Schritt für Schritt (zurück) in die Arbeitswelt

84
Die Coaches Gabriele Allemann und Helmut Willand vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. besprechen am Standort Michelstadt, wie sie ihm Rahmen der Maßnahme „BG-Coaching“ Familien unterstützen und (wieder) in den Arbeitsmarkt integrieren können. Foto: Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V.

„BG-Coaching“ bietet nachhaltige Perspektiven für Familien, die Arbeitslosengeld II erhalten

Arbeits- oder ausbildungsfähige Familienmitglieder, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II beziehen, (wieder) in den Arbeitsmarkt zu integrieren und so eine nachhaltig positive Perspektive für die gesamte Familie zu schaffen, ist das Ziel von Gabriele Allemann. Gemeinsam mit Helmut Willand betreute sie bis Mitte Juli am Michelstädter Standort des Bildungswerkes der Hessischen Wirtschaft e.V. die vom Kommunalen Job-Center des Odenwaldkreises beauftragte Maßnahme „BG-Coaching“. BG steht dabei für Bedarfsgemeinschaft, also Familien oder Paare, die Arbeitslosengeld II (ALG II) erhalten.

Im zweiten Durchlauf der Maßnahme wurden 16 Teilnehmende aus neun Bedarfsgemeinschaften betreut. Dabei galt es, viele Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, so die Maßnahmencoachs. „Das geht nur Schritt für Schritt. Sehr viel Zeit verbrachten wir mit Gesprächen und Abklären der oft sehr vielfältigen Lebensumstände“, beschreibt Allemann ihr Vorgehen. Auch Visionsarbeit wurde eingesetzt, um gemeinsam mit den Teilnehmenden neue Ziele herauszuarbeiten. Jede einzelne Bedarfsgemeinschaft ist dabei eine neue Herausforderung.

Manchmal haben sich in den Familien aufgrund von Langzeitarbeitslosigkeit viele Probleme aufgestaut. Es fehlt an Flexibilität und Tagestruktur. Oftmals kommen noch gesundheitliche Einschränkungen hinzu. Manche Familien sind erst aufgrund der Corona-Krise in den Bezug von ALG II gerutscht und leiden unter der neuen Lebenssituation.

Auch Coach Helmut Willand betont, dass in jedem einzelnen Fall eine kontinuierliche Begleitung sowie individuelle Lösungsansätze notwendig waren, um im ersten Schritt die Rahmenbedingungen der Teilnehmenden zu verbessern und im zweiten Schritt die Integration in den Arbeitsmarkt zu realisieren.

Das kann bedeuten, dass, wie in einem aktuellen Fall, der Familienfrieden bei einem zerstrittenen Paar mit zwei kleinen Kindern wiederhergestellt werden musste, bevor der Familienvater emotional in der Lage war, eine Arbeit aufzunehmen.

Oder es heißt, dass die Coaches beim Aufbau einer Selbständigkeit eines Teilnehmers unterstützen mussten, inklusive der Beratung für Behördengänge und der gemeinsamen Betrachtung der realistischen Chancen des Vorhabens. Parallel dazu sprachen sie, in vielen Beratungsstunden, mit der volljährigen Tochter über deren Zukunft und konnten diese am Ende erfolgreich in die gewünschte Ausbildung zur Fachkraft für Dialogmarketing vermitteln.

Ein schwieriger Spagat für den Maßnahmenträger, gerade in Zeiten von Corona. Denn digitale Kommunikation war mangels Kenntnissen der Teilnehmenden oftmals nicht möglich. Regelmäßige persönliche Treffen und Gespräche fanden deshalb häufig bei Spaziergängen im Freien statt. Präsenztermine im Bildungswerk gab es nur mit jeweils einzelnen Bedarfsgemeinschaften und unter geltenden Hygieneregeln.

Informationen zur Maßnahme „BG-Coaching“ erhalten Interessierte beim Kommunalen Job-Center von Stefanie Weber (Telefon: 06062 70-1570, E-Mail: st.weber@odenwaldkreis.de) oder beim Maßnahmenträger BWHW von Birgit Golak (Telefon: 06061 9438-20, E-Mail: golak.birgit@bwhw.de).