„Ernüchternd“: Ringer-Hessenligist FSV Münster zieht Mannschaft zurück

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Unter anderem Leistungsträger Abbas Najafi (rot, hier gegen den Schaafheimer Maximilian Musel) hätte der FSV Münster in der Hessenliga entgegen der ursprünglichen Planung nicht zur Verfügung gestanden. (Foto: jedö)

Überraschung im Ringen: Drei Wochen vor dem Saisonstart (11. September) hat Hessenligist FSV Münster seine Mannschaft zurückgezogen. Erstmals seit Jahrzehnten schickt der einstige Bundesligist damit kein Team auf die Matte. Die Gründe sind personeller Natur.

„Uns sind einige Ringer weggebrochen“, sagt Axel Wandinger, Abteilungsleiter der Freien Sportvereinigung. „Einer ist verletzt, mehrere hätten ihr Gewicht nicht mehr gebracht.“ In der Hessenliga werden pro Mannschaftskampf Duelle in neun Gewichtsklassen bestritten. Jedes Team muss mindestens acht dieser Klassen besetzen, davon sieben mit dem korrekten Gewicht.

„Es war absehbar, dass wir in einige Waageniederlagen hineinlaufen“, so Wandinger. Etwa dann, wenn man nur sieben Ringer zum Wiegen hätte schicken können – oder aber acht, von denen zwei nicht das erforderliche Gewicht gebracht hätten. Ist dem so, ist der Mannschaftskampf mit der Höchstpunktzahl (in der Hessenliga 0:36) verloren. Der Kampfabend entfällt dann in der Regel zwar nicht, verkommt aber zum Freundschaftsduell, manchmal gar unter Rückzahlung des Eintrittsgelds.

Auch Gaetano Pone (hier mit Trainer Heinfried Eichheimer) hätte der FSV Münster in der Hessenliga entgegen der ursprünglichen Planung nicht fürs geplante Limit zur Verfügung gestanden. (Foto: jedö)

Weil derlei für Zuschauer wie Sportler unbefriedigend ist, in Münster aber kaum zu verhindern gewesen wäre, zog die FSV die Notbremse. Wandinger zählt auf: „Abbas Najafi, der fest als Leistungsträger eingeplant war, hat gesundheitliche Probleme. Gaetano Pone hätte in der Hinrunde die 86 Kilo ringen sollen, packt dieses Gewicht aber nicht mehr. Gleiches gilt für Zaid Zadeh, der derzeit 63 Kilo auf die Waage bringt und das 57-Kilo-Limit nicht mehr schafft.“ So hätte für die zwei leichtesten Limits nur noch Kai-Oliver Görisch zur Verfügung gestanden, „er will aber nur Griechisch-römisch ringen“.

Der Verein, der bis Mitte der 90er in der 2. Bundesliga rang (und dort zweimal Meister wurde), habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, betont Wandinger. Man habe sogar versucht, Routinier Sevket Ermis zu reaktivieren. Das frühere Ass für die beiden untersten Gewichtsklassen hat seine Karriere schon beendet. Aller Einsatz blieb vergeblich, auch Trainer Heinfried Eichheimer trug den schweren Entschluss mit. Wandinger: „Für uns ist es ernüchternd, nach so vielen Jahren erstmals keine Ringermannschaft zu stellen.“

In der Saison 2022 will die FSV Münster das auf jeden Fall wieder tun. „Wir müssen Mannschaftsringen bieten, sonst kommt zu uns auch kein Jugendlicher“, meint Wandinger. Laut HRV-Präsident Karl Rothmer (Darmstadt) muss der Verein für den späten Rückzug 1 400 Euro Strafe zahlen, im nächsten Jahr aber nicht zwingend mit einer Rückstufung in die Verbandsliga als niedrigster Klasse im Verbandsgebiet rechnen: „Diese Regelung ist abgeschafft.“ Eventuell darf Münster zum Neustart also wieder in der Hessen- oder zumindest der Landesliga ran.

Die verbliebenen Ringer dieses Jahres dürfen jetzt noch als Leihringer bei Vereinen der Hessen-, Landes- oder Verbandsliga anheuern, nicht aber in der Oberliga Hessen oder der Bundesliga. Die Hessenliga, aus der schon im Frühjahr der KSV Neu-Isenburg zurückgezogen hatte, reduziert sich damit auf neun Teams: KSV Seeheim, KSV Waldaschaff, AC Goldbach, ASV Frankfurt-Griesheim, SC Kleinostheim II, KSC Hösbach II und KSV Rimbach II.

(Text: jedö)