FRANKFURT (PM) – Auch am Deutschen Sportabzeichen geht die Corona-Pandemie nicht spurlos vorbei. Mit insgesamt 32.556 abgelegten Sportabzeichen im Jahr 2020 in Hessen hat sich die Zahl nahezu halbiert.
Insgesamt verzeichnet der Landessportbund Hessen e.V. (lsb h) einen Rückgang um 48,6 Prozent. Dass Corona und die damit verbundenen Einschränkungen einen großen Anteil an dieser Entwicklung hatten, wird deutlich, wenn die Zahlen im Einzelnen in den Blick genommen werden. Zunächst die positiven Erkenntnisse: Bei den Erwachsenen, die ihr Sportabzeichen in der Regel bei Vereinen ablegen, ist die Zahl der Prüfungen nur um knapp ein Viertel zurückgegangen. Da über einen relativ langen Zeitraum kontaktfreier Kleingruppensport im Freien möglich war, konnten die Vereine mehr Angebote machen, die auch genutzt wurden. Sie waren allerdings durch die entsprechenden Hygienekonzepte, Registrierung der Teilnehmenden und ihrer Kontaktdaten sowie weiterer durch Corona verursachten Einschränkungen mit erheblich mehr Arbeit verbunden. „Die hessischen Sportvereine haben im vergangenen Jahr gezeigt, dass sie sich mit viel Engagement, sei es bei der Umsetzung von Hygienekonzepten oder durch noch mehr Flexibilität in der Betreuung, den Auswirkungen der Pandemie entgegenstellen“, lobt der Vizepräsident Sportentwicklung des Landessportbundes Hessen, Ralf-Rainer Klatt, die Sportvereine. Nur durch das starke Engagement der Sportabzeichen-Prüferinnen und -Prüfer sowie der Sportabzeichen-Beauftragten der Sportkreise sei es möglich gewesen, im vergangenen Jahr überhaupt Angebote zum Erwerb des Sportabzeichens machen zu können.
Ein weiteres positives Zeichen sind die Ergebnisse der Sportabzeichen-Familienaktion. 1.210 hessische Familien haben an der Aktion teilgenommen, was einem Rückgang von nur 16,7 Prozent entspricht. Die Möglichkeit zum gemeinsamen Sport für Menschen aus einem Haushalt hatte dafür gesorgt, dass die Aktion relativ viele Teilnehmer/innen hatte und für die Vereine gut umsetzbar war.
Den größten Einbruch gab es beim Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung. Dort sind die Zahlen um 63 Prozent zurückgegangen. „Durch die Pandemie waren viele Fördereinrichtungen und Werkstätten für Menschen mit Behinderung über lange Zeit geschlossen, zeitweise durften die Sportabzeichen-Prüfer/innen die Einrichtungen als Externe gar nicht betreten“, nennt Christina Haack, Sportabzeichen-Referentin des Landessportbundes Hessen zwei Gründe, die für den Negativ-Trend mitverantwortlich sind.
Auch bei den Kindern und Jugendlichen war der Rückgang spürbar. Dort verzeichnet der lsb h ein Minus von 54,8 Prozent. „Der massive Einbruch im Kinder und Jugendbereich ist auf die problematische Schulsportsituation zurückzuführen“, weiß Haack. Der überwiegende Teil der Sportabzeichen im Kinder- und Jugendbereich wird in den Schulen absolviert, dort waren die Möglichkeiten wegen der Corona-Einschränkungen sehr begrenzt. Das betraf auch eine der beliebtesten Großveranstaltungen im Rahmen des Deutschen Sportabzeichens, den Tour-Stopp der „Sportabzeichen-Tour“. Der Hessische Tour-Stopp in Gießen, der für Juni 2020 geplant war, musste abgesagt werden, da die Schulen an keinen außerschulischen Maßnahmen teilnehmen durften.
„Wir wissen nicht, was das laufende Jahr noch bringen wird. Bewegung und Sport sind in der gegenwärtigen Zeit wichtig und werden – hoffentlich – in der Zeit nach der Corona-Pandemie als noch bedeutenderer gesellschaftlicher wie individuell einzubringender Beitrag im Gesundheitswesen eingestuft. Sportabzeichen-Training und -Prüfungen eignen sich gerade in Zeiten der Pandemiebekämpfung besonders: Die meisten Disziplinen können im Freien durchgeführt werden. Der Schulsport kann das Sportabzeichen-Training als Inhalt aufnehmen und das Familiensportabzeichen kann ohne Verletzung von Kontaktbegrenzungen bestens durchgeführt werden. „Ich bin mir sicher, dass die Sportabzeichen-Treffs sich dessen bewusst sind und hoffe, dass möglichst viele Sportvereine und Schulen diese Möglichkeiten wahrnehmen“, blickt Ralf-Rainer Klatt hoffnungsfroh in die Zukunft.