Offenbach: Stadt und Stadtwerke starten Kampagne gegen weggeschnippte Kippen / Bußgeld steigt auf 75 Euro

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Stadt und Stadtwerke wollen gemeinsam das Littering mit Informationen und originellen Werbemitteln eindämmen. An der Kampagne „Respect Offenbach“ sind Ordnungsdezernent Paul-Gerhard Weiß, Gabriele Klußmann, stellvertretende Leiterin der Unternehmenskommunikation Stadtwerke Offenbach, Frank Weber, stellvertretender Leiter des städtischen Ordnungsamtes, Christian Loose, stellvertretender Leiter des Eigenbetriebs Stadt Offenbach, und Martin Wilhelm, Kämmerer und für den Stadtservice zuständiger Dezernent (von links) mit Kippi. (Bild: Bernd Georg)

Für die meisten Raucher ist es nur ein gedankenloser Schnipp aus dem Handgelenk, für die Natur eine große Belastung: Achtlos weggeschleuderte Kippen sind weltweit der am häufigsten illegal entsorgte Abfall. In Offenbach ziehen nun das städtische Ordnungsamt und die Stadtwerke an einem Strang, um die Verschmutzung durch Kippen in den Griff zu bekommen.  Der Magistrat hat  einer Vorlage zugestimmt, wonach ab sofort das bisherige Bußgeld von 25 Euro auf mindestens 75 Euro erhöht wird.

„Unser Ziel ist es, die Stadt sauber zu halten und die Umwelt zu schonen“, sagt Ordnungsdezernent Paul-Gerhard Weiß. „Mit dem erhöhten Bußgeld wollen wir darauf hinweisen, dass das Kippenschnippen kein Kavaliersdelikt ist und auch die Lebensqualität in der Stadt einschränkt. „Gleichzeitig setzen wir auch mit der Kampagne auf eine bessere Aufklärung der Menschen. Alle sollen wissen, was sie der Umwelt antun, wenn sie die Kippen einfach auf den Boden werfen. Stattdessen kann man auch eine kleine Dose als Taschenaschenbecher mitnehmen, um an Stellen ohne Mülleimer die Zigarettenstummel nicht einfach irgendwo hin zu schnippen.“

Martin Wilhelm, Kämmerer und für den Stadtservice zuständiger Dezernent, weist auf die schwierige Beseitigung der kleinen Abfälle hin: „Die Zigarettenstummel setzen sich in jeder Ritze fest und auch in den Grünanlagen sind sie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtwerke nur sehr aufwändig zu entfernen. Und  das erhöht auch die Kosten, die durch Achtsamkeit und Rücksicht aller zu vermeiden wären. Die Innenstadt wird täglich und an den Wochenenden sogar zwei Mal gereinigt. Wir möchten keinesfalls unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger stigmatisieren, weil sie rauchen, Hunde halten, unterwegs Kaffee trinken oder Kaugummis kauen. Wir möchten aber an sie appellieren, mit den daraus resultierenden Abfällen verantwortungsvoll umzugehen, um den Reinigungsaufwand nicht unendlich zu steigern. Dafür stehen rund 1700 Abfallbehälter im öffentlichen Raum zur Verfügung.“

„Respect Offenbach“

Damit die Raucherinnen und Raucher Zug um Zug darauf aufmerksam werden, startet nun eine Informationskampagne unter dem Motto „Respect Offenbach“, die auch mit unkonventionellen Mitteln arbeitet. Nach dem Auftakt mit dem Thema Kippen werden im kommenden Jahr Bürgerinnen und Bürger auch für weitere besonders problematische Abfälle wie Kaugummi, Verpackungen und Hundekot sensibilisiert. Die Tonalität ist humorvoll, informativ und ohne erhobenen Zeigefinger. „Das Motto soll darauf hinweisen, dass Littering, also das achtlose Wegwerfen von Müll auf den Boden, respektlos ist – gegenüber den Mitmenschen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Straßenreinigung und des Grünwesens der Stadtwerke, den Tieren und der Umwelt“, sagt Christian Loose, stellvertretender Leiter des Eigenbetriebs der Stadt Offenbach.

Im Rahmen der Kampagne wird unter anderem in einem Kostüm ein personifizierter Zigarettenstummel namens Kippi durch die Stadt laufen, um auf das Problem der Vermüllung mit Kippen aufmerksam zu machen. So wird aus einer Kippe ein weithin sichtbares und einfach zu verstehendes Problem. Ziele sind hier vor allem die Innenstadt, Berufsschulen, Spielplätze sowie der Hafen. Kippi wird auch Taschenaschenbecher verteilen, damit Raucherinnen und Raucher unterwegs Zigarettenstummel sauber und geruchsdicht verpackt bis zur nächsten legalen Entsorgungsmöglichkeit tragen können. Dies sind die private Restmülltonne oder einer der 1750 öffentlichen Abfallbehälter im Stadtgebiet.

Außerdem gibt Kippi Postkarten aus, auf denen der Link zu einem Film und weiteren Informationen der Kampagne steht. Bespielt werden aber auch Plakatflächen, die Wände von Bushaltestellen, sowie die sozialen Medien. „Mit dieser Kommunikationskampagne wird humorvoll und informativ zugleich über alle relevanten online und offline Kanäle das Thema Littering und Vermüllung im öffentlichen Raum angesprochen“, sagt Gabi Klußmann, stellvertretende Leiterin der Unternehmenskommunikation Stadtwerke Offenbach.

Wer sich von der Aufklärungskampagne und Verboten nicht überzeugen lässt, soll zahlen: Die Stadtpolizei wird in der nächsten Zeit verstärkt darauf achten, wer seine Kippe auf den Boden schnippt und bei Verstößen Anzeigen schreiben

Nur etwa jede fünfte Kippe wird ordnungsgemäß entsorgt, alle anderen landen auf dem Boden. Dort setzen sich die biegsamen, weichen Reste oft genug in den Ritzen zwischen den Pflastersteinen oder im Rinnstein fest oder sie vermüllen Beete, Spielplätze und Grünanlagen. Für die mit der Straßenreinigung oder der Grünanlagenpflege beauftragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtwerke ist das Problem kaum zu bewältigen: Kippen aus einem Gebüsch herauszufischen oder aus einer Ritze im Rinnstein herauszupulen sprengt jede Zeitvorgabe für einen zu reinigenden Bereich. Für die Innenstadt und das Hafengebiet wurde eigens ein Gluttonsauger gekauft, mit dem ein Mitarbeiter diese Kleinstabfälle Stück für Stück entfernt.

Nicht nur ein ästhetisches Problem

Das Problem ist aber nicht nur ein ästhetisches: Es vergehen bis zu 15 Jahre, bis sich Kippen von selbst zersetzen. In dieser Zeit geben sie die in ihnen ausgefilterten Giftstoffe aus dem Tabak an die Umwelt ab. Bis zu 7000 Chemikalien enthält eine Kippe laut WHO, darunter unter anderem Arsen, Blei, Cadmium, Formaldehyd, Benzol, Nitrosamine und andere mehr. Viele davon sind hochgiftig und krebserregend und werden – wie etwa das wasserlösliche Nervengift Nikotin – aus den Stummeln bei Regen ins Grundwasser ausgespült. Es ist darüber hinaus ein weit verbreiteter Irrtum, dass die weißen Fasern des Zigarettenfilters harmlose Baumwolle sind. Celluloseacetat heißt das in den meisten Zigaretten verwendete Material, ein schwer abbaubarer Kunststoff.

Nicht nur das Grundwasser wird durch Zigarettenkippen gefährdet. Vögel und Wassertiere nehmen die Stummel ebenso auf und damit auch die darin enthaltenen Gifte. Dadurch können diese auch in die Nahrungskette gelangen. „Aber Kippen auf öffentlichen Wegen, Grünanlagen und Spielplätzen gefährden auch Kinder“, sagt Frank Weber, stellvertretender Leiter des Offenbacher Ordnungsamtes. „Das ist ein weiterer Grund, das Wegwerfen von Kippen durch die Anhebung der Bußgeldtatbestände teurer zu machen. Um zukünftig weniger Zigarettenstummel auf der Straße zu haben brauchen wir eine gemeinsame Kampagne von Stadtwerken, Stadtservice und Ordnungsamt, die aufklärt und sensibilisiert. Aber auch harte Strafen für diejenigen, die wir damit nicht erreichen!“

(Text: PM Stadt Offenbach)