„Klima im Focus – gemeinsam in eine gute Zukunft“ hieß es vor wenigen Tagen im Groß-Gerauer Landratsamt. Der Fachdienst Klimaschutz der Kreisverwaltung hatte zur Veranstaltung mit diesem Titel eingeladen, in deren Rahmen auch die Preisträger*innen des diesjährigen Energiewettbewerbs geehrt wurden. Christian Döring moderierte das Klimasymposium im Landratsamt, zu dem der Erste Kreisbeigeordnete Walter Astheimer rund 50 Gäste begrüßte.
„Klimaschutz hat neben der wichtigen Reduzierung von Treibhausgasen viele weitere positive Effekte. Er bedeutet auch Wandel, Innovation, Spitzentechnologie, Solidarität und Gesundheitsfürsorge. Grüne Städte sind lebenswerter, energieeffiziente Gebäude sind komfortabler und nachhaltiger Verkehr ist oft entspannter“, führte Walter Astheimer ins Thema ein. Und stellte die beiden Referenten des Tages vor: Prof. Dr. Kai Schulze von der TU Darmstadt, der sich in seinem Vortrag mit der aktuellen Klimapolitik befasste, sowie Prof. Dr. Reinhard Loske, Wissenschaftler und ehemaliger Bundestagsabgeordneter, dem es um das Bild einer klimagerechten Gesellschaft in 20 Jahren ging.
Kai Schulze, Juniorprofessor für Modelle der Wohnungs- und Energiepolitik, stellte anhand von Daten vor, wie sich die globalen Temperaturen in den vergangenen Jahrzehnten nach oben entwickelt haben, wie Erfahrungen mit Extremwetterereignissen zunehmen und was dies für die Politik bedeutet. Auch wenn Treibhausgasemissionen im Energiebereich etwas zurückgingen, so bedeute das nicht automatisch das Gleiche für den Verkehr. Daher: „Alle Sektoren – ob Industrie, Verkehr oder Gebäudebau – müssen liefern und sind gefragt, Emissionen zu senken“, sagte Schulze – um die Klimaschutzvorgaben einzuhalten und die Erderwärmung zu begrenzen. Klimapolitik ist ein Querschnittsfeld, betonte er, die Handlungsebenen reichten von „lokal bis global“. Vorgaben vom Staat seien genauso gefragt wie Maßnahmen nicht-staatlicher Akteure. Die öffentliche Meinung schätzte der Referent als wichtig ein, um Bewegung in Politik zu bringen. Vier Formen von Klimapolitik nannte Kai Schulze: Regulierung, Finanzierung, Strukturierung und Überzeugung. Kommunen könnten sich durch Vernetzung einbringen, durch Nutzung von Fördermitteln, durch Beratung oder über Wettbewerbe. Dabei, so konstatierte er, sei aber auch klar, dass personelle und finanzielle Engpässe es nicht einfacher machen, die „nötige Verkehrs- und Wohnwende“ hinzubekommen.
Prof. Dr. Reinhard Loske machte auf sehr plastische Weise an mehreren Beispielen (Handy, Mobilität, Erneuerbare Energien, Pandemie) deutlich, wieviel sich innerhalb der vergangenen 20 Jahre geändert hat – und dies zum Teil rasant – und wieviel sich entsprechend auch in der gleichen Zeitspanne in Zukunft ändern kann. Darum sieht er eine Dringlichkeit, was den Erhalt der planetarischen Gesundheit, das Bremsen des Klimawandels sowie die Klimaanpassung betrifft. Die Anpassung ist einfacher bei weniger Erderwärmung als bei stark erhitztem Planeten. Er sagte: „Wir brauchen einen neuen kategorischen Imperativ.“ Der heißt sinngemäß wie folgt: Du sollst so leben, dass – auch wenn alle anderen genauso leben wie du – der Planet Erde nicht zerstört wird.
Dazu verhelfen können eine präventive Klimapolitik und Ökonomien der Nachhaltigkeit (Technologie-, Lebensstil- und Kooperationsgetrieben), so Loske. „Am Ende geht es darum, weniger zu verbrauchen“, sagte der Referent, langlebige Produkte zu schaffen, eine echte Kreislaufwirtschaft zu entwickeln sowie Produzent und Konsument räumlich näher zu bringen. Auf dieser Basis nannte er Ziele für das Leben im Jahr 2040: kohlenstoffneutraler wirtschaften, andere Mobilitätsformen, nachhaltige Landnutzung, kooperative und regional vernetzte Strukturen. Zudem, so Reinhard Loske, „müssen wir Abschied nehmen von der Illusion, dass wir hier bei uns auf einer Wohlstandsinsel leben“.
(Text: PM Kreis Groß-Gerau)
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