Müll vermeiden ist der Anspruch: Samstag ist Internationaler Plastiktütenfreier Aktionstag

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Am 3. Juli wird der Internationale Plastiktütenfrei Tag genutzt, um auf die Flut von Kunststoff aufmerksam zu machen.

In Frankfurt ist das kein neues Thema. Seit 2019 gibt es auf dem Erzeugermarkt auf der Konstablerwache eine Aktion, die dafür sorgt, dass durch die weitere Nutzung von Einwegtaschen eine höhere Nachhaltigkeit entsteht. Der Ernährungsrat Frankfurt und der Frankfurter Marktverein e.V. planten im Sommer und Herbst 2019, für alle, die (spontan) ohne Tasche einkaufen, Taschenstationen aufzustellen. Der Arbeitskreis des Projekts „verpackungs- und plastikfrei leben“ beim Ernährungsrat Frankfurt für den Frankfurter Marktverein e.V. ging in direkte Umsetzung. Das zuständige Hessische Ministerium unterstütztes das Engagement. Die Konzeptgrundlage und Idee der Taschenstationen wurden vom Gewerbeverein Bornheim-Mitte e.V. und Lust auf besser leben gGmbH entwickelt.

Als Alternative zur Plastiktüte und für Mehrweg: Wie bei einem offenen Bücherspendenschrank, nur für Taschen – hier können Einkaufsbeutel oder Tragetaschen kostenfrei hineingelegt und herausgenommen werden. Die Taschenstationen bekamen eine wiedererkennbare Beschriftung und gehören heute zum Bild auf dem Erzeugermarkt. An fast jedem Stand hängt oder steht dieses Aufnahmebehältnis nun schon seit fast zwei Jahren und wird häufig benutzt. Kunden bringen ihre überzähligen Taschen mit, um spontanen Käufern das „Nein Danke“ zu neuen Kunststofftüten zu ermöglichen. Außerdem bieten immer mehr Stände Pfand-Mehrweg-Verpackungssysteme an.

Selbst zu Pandemiezeiten gibt es offizielle Handlungsempfehlungen aus dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, wie mit kundeneigenen Mehrwegbehältern umgegangen werden kann. Hier wird die Zuständigkeit aufgeteilt. Die Verbraucher sind für die Sauberkeit der Gefäße (Boxen, Gläser, Becher) verantwortlich. Sie öffnen das Behältnis und beachten die Hygieneregeln bei der Übergabe. Der Lebensmittelanbieter darf nur saubere Behältnisse befüllen. Eine Übergabeplattform zum Abstellen ist dabei empfehlenswert. Geht doch. Jede kleine Maßnahme, die dazu führt, dass der Einsatz von Plastiktüten reduziert wird, ist nachhaltig sinnvoll. Hier ist jeder Leser aufgerufen seinen kleinen Beitrag zu leisten. „Augen auf“ beim Einkauf. Letztlich sind „wir“ die Macht und entscheiden für die Zukunft unserer Umwelt.

Die Masse macht`s: Hintergrund zum plastiktütenfreien Aktionstag

Die Plastiktüte hat vor ungefähr 60 Jahren ihren Siegeszug angetreten. Praktisch, leicht und als Werbefläche nutzbar haben Einkaufende wie der Einzelhandel sie für sich entdeckt. Warum auch nicht: Erdöl war leicht verfügbar und der Klimawandel kein Thema. So stieg der weltweite jährliche Verbrauch und wird auf ca. eine Billion, eine Zahl mit zwölf Nullen geschätzt. In Deutschland sind es nach Aussage des Umweltbundesamtes über sechs Milliarden. Mit diesen Tüten könnte man jedes Jahr einmal die Fläche Berlins auslegen.

Die Einweg-Plastiktüte ist für viele als Alltagshelfer kaum noch wegzudenken, aber leider auch nicht mehr aus unseren Umwelt- und Klimaproblemen. Wir finden Plastiktüten in riesigen Müllstrudeln in den Meeren, in Mägen von Tieren und als Mikroplastik an unseren Stränden. Was für viele bisher noch weitgehend unbekannt ist: Der Beitrag der Plastiktüte zum Klimawandel. Plastiktüten werden aus Erdöl hergestellt, ein immer knapper werdender Rohstoff. Bei ihrer Herstellung und Entsorgung wird das Klimagas CO2 freigesetzt.

Der Plastiktütenfreie Tag wurde in Katalonien als Aktionstag ins Leben gerufen. Seitdem hat er sich zum Internationalen Plastiktütenfreien Tag entwickelt. Er wird als „Plastic Bag Free Day“ seit 2011 vom europäischen Netzwerk „Zero Waste“ jährlich durchgeführt. An diesem Tag wird weltweit mit Aktionen, Konzerten, Demonstrationen und Mitmachaktionen auf das Thema aufmerksam gemacht.

Plastiktüten sind, anders als andere Plastikprodukte, leicht vermeidbar. Deshalb ist ihr Beitrag zum etwa drei Millionen Tonnen schweren Müllstrudel, der sich zwischen Kalifornien und Hawaii gebildet hat, besonders traurig. Hier dreht sich, angetrieben durch Wind und Strömungen, eine schwimmende Müllhalde. Auf ein Kilogramm Plankton kommen hier sechs Kilogramm Plastik. In den Wirbeln im Südpazifik, im Atlantischen und im Indischen Ozean gibt es weitere Plastikteppiche. Auch in Europa z. B. im Roten Meer und an den Küsten der Nord- und Ostsee sind viele Regionen von Plastikmüll übersät. Ein ökologisches Drama – mit verendenden Tieren, die Plastik für Nahrung halten und chemischen Plastikzusätzen, die in die Nahrungskette gelangen. Plastiktüten benötigen für Herstellung, Verteilung und Entsorgung Energie- und weitere Ressourcen, vor allem Erdöl, was den Ausstoß von Treibhausgasen zur Folge hat und den Klimawandel verstärkt.

Gelangen die Plastiktüten nach der Benutzung über den Hausmüll in die Müllverbrennungsanlage, sollte vor dem Hintergrund des wachsenden Anteils erneuerbarer Energien das dabei entstehende CO2 zusätzlich in die Bilanz einbezogen werden.
Da Mehrwegbeutel stabiler sind und einen deutlich höheren Materialeinsatz benötigen, lohnt sich auch hier ein Blick auf die Klimabilanz. Mehrwegbeutel sind dann am sinnvollsten, wenn sie aus Recyclingmaterialien wie Recyclingplastik oder Altstoffen hergestellt werden und auch wirklich mehrfach (mindestens 30 Mal) benutzt werden.

Quelle/Text: www.plastiktuetenfreiertag.de / LIFE Bildung Umwelt Chancengleichheit e.V., Berlin