Station mitzuhelfen“, so Röse.
Selbst Taschenpate werden
Röse kümmert sich um die Taschen-Tausch-Stationen an der Kleinmarkthalle. An beiden Eingängen wurde eine Station platziert, ebenso an der Zentralbibliothek und der Schillerstraße. Sie selbst hat sich damals an die Initiative „Lust auf besser Leben“ gewandt, um Taschenpatin zu werden. Die Initiatoren stellen dann die Taschen-Tausch-Station zur Verfügung. Der Pate muss einen Händler finden, der dazu bereit ist, die Station jeden Morgen raus- und abends wieder reinzustellen. Gefüllt ist die Station zumeist schon mit Stoffbeuteln. Damit ist ein Teil der Arbeit der Paten schon getan, anschließend achten sie darauf, dass weder zu viele noch zu wenig Taschen in der Station sind und sind die Ansprechpartner für die Händler.
Reuse statt refill
Die Idee der Taschen-Tausch-Station ist eigentlich die, dass jeder, der eine Tasche zu viel daheim liegen hat, sie mitbringt und in den Korb legt und jeder, der seine Tasche daheim vergessen hat und eine braucht, sich eine Tasche aus der Station nimmt. Das Prinzip klappt in den verschiedenen Frankfurter Stadtteilen unterschiedlich gut. Gerade in der Innenstadt scheinen sich viele nicht verpflichtet zu fühlen, die geliehenen Taschen auch wieder zurückzubringen. Daher müssen häufig wieder neue Taschen durch die Patin in die Station gelegt werden, die zum Teil gesponsert werden. Doch das verfehlt das Ziel des Ganzen, dass keine neuen Taschen mehr produziert werden. In den äußeren Stadtteilen geht das Prinzip hingehen deutlich besser auf.
Plastik vermeiden in allen Lebenslagen
Nicht alle Stadtteile verfügen bereits über eine Taschen-Tausch-Station. Engagierte Bürger, die sich solche Station in ihrem Stadtteilwünschen, können sich an die Initiative „Lust auf besser Leben“ wenden und bekommen die Station kostenlos zur Verfügung gestellt. Sie werden dann selbst Taschenpate. Doch die Vermeidung von Verpackungsmüll sollte nicht nur bei Einkaufstaschen ein wichtiges Thema sein. Röse versucht das in vielen Bereichen ihres Lebens umzusetzen. Als Mutter von zwei Kindern ist es nicht immer einfach alles unter einen Hut zu bekommen. Dennoch versucht sie möglichst viel unverpackt einzukaufen, sparsam mit den Ressourcen unserer Erde umzugehen und ist aufs Fahrrad umgestiegen. Röse verfolgt das Motto: „Wenn jeder das beiträgt, was er kann, wäre der Welt schon viel geholfen“. Konsequenterweise hat sie damit bei sich selbst angefangen.
Wer jetzt selbst aktiv werden möchte kann sich an „Lust auf besser Leben“ wenden. Erreichen können Sie das Team unter 069 / 907 55 816 oder kontakt@lustaufbesserleben.de.
(Text: TL | Fotos: Privat)