DREIEICH (PM) – Ende August vom Stadtparlament mit deutlicher Mehrheit gewählt und seit 1. November offiziell als Erster Stadtrat im Amt: Markus Heller zieht im Interview eine Zwischenbilanz seiner ersten 100 Tage:
Herr Heller, wie haben Sie Ihren Start als Erster Stadtrat erlebt und inwiefern wurde dieser durch Corona beeinträchtigt?
Heller: Ich hatte einen gelungenen Beginn dank der guten und umfangreichen Einarbeitung von Bürgermeister Martin Burlon und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung. Ich habe mich sofort aufgenommen gefühlt, wenn mir coronabedingt leider auch der persönliche Austausch und die Nähe fehlen: Treffen in großer Runde, spontane Besuche in anderen Büros zur schnellen Abstimmung – einfach ganz normale Dinge im Arbeitsalltag, die fehlen mir, genauso wie allen anderen, natürlich schon.
Konnten Sie sich dennoch über die vielen Themenfelder, die in Ihrer Zuständigkeit liegen, bereits einen ersten Überblick verschaffen?
Heller: Mit meinen Fachbereichen „Bürger und Ordnung“ und „Planung und Bau“ sowie als Verwaltungsratsvorsitzender der DreieichBau bin ich für eine Vielzahl von komplexen und facettenreichen Themen zuständig. Das ist in der kurzen Zeit schon ganz schön viel auf einmal, aber die Einarbeitung ist mir gut gelungen, so dass ich nun mit den Kolleginnen und Kollegen weitervoranschreiten kann.
Was heißt das konkret?
Heller: Ein wichtiges Anliegen ist mir die persönliche Sicherheit der Dreieicherinnen und Dreieicher. Wir verfügen mit unserer gut funktionierenden Feuerwehr über eine hochmotivierte Mannschaft, an deren Ausrichtung wir permanent weiterarbeiten müssen, um dieses Niveau weiter gewährleisten zu können. Aus diesem Grund erstellen wir aktuell mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Bedarfs- und Entwicklungsplan, der sich mit Fragen rund um Neuplanungen von Gebäuden und Neuanschaffungen von Fahrzeugen genauso beschäftigt wie mit der Analyse von den Verkehrsströmen im Stadtgebiet. Wir möchten ja schließlich, dass die Einsatzkräfte so schnell wie möglich an ihr Ziel kommen. Wichtig ist auch, dass wir das Verhältnis zwischen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen konsequent im Blick haben, um personell stets gut aufgestellt zu sein.
Und ist Ihnen in Dreieich bereits etwas aufgefallen, wo Sie dringend Handlungsbedarf sehen?
Heller: Ein großes Problem mit dem nahezu alle deutschen Kommunen zu kämpfen haben und somit leider auch unsere Stadt, ist der zunehmende Leerstand. Leider treiben die coronabedingten Schließungen und die damit verbundene zusätzliche Stärkung des Onlinehandels diese Entwicklung noch weiter voran. Hier gilt es Handlungsoptionen zu entwickeln. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung, dem Fachbereich „Planung und Bau“, aber auch mit Immobilienbesitzern und anderen Beteiligten möchte ich gerne eng zusammenarbeiten und in eine Richtung ziehen. Wir brauchen ein integriertes Gesamtkonzept, wo das Zusammenspiel zwischen Gewerbe, Einkauf, Arbeitsstätten und Wohnungen geregelt ist und funktioniert. Ich sehe es hier als unabdingbar, die aktive Gestaltung weiter voranzutreiben.
Welche Aufgabe steht außerdem noch ganz oben auf Ihrer To-Do-Liste?
Heller: Wenn man der Coronapandemie irgendetwas Positives abgewinnen möchte dann, dass sie die Digitalisierung weiter voranbringt. Inzwischen gehören für viele Menschen Homeoffice und Homeschooling zum Alltag und sind zwar anstrengend genug zu koordinieren, aber für viele nichts Besonderes mehr. Wenn es sich dann ergibt und wieder das „normale“ Leben einkehrt, wird der Umgang mit der Digitalisierung als Erkenntnisgewinn bleiben. Auch die Verwaltung entwickelt sich immer weiter und wird in Zukunft zunehmend digitaler arbeiten. Gerade das Bürgerbüro und die Stadtbücherei werden zunehmend mehr Dienstleistungen in digitaler Form anbieten können und somit noch moderner agieren. In Sachen Online-Terminvergabe für das Bürgerbüro befinden wir uns derzeit beispielsweise in einer Anwendungsphase, die gut klappt und zahlreich angenommen wird. Wenn wir mit den Ergebnissen weiter zufrieden sind, steht einem dauerhaften Einsatz nichts mehr im Wege.
Was konnten Sie in Ihrer Amtszeit bereits erreichen?
Heller: Die Aufhebung des Sperrvermerkes im Bereich der planerischen und baulichen Umsetzung der P-Elimination auf der Kläranlage, ist sicherlich für dieses zukunftsweisende Bauprojekt ein Erfolg. Auch bei dem großen Themenfeld „Mobilität“ hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten so Einiges getan. Mit dem Großbauprojekt August-Bebel-Straße kommen wir gut voran, auch wenn witterungsbedingt ein Zeitverzug eingetreten ist, aber nun nehmen die Arbeiten wieder Fahrt auf. Dabei steht auch der barrierefreie Ausbau der Bushaltestellen besonders im Fokus – ein Ziel, das im gesamten Stadtgebiet eine große Priorität hat. Die Pläne für die Radschnellverbindung werden auch immer konkreter. Wir befinden uns hier allmählich auf der Zielgeraden. Ich sehe dieses Projekt als großen Gewinn für alle Dreieicherinnen und Dreieicher, um so die ohnehin gute Lage und Infrastruktur unserer Stadt noch zusätzlich zu stärken.
Sie leben inzwischen in Dreieichenhain. Fühlen Sie sich in der Stadt als Bürger wohl?
Heller: Dreieich ist ein sehr attraktiver Wohnort, da es auf vielfältige Art und Weise die Nähe zur pulsierenden Metropolregion Rhein-Main mit grüner Idylle verbindet. Es gibt für mich jedoch noch viele spannende Ecken im gesamten Stadtgebiet zu entdecken. Ich freue mich nun besonders auf ein sonniges Frühjahr, um mit meinem Rad auf ausgiebige Erkundungstour zu gehen. Auch freue ich mich schon sehr auf die Begegnung und den Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern. Hoffentlich kann ich dann auch bald das vielfältige Gastronomieangebot Dreieichs testen und den ein oder anderen Äppler genießen.