URBERACH (PM) – Seit 30 Jahren verkauft Günther Meister nebenberuflich Strandkörbe. Ein solch großes Interesse an den Produkten, wie derzeit der Fall, hat der Urberacher aber noch nie verzeichnet. Grund ist auch die Pandemie.
Wenn die Leute schon nicht in Urlaub fahren können, dann wollen viele zumindest daheim für etwas Strandgefühl sorgen. „Strandkorbhersteller sind sicher Nutznießer der Krise. Das hat schon enorm zugenommen“, stellt Günther Meister fast schon entschuldigend fest. Die Körbe präsentierte Meister bislang in Fahrzeughallen, in Garagen oder auf Messen. „Die Nachfrage ist im vergangenen Jahr dermaßen explodiert, dass ich gesagt habe, ich muss das etwas repräsentativer machen.“ Daher hat er im Januar einen kleinen Laden am Gänseeck angemietet, in dem er nach dem Lockdown auf Terminvereinbarung Interessierte berät.
Hauptberuflich ist Meister, der sich ehrenamtlich seit vielen Jahren als Vorsitzender des DRK-Ortsvereins engagiert, selbstständiger Berater für Kapitalanlagen. Das Strandkorb-Thema trat vor über 30 Jahren eher zufällig in sein Leben, als er den Besitzer einer der führenden deutschen Manufakturen, die in Bielefeld sitzt, kennenlernte. Da kam die Idee auf, die Strandkörbe hauptsächlich im Rhein-Main-Gebiet zu vertreiben. Die Interessenten kommen mittlerweile aber auch von weiter her. Als begeisterter Küstenurlauber an Ost- und Nordsee kannte Günther Meister mit seiner Familie die Vorzüge von Strandkörben schon damals. „Ich war schon positiv infiziert“, erinnert sich der Urberacher. Seine Kunden würden viel Wert auf Beratung und Qualität legen. Ein Beratungsgespräch dauert dann schon einmal zwischen einer und eineinhalb Stunden.
Für einen Laien sehen viele Körbe gleich aus. Preisunterschiede erschließen sich oft nicht auf den ersten Blick. Fast alle Billigangebote und inzwischen auch teurere Körbe kommen inzwischen aus Asien. Darunter ist viel zerlegte Containerware, das heißt die Körbe werden erst in Deutschland zusammengebaut oder gleich als Bausatz verkauft. Unter anderem rät der Experte zu einem komplett montierten und durchgeflochtenen Oberkorb. Der ist wesentlich stabiler als ein aus vier Teilen zusammengeschraubter Oberkorb, der auch Wasser eine größere Angriffsfläche bietet. Sich möglicherweise lockernde Schraub- und Nagelverbindungen sind eine weitere Schwachstelle. Die Geflechte sollten UV-beständig und langlebig sein, die Qualität der verarbeiteten Hölzer und Stoffe sowie die verwendeten Beschläge sind weitere Punkte, die es zu beachten gilt.
Ein qualitativ gut verarbeiteter Strandkorb sollte 20 Jahre und länger halten. Für einen deutschen Qualitätskorb seien 1.500 Euro die untere Grenze, sagt Günther Meister. Für die Oberklasse, meint der Strandkorbexperte mit Blick auf das Spitzenmodell „Präsident“, wird mit Zubehör auch schon mal die 6.000 Euro-Grenze durchbrochen. „Der hat ein komplettes Alugestell, da ist kein Holz mehr verbaut“, macht Meister auf einen der Vorteile aufmerksam. „Das ist eigentlich ein Korb, der für die Ewigkeit gebaut ist. Da geht nichts mehr kaputt.“
Die komplette Strandkorb-Branche ist auf Wachstumskurs. Das Interesse ist groß, mit entsprechenden Lieferzeiten. „Wer einen will, sollte sich rechtzeitig darum kümmern. Wir liefern derzeit Körbe aus, die im Oktober, November bestellt wurden“, sagt Günther Meister. In den Manufakturen werde rund quasi um die Uhr gearbeitet. Wer jetzt bestellt, kann Mitte Juni mit der Auslieferung rechnen. Interessenten, die in der eigentlichen Hauptsaison im April oder Mai einen Strandkorb ordern, bei denen könnte es diesmal durchaus bis zum Herbst mit der Auslieferung dauern, befürchtet Günther Meister, der selbst einen Einsitzer bei sich auf dem Balkon stehen hat. „Das ist eine Entspannungsinsel und ein Ganzjahresmöbelstück.“ Auch bei kühleren Temperaturen könne man in ihm warm sitzen, so Meister. Als er vor 30 Jahren anfing, Strandkörbe zu verkaufen, „waren wir die absoluten Exoten“. Längst hat sich der Strandkorb, etwa in Neubausiedlungen, in den Gärten etabliert.