Obertshausen (sit) Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst in Stadt und Kreis Offenbach – so lautet ein Angebot der Malteser. Allerdings ist das Thema so sensibel, dass sich viele Eltern oder weitere Angehörige schwerst- und sterbenskranker Kinder nur sehr zögerlich diesem Angebot öffnen. Verständlich – denkt man doch häufig bei Hospizdienst an die letzten Tage im Leben eines Menschen. Wer möchte sich das in Bezug auf das eigene Kind vorstellen?
„Es geht nicht nur um die letzte Lebenszeit eines Kindes, wenn wir Familien begleiten“, erklärt Alexander Rudolf, der den Hospizdienst federführend koordiniert. Vielmehr können Familien mit nichtheilbar erkrankten Kindern vielfältige Hilfe von den Maltesern erhalten. In Stadt und Kreis Offenbach informieren, beraten und begleiten haupt- sowie qualifizierte ehrenamtliche Mitarbeiter vor Ort. Zum Koordinationsteam gehören Claudia Bauer-Herzog und Sabine Wollmer, ihr Büro haben sie im Familienzentrum in Heusenstamm. „Die Begleitung kann über einen langen Zeitraum gehen“, so Alexander Rudolf, „manchmal ab dem Zeitpunkt einer Diagnosestellung.“ Es geht nicht nur darum, den Eltern eines unheilbar erkrankten Kindes Entlastung zu bieten, sondern gerade auch im Hinblick auf Geschwisterkinder Unterstützung zu bieten. Da kann eine Helferin oder ein Helfer zu Hause beim kranken Kind ganz einfach dafür sorgen, dass das Geschwisterkind zum Turnen oder einem anderen Verein gehen kann oder einfach einmal eine Unternehmung mit Mama oder Papa möglich ist.
Erste Ansätze im Kinderhospizdienst bei den Maltesern gab es bereits 2008. Rudolf ist seit 2013 dabei und der Dienst wurde strukturell neu aufgebaut. Die Arbeit braucht ein sehr spezielles Know-how; der Dienst ist vernetzt mit Ärzten, Kliniken, Kitas, Schulen und Sozialen Diensten. Rund 250 Kinder und Jugendliche sind in Stadt und Kreis Offenbach lebensverkürzend erkrankt. Darunter alle unheilbaren Krankheitsbilder, die man sich nur vorstellen kann: Krebserkrankungen ebenso wie Gendefekte, ganz seltende Syndrome oder durch Vorfälle bei der Geburt hervorgerufene schwere Behinderungen. „Wir wollen auf keinen Fall die Hoffnung von Eltern beiseite schieben“, erklärt der Malteser das Anliegen. Vielmehr solle über Jahre geholfen werden, dass diese Kinder in die Gesellschaft integriert werden. Und das Angebot wendet sich auch an Kinder oder Jugendliche, deren Vater oder Mutter sterben werden. „Wir möchten einfach vermitteln, dass unser Dienst auch anders in Anspruch genommen werden kann, als er vielleicht durch seinen Namen im Bewusstsein ist.“
Derzeit begleitet und berät der Malteser Hilfsdienst fünf Familien mit erkrankten Kindern oder erkrankten Eltern sowie drei Familien mit trauernden Kindern. Es kostet einfach Überwindung, die Hilfe anzunehmen – und das, obwohl sie kostenfrei und unabhängig von Nationalität und Religionszugehörigkeit ist.
Es geht Alexander Rudolf darum, den umfassenden Begleitdienst der Malteser bekannter zu machen, um möglichst vielen betroffenen Familien zu helfen. Um das Angebot bekannt zu machen, haben die Malteser einen „Begegnungslauf“ initiiert – einerseits, damit die Bürger den Kinder- und Jugendhospizdienst finanziell unterstützen, aber vor allem, um in das Bewusstsein der Menschen zu rücken. Einige Stationen wurden schon abgewandert, nächste Woche folgt die letzte Etappe, die in Dietzenbach endet und mit einer Aufführung von t-Raum im Capitol ihren Abschluss findet: Oscar und die Dame in Rosa“. Das Stück handelt von einem unheilbar erkrankten Jungen, der die Wahrheit über seinen Zustand wissen möchte und der mit der Dame in Rosa übers Sterben und alles andere fantasiert und offen spricht. Dies ist am 4. November zu erleben.
Informationen darüber sowie über den Kinder- und Jugendhospizdienst an sich gibt es unter Tel. 06104/669 58 10 oder www.malteser-offenbach.de.