Traum von der Handkäsbratwurst vor Ort – Gastronomie in der Region

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Auch in Wiesbaden stehen die Lokale leer. Tische und Bänke erinnern nur noch daran, wo hier sonst das Leben tobte. (Foto: as)
Umsatzeinbußen im Gastgewerbe besorgniserregend/ Derzeit keine Öffnungsstrategie erkennbar

REGION (as) – Es ist allseits bekannt, dass die Gastronomie aufgrund der weiterhin andauernden Corona-Pandemie leidet. Immer wieder treten einzelne prominente Köche in die Öffentlichkeit und sprechen über ihre Schwierigkeiten, sich während dieser Zeit über Wasser zu halten. Aber vor allem Lokale, die eher regionale Bekanntheit haben, sind in ihrer Existenz bedroht.

Wirte, Köche, Kellner und Hotelangestellte – alle gehören sie der Gastronomie an, kämpfen sich durch lange Tage, oft bis in die Nacht. Und alle sind sie betroffen von den derzeitigen wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie sowie den Vorschriften zur Eindämmung selbiger. Hotels müssen nach aktuellen Verordnungen weiterhin geschlossen bleiben. Das trifft auch Speiselokale und Betriebe, in denen Speisen zum Verzehr an Ort und Stelle abgegeben werden. Hier gibt es nur wenige Ausnahmen. Eine davon ist die Auslieferung von Speisen und Getränken sowie deren Abverkauf zum Mitnehmen: erworbene Speisen und Getränke zum Mitnehmen dürfen zwar nicht vor Ort zu sich genommen werden, aber die Auslieferung und Mitnahme nach Hause bleibt erlaubt.

Wieder steigende Inzidenzen, sich stetig verändernde Richtlinien und mangelnde Einnahmen sorgen für Verunsicherung. Letztere behandelt auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) in den Ergebnissen seiner Jahresbilanz zur Gastronomie und Hotellerie 2020/2021. Besonders erschreckend: Bei einer Umfrage des DEHOGA mit 6.500 Teilnehmern kam heraus, dass seit März vergangenen Jahres der Umsatz im Gastgewerbe um 63% zurück gegangen ist. Knapp ein Viertel aller befragten Gastronomen ziehen darum eine Betriebsaufgabe in Betracht. Aber auch die Daten des Statistischen Bundesamts scheinen nicht viel positiver auszufallen: „Nach zehn Jahren mit Umsatzplus muss das Gastgewerbe die mit Abstand größten Umsatzeinbußen verbuchen, die seit dem Zweiten Weltkrieg erfasst wurden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sanken von Januar bis Dezember 2020 die Umsätze im Gastgewerbe um nominal 36,5% (real -39,0%)“, heißt es in der Bilanz des DEHOGA.

Aber die Schwierigkeiten schweißen auch zusammen. So starteten beispielsweise mehr als 15 Rodgauer Gastronomen mit Unterstützung des Gewerbevereins Rodgau und der städtischen Wirtschaftsförderung die Aktion „Genießt Lokal“. Diese ist vor Ort durch einen großen Aufkleber, der an Eingängen und großen Sichtfenstern der beteiligen Gastronomen angebracht ist, deutlich zu erkennen. Jürgen Herr, Chef des Jügesheimer Lokals „Journal“ und Oliver Döbert von „Döbert’s Wirtshaus“ betonen als Sprecher der Gruppe, dass mit dieser Aktion die Aufmerksamkeit stärker auf lokale gastronomische Aktivitäten gelenkt werden soll. Alle teilnehmenden Unternehmen bieten ein außergewöhnliches, breites kulinarisches Angebot, das sich mit überregionalen Angeboten mehr als messen kann, so Jürgen Herr und Oliver Döbert.

(Foto: as)

Aber auch andere Gastronomen bleiben während der Pandemie weiter aktiv. So etwa Greg de Neufville, der sich trotz des Virus dazu entschlossen hat, mit der „Station 1“ in Ober-Roden ein neues Lokal zu gründen (wir berichteten). Auch Jörg Rotter, Rödermarks Bürgermeister, begrüßt das sehr: „Wo Gastronomie ist, da ist Leben. Da kommen Menschen zusammen.“ Wichtig bleibt also, optimistisch zu bleiben, so wie Jürgen Vieth, Vollblutgastronom und Anwohner Alt-Sachsenhausens, der schon Pläne für die Zeit nach der Pandemie hat: „Die erste Verkostungsserie mit Kräuterbratwurst, Handkäsbratwurst, Fenchel Salsiccia und Caprese-Style kam schon einmal sensationell bei den Testessern an, man darf also auf jeden Fall gespannt sein“